
Wieder einmal steht Borussia Mönchengladbach mit leeren Händen da. Bei RB Leipzig gab es für die Fohlenelf die dritte Niederlage in Folge und kassierte dabei die Gegentore 10 bis 14 binnen zwei Wochen. Somit ist klar: Die Borussen sind auch defensiv derzeit alles andere als bundesligatauglich. Spätestens jetzt sollten am linken Niederrhein die Alarmglocken schrillen.
Stindl legt den Finger in die Wunde
Es ist schon haarsträubend und unerklärlich zugleich, wie einfach auch RB Leipzig in der Lage war, Tore zu erzielen. Leipzig hatte kaum Mühe, den mitunter herausragenden Yann Sommer zu überwinden. Weil eben seine Vorderleute maximal körperlich anwesend waren. Und auch offensiv war das nichts, was die Borussen bei den Sachsen anzubieten hatten. In der ersten Halbzeit gelang den Fohlen lediglich ein (!) Schuss aufs Tor. »Die erste Halbzeit haben wir wirklich gar nicht gut gespielt«, brachte es Lars Stindl hinterher bei ‚Sky‘ auf den Punkt.
Und auch nach dem Seitenwechsel war das nicht bedeutend besser. Gerade offensiv hatte man nichts zu bieten, was Leipzig hätte in Bedrängnis bringen können. »Zumindest haben wir uns mal gegen das Ganze gestemmt. Nach hinten raus bekommen wir wieder zwei Dinger und gehst dann mit 1:4 nach Hause, weil jeder für sich was macht und nicht zusammen«, legte der Kapitän den Finger in die Wunde. »Wir machen nach hinten raus zu einfache Fehler, wo wir wild durcheinander verteidigen und nicht gemeinsam. Jeder will es individuell rausreißen, aber es geht halt nur gemeinsam.«
»Es ist schwer, ein Spiel zu gewinnen, wenn man so viele Chancen des Gegners zulässt. Zudem stellen wir den Gegner momentan bei eigenem Ballbesitz auch zu selten vor schwierige Aufgaben, haderte Yann Sommer. »Wir haben in den letzten drei Spielen 14 Gegentore bekommen, darunter viele durch Standards, das geht gar nicht. Wir stehen zu weit weg von den Gegenspielern, sind nicht aggressiv genug in den Zweikämpfen. So machen wir es dem Gegner viel zu leicht.«
Klartext hinter verschlossenen Türen?
Apropos: Erneut fehlte es den Fohlen an gewissen Tugenden wie Laufbereitschaft, denn seit einigen Spielen hinkt die Mannschaft von Adi Hütter hier stark hinterher. In Leipzig spulten die Borussen erneut weniger Kilometer ab als der Gegner, wenngleich es diesmal auch ‚nur‘ drei Kilometer waren. Auch wenn Lars Stindl meinte, dass die zweite Halbzeit »dann ganz okay war – zumindest vom Aufwand, Einsatz und Dagegenhalten her«, müssen es Stindl und Co. auch mal schaffen, sich von der ersten Minute bzw. bestenfalls von der ersten Sekunde an zu motivieren und am Riemen zu reißen.
»Intern sprechen wir die Themen klar an. Wir diskutieren darüber und wissen, woran es liegt. Aber wir müssen es auch umsetzen. Daran, dass spielerisch momentan bei uns nicht viel zusammenpasst, müssen wir arbeiten«, so Stindl. Borussias Kapitän erkannte allerdings auch, dass man sich am linken Niederrhein aktuell »in einer gefährlichen Situation« befinde. Ob sich jeder Spieler dieser Tragweite und auch Situation bewusst ist, darf angesichts der momentanen Leistung stark angezweifelt werden.
Yann Sommer stellte sich nach Schlusspfiff demonstrativ vor seine Vorderleute, die ihn seit einigen Spielen allerdings kläglich alleine lassen. »Ich lasse mir nicht einreden, dass wir keine Mannschaft sind, denn das sind wir definitiv. Aber wir müssen dahin zurückkommen, wieder mit Mut und mehr Vertrauen in ein Spiel zu gehen und eine bessere Balance zwischen Defensive und Offensive auf den Platz bringen, sonst wird es eine schwierige Saison«, so der Schweizer.
Adi Hütter wehrte sich ebenfalls gegen die These, dass die Fohlen aktuell alles andere als eine Einheit darstellen: »Von außen betrachtet bekommt man vielleicht momentan das Gefühl, dass die Mannschaft keine Mannschaft ist. Doch das ist sie. Sie hat aktuell eine sehr schwierige Phase.« Vielmehr versuchte sich Borussias Trainer »an gewisse Strohhalme zu klemmen. In der Phase, in der wir das Spiel angenommen haben und in die Zweikämpfe gekommen sind, hatten wir auch bessere Momente.«
Es droht eine sehr unruhige Winterpause
Gleichzeitig kündigte der 51-Jährige auch an, hinter verschlossenen Türen die Dinge genau zu analysieren und anzusprechen. »Öffentlich werde ich nicht draufhauen, aber intern werden wir natürlich einige Dinge ansprechen, so wie wir es vorher auch getan haben. Dass die Situation nicht angenehm ist, das wissen wir. Trotzdem müssen wir versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren«, versuchte Hütter die Lage zu beruhigen.
Doch die Unruhe rund um den Borussia-Park ist spürbar, zumindest die Fans und Medien legen den Finger öffentlich in die Wunde. Dass die Akteure mit ihren Gedanken woanders sind ist offensichtlich und das bestätigte Stindl mit seinen Aussagen bei ‚Sky‘ auch indirekt. Fraglich ist allerdings, wieso nicht versucht wird frischer Wind in die Mannschaft zu bringen. Früher machte Borussia aus der Not eine Tugend und brachte Nachwuchsspieler auf den Platz. Eben jene, die heiß darauf waren die Raute auf der Brust zu tragen und wussten was es heißt, für Borussia zu spielen. Wirkt man seitens der Fohlen nicht irgendwie entgegen, droht die Schere zwischen Verein und Fans nämlich noch weiter auseinander zu gehen…