Mit 2:2-Unentschieden trennte sich Borussia Mönchengladbach am Samstag vom VfL Wolfsburg. Dabei lagen die Fohlen mit 0:2 zurück, ehe Marcus Thuram und Breel Embolo mit ihren Toren für den Endstand sorgten. Diesen verdiente sich die Fohlenelf mit einem Mann mehr mit einer tollen Moral und Kampfeswillen. Was aber bleibt, ist die eklatante Abwehrschwäche.
Borussias Trainer Adi Hütter müsste gegen die Wölfe weiterhin auf Lars Stindl (Innenbandeinriss im Knie) und Mamadou Doucouré (muskuläre Probleme) verzichten. Zudem musste Marvin Friedrich aufgrund eines grippalen Infekts kurzfristig passen. Für den Neuzugang aus Berlin spielte Jordan Beyer in der Dreierkette. Zudem nahm Hütter nach der 0:6-Klatsche beim BVB zwei weitere personelle Änderungen vor: Christoph Kramer und Marcus Thuram bekamen den Vorzug vor Manu Kone und Breel Embolo.
Zunächst gab es zwei Schweigeminuten im Borussia-Park. Eine für den am Donnerstag tödlich verunglückten Jordi Bongard vor dem Anstoß und eine für den Frieden und als Zeichen der Anteilnahme in Bezug auf den Ukraine-Konflikt.
Thuram hat die Chancen, aber Wolfsburg trifft
Und dann dauerte es nicht einmal 40 Sekunden, da gab es nach Ballgewinn einen schnellen Konter. Plea steckte geschickt durch zu Thuram, dessen Schuss aber zu zentral kam, so dass Casteels sicher greifen konnte (1.). Auch der zweite Abschluss gehörte dem Franzosen. Der Angreifer zog im Strafraum ab, Bornauw blockte den Schuss rechtzeitig (5.).
Es war eigentlich ein ordentlicher Beginn der Fohlenelf, die dann aber wie so oft in der letzten Zeit nicht richtig aufpassten und sich den 0:1-Rückstand einfingen. Die Borussen gingen im Mittelfeld nicht richtig hin. Kruse schickte dann Baku auf die Reise, der schließlich nach innen zum Wind passte. Der Youngster hatte gegen den viel zu halbherzig agierenden Ginter keine Mühe und schob zur Wölfe-Führung ein (6.).
Eine kalte Dusche für die Borussen, die vier Minuten später eine gute Möglichkeit zum Ausgleich hatten. Hofmann zog einen Freistoß vors Tor, Casteels vor Elvedi zur Ecke abwehrte, die im Anschluss nichts einbrachte (10.). Der frühe Rückstand hatte den Fohlen zugesetzt, das konnte man sehen. Es gelang nicht allzu viel und es fehlte an Tempo und Ideen, um das konzentriert verteidigende ‚Wolfsrudel‘ zu gefährden. Hofmann kam dann aus spitzem Winkel zu einem ordentlichen Abschluss, scheiterte aber an Casteels (19.). Eine Minute später verschätzte sich Elvedi, so dass Wind zum Abschluss kam – neben das Tor (20.).
Wolfsburg nutzt auch die 2. Chance
Die Fohlen hatten in der Folgezeit deutlich mehr Ballbesitz und zeigten gute Ansätze, mehr aber eben auch nicht. Es gelang wenig Zwingendes und kaum Aktionen, die für Gefahr sorgten. Auf der anderen Seite mussten sie immer wieder aufpassen gegen die Wölfe, wenn sie schnell umschalteten. Und dann nutzten die Wölfe die dritte Ecke in Serie. Erneut schliefen die Verteidiger im Zentrum, Bornauw setzte zum Kopfball an und versenkte die Kugel zum 2:0 in den Maschen (34.).
Thuram gelingt noch vor der Pause der Anschluss
Die Borussen blieben am Ball und bemühten sich – und wurden drei Minuten vor dem Pausenpfiff belohnt. Zunächst agierte Hofmann etwas zu überhastet, seine flache Hereingabe von der rechten Seite wurde abgewehrt. Dann aber brach Plea rechts durch, flankte perfekt vors Tor, wo Thuram zum Kopfball ansetzte und die Kugel im Bogen über Casteels hinweg zum 1:2 ins Tor beförderte (42.).
Ein Schöner und wichtiger Anschlusstreffer zur richtigen Zeit, der aber sieben Wirkung beinah im Gegenzug wieder zunichte gemacht wurde, weil die Borussen wieder mal schliefen. Eine Flanke hebelt die komplette Borussen-Defensive aus. Philipp stand völlig blank, konnte die Kugel aber nicht verwerten (45.+1). So ging es aus Sicht der Fohlen mit einem 1:2 in die Kabinen. Wolfsburg zeigte sich effektiv und nahm die Geschenke der Borussen an. Thuram sorgte wenigstens für den Anschluss.
Adi Hütter schickte seine Mannschaft unverändert aufs Feld, während Kohfeldt einen Wechsel vornahm. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff reklamierten die Borussen dann Handspiel, als Lacroix die Kugel an den Oberarm flog, der VAR reagierte aber nicht (51.). In der Folgezeit passierte nicht viel in den Gefahrenzonen. Nach einer Stunde brachte Hütter dann Koné für Kramer.
Erst greift der VAR bei WOB nicht eine, dann schaut Reichel selbst
Die Fohlenelf hatte noch zwar noch Zeit und bemühte sich nach wie vor, doch sie taten sich schwer, die Wölfe vor Aufgaben zu stellen. Zwingendes gab es bis dahin nicht. Dann sah Beyer die fünfte Gelbe Karte und fehlt somit am gegen Stuttgart (65.). Dann hatten die Borussen schon Glück, dass sich nicht der VAR meldete, nachdem Koné Kruse im Strafraum auf den Knöchel getreten war (66.).
Vier Minuten später griff Schiedsrichter Reichel dann ein, schaute sich den Zweikampf zwischen Thuram und Lacroix nochmals an und kam zu dem richtigen Entschluss, dass der Wolfsburger die Kugel mit der Hand spielte und so eine klare Torchance verhinderte. Klare Konsequenz: Rot für den Wolfsburger (71.).
Casteels entschärft Dreifach-Chance, dann sticht Joker Embolo
Zwanzig Minuten noch auf der Uhr und einem Mann mehr für die Borussen, die weiterhin alles versuchten. Die beste Möglichkeit zum Ausgleich gab es in Minute 77. Im Anschluss an eine Ecke scheiterten sowohl Koné, Ginter als auch Plea am herausragend parierenden Casteels. Es lief die Schlussphase und die Borussen gaben alles, um noch zum Ausgleich zu kommen.
Ginters Tor zählt nicht
Und acht Minuten vor Schluss gab es dann endlich die langersehnte Belohnung. Nach schöner Flanke von Plea war es der eingewechselte Embolo, der im Strafraum am höchsten sprang und per Kopf zum viel umjubelten 2:2 einnetzte (82.). Genug hatten die Fohlen damit aber noch nicht. Sie rannten an und wollten in Überzahl die Sieg.
Beinah wäre es so gekommen. Doch Ginters Treffer wurde nach Videobeweis zurückgepfiffen, nach dem Herrmann Roussillon zuvor an der Mittellinie gefoult hatte (90.+2). Danach fischte Casteels noch einen schönen Embolo-Schuss aus dem Winkel (90.+4).
Am Ende blieb es beim 2:2-Remis zwischen beiden Teams. Borussia wird sich ärgern, weil das Tor von Ginter nicht zählte. Was aber feststeht ist, dass diese Mannschaft lebt und mit einer tollen Moral und Kampfeswillen und einem Mann mehr sich den einen Punkt nach 0:2-Rückstand redlich verdient hat.
Die Kurzstatistik zum Spiel:
Borussia Mönchengladbach: Sommer – Ginter, Elvedi, Beyer – Lainer (81. Herrmann), Kramer (61. Koné) Neuhaus, Bensebaini – Hofmann, Plea – Thuram (77. Embolo)
Weiter im Kader: Sippel (ETW), Scally, Netz, Bénes, Noß, Bennetts
VfL Wolfsburg: Casteels – Lacroix, Bornauw, Brooks, R. Baku (58. Mbabu), Arnold, Vranchx (58. Schlager), Roussillon – Philipp (46. Gerhardt), Kruse (78. Steffen) – Wind
Weiter im Kader: Servan (ETW), F. Nmecha, Lukébakio, Waldschmidt
Tore: 0:1 Wind (6.), 0:2 Bornauw (33.), 1:2 Thuram (42.), 2:2 Embolo (82.)
Gelbe Karten: Sommer, Beyer / Philipp, Baku, Casteels, Gerhardt
Rote Karte: Lacroix (70./ Verhindern einer klaren Torchance)
Bes. Vorkommnisse: Keine
Schiedsrichter: Tobias Reichel (Stuttgart)
Zuschauer: 10.000 (Borussia-Park)