Christoph Zimmermann trifft mit Darmstadt auch auf Ex-Trainer Daniel Farke. Foto: picture alliance / Hasan Bratic Hasan Bratic
Beim DFB-Pokalspiel von Borussia Mönchengladbach beim SV Darmstadt (Dienstag, 20:45 Uhr live in der ARD) kommt es auch zum Wiedersehen von Daniel Farke und Christoph Zimmermann. Der Abwehrmann spielte lange Zeit unter Borussia Trainer in Dortmund und bei Norwich City. Auch eine Vergangenheit in Gladbach hat der gebürtige Düsseldorfer. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 29-Jährige unter anderem über das Aufeinandertreffen, seine Beziehung zu Daniel Farke und seine Zeit am linken Niederrhein.
Fohlen-hautnah: Christoph, das Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach ist für dich auch so eine Art Reise in die Vergangenheit. Du triffst sowohl auf einen deiner Ex-Klubs als auch auf Ex-Trainer Daniel Farke. Kann man sagen, die Partie ist schon etwas Besonders für dich?
Christoph Zimmermann: Definitiv. Ich war acht Jahre in Gladbach, so lange wie bisher bei keinem Verein. Zudem habe ich sechs Jahre mit Daniel Farke zusammengearbeitet. Das ist auch eine sehr lange Zeit, die im Fußball nicht die Norm ist. Aufgrund dieser beiden Punkte, die ihr schon angesprochen habt, ist es schon ein besonderes Spiel.
Fohlen-hautnah: Was unterscheidet denn Torsten Lieberknecht von Daniel Farke und/oder was haben beide gemeinsam?
Christoph Zimmermann: Menschlich sind beide sehr angenehm. Beide sind Trainer, die ein gutes Auge für die Taktik haben und die sehr viel über Fußball nachdenken und sich ständig Gedanken machen, wie man das Spiel mit taktischen Dingen beeinflussen und erfolgreich bestreiten kann. Es sind aber auch Trainer, die der Mannschaft und Spielern ein Mitspracherecht einräumen und sehr empfänglich dafür sind, wie die Stimmung in der Mannschaft gerade ist. Der auffälligste Unterschied aktuell ist, dass Daniel Farke mehr zu einer Viererkette tendiert, während wir aktuell häufiger mit einer Dreierkette spielen. Die Dreierkette, in der ich unter Daniel Farke gespielt habe, hat er damals etwas anders interpretiert als die, die wir unter Torsten Lieberknecht spielen.
Fohlen-hautnah: Wie schaust du denn auf deine Zeit in Gladbach zurück, hast du noch Kontakt zum Klub und hast du die Entwicklung seit deinem Weggang verfolgt?
Christoph Zimmermann: Definitiv. Ich verfolge generell alle Vereine, bei denen ich gespielt habe. Und da vor allem dann die U23-Teams der Borussia und von Dortmund. In Bezug auf Gladbach habe ich mit Spielern und Staff-Mitgliedern insofern kaum Kontakt, als dass da außer Roland Virkus kaum noch einer da ist, den ich kenne. Ich bin aber vor gut einem Jahr mal wieder bei Borussia gewesen, weil ich mich dort von einem Arzt habe untersuchen lassen. Es war toll zu sehen, was dort alles entstanden ist. Ansonsten halten vor allem meine Eltern den Kontakt zum Klub und gehen auch ab und an ins Grenzlandstadion, um der U23 zuzusehen. Für sie ist das einerseits von Düsseldorf aus schnell zu erreichen und andererseits ist es für sie eine schöne Erinnerung an meine Zeit in Gladbach. Da sind wir als Familie nostalgisch, dass man auch die Orte besucht, in denen man lange gewesen ist.
Fohlen-hautnah: Du hast immerhin sechs Jahre für die Borussia gespielt, der Sprung zu den Profis ist dir aber nicht gelungen. Woran lag das deiner Meinung nach und trauerst du dem ein wenig nach?
Christoph Zimmermann: Die sechs Jahre in der Jugend waren gleichermaßen eine lange und schöne Zeit. Dann kam der Sprung in die U23. In den zwei Jahren lief es im ersten Jahr nicht so gut für mich, in der zweiten dann umso besser. Dann habe ich mich zu einem Wechsel nach Dortmund entschieden. Man weiß nie, wie es gelaufen wäre, wenn ich in Gladbach geblieben wäre und ob ich den Sprung zu den Profis geschafft hätte. Der Sprung von der 4. Liga in die Bundesliga ist extrem groß. Wenn man dann schon ein paar Jahre auf Viertliganiveau gespielt hat, wird es nicht leichter. Es gibt sicherlich Spieler und Talente bei denen man sieht, dass sie das früh und zügig schaffen können, wenn sie fester Bestandteil einer Regionalliga- oder Bundesliga-Mannschaft sind. Da gibt es genug Beispiele. Die meisten nehmen aber den Umweg woanders über die 3. oder 2. Liga. Genau das war auch mein Weg. Natürlich ist es auch irgendwo dein Traum, dass du den Durchbrich da schaffst, wo du so lange wie ich in der Jugend gespielt hast. Dafür hat es bei mir nicht gereicht. Nichtsdestotrotz bin ich sehr glücklich darüber, wie meine Karriere dann weiterlaufen ist und dass ich es dann zumindest in England ins Oberhaus geschafft habe.
Fohlen-hautnah: Du bist dann zum BVB und später nach Norwich gegangen. Bei beiden Klubs hast du unter Daniel Farke gespielt – insgesamt 182 Spiele. Kann man sagen, dass du ihm viel verdanken hast, er schon dein Förderer ist? Schließlich warst du unter ihm bei beiden gemeinsamen Stationen Kapitän.
Christoph Zimmermann: Zu 100 Prozent. Die Rolle, die Daniel Farke für mich in meiner Karriere und damit zusammenhängend in meinem Leben gespielt hat, ist extrem groß. In Dortmund hat er mich in seiner letzten Saison zu seinem Kapitän gemacht und mich dann mit auf die Insel genommen. Das Leben hätte auch anders verlaufen können. Aber es gab ihn, der gesehen hat, dass das mit mir in der zweiten englischen Liga als Regionalliga-Spieler funktionieren kann. Norwichs Sportdirektor Stuart Webber hat dann einem Transfer zugestimmt. Wenn Daniel und Stuart nicht an mich geglaubt und mir die Chance gegeben hätten, wäre es ganz anders für mich gelaufen. Deswegen bin ich den beiden unheimlich dankbar für alles, weil es mein Leben zu einem bedeutend besseren verändert hat.
Fohlen-hautnah: Hast du noch Kontakt zu ihm und gab es schon eine Wette und/oder Verabredung für den Pokalabend. So nach dem Motto: Der Verlierer zahlt ein Essen oder so ähnlich?
Christoph Zimmermann: Was das Pokalspiel angeht, gab es noch keinen Kontakt. Aber ansonsten habe ich ihm natürlich die Erfolg gewünscht und gratuliert, als er den Job in Mönchengladbach bekommen hat und als er dann den ersten Bundesliga-Sieg geholt hat. Das sind dann alles so Meilensteine, bei denen man sich als ehemaliger und lange mit ihm zusammenarbeitender Spieler extrem freut. Sowohl Daniel Farke als auch Edmund Riemer, Christopher John und Chris Domogalla, mit denen ich auch zusammengearbeitet habe, sind einfach alle gute Menschen und gute Typen, denen man nur alles Gute wünschen kann. Dann freut man sich natürlich immer, wenn sie so einen Meilenstein erreicht haben.
Fohlen-hautnah: Kommen wir kurz nochmal zu den Lilien. Warum hast du dich für einen Wechsel nach Darmstadt entschieden und wie siehst du die Chance, dass du mit dem Klub dann nach der Premier League auch in der Bundesliga spielen kannst? Derzeit sieht es ja dahingehend sehr gut aus.
Christoph Zimmermann: Ich wollte einfach wieder regelmäßig Fußall spielen. Ich habe in den letzten beiden Jahren aufgrund von Verletzungen und Nichtberücksichtigungen viel zu wenig auf dem Platz gestanden. Im Zuge der Anfrage aus Darmstadt hatte ich ein sehr gutes Gespräch mit Torsten Lieberknecht und dann hat der Wechsel konkrete Formen angenommen. Ich bin froh, dass das geklappt hat. Der Verein mir einen Vertrauensbonus gegeben, indem er mir einen Drejahresvertrag gegeben hat. Diese Wertschätzung zubekommen war auch für mich ausschlaggebend, um nach Darmstadt zu kommen. Wir haben uns als Familie in England sehr wohl gefühlt, aber das Gesamtpaket hat dann für mich einfach gestimmt, so dass ich gesagt habe, ich komme wieder zurück nach Deutschland. Vor allem auch mit der Idee und den Werten, die der Trainer und der gesamte Verein repräsentieren. Das sind Dinge, mit denen ich mich zu 100 Prozent identifizieren kann. Deswegen habe ich gesagt, dass der Wechsel nach Darmstadt für mich der richtige Schritt ist.
Fohlen-hautnah: Abschließend zum Pokalduell. Das Böllenfalltor dürfte ausverkauft sein. 20:45 Uhr, Flutlicht und Live-Übertragung. Eigentlich alles, was es für einen Pokalabend braucht. Was erwartest du für ein Spiel und was für eine Borussia kommt da auf euch zu?
Christoph Zimmermann: Mehr kann man sich von einem Spiel beziehungsweise Pokalspiel nicht wünschen. Es ist eine tolle Ausgangslage und die Borussia wird sicherlich mit gehörig Selbstvertrauen nach einem ordentlichen Ligastart und dem sehr überzeugenden Derbysieg kommen.
Fohlen-hautnah: Auf was wird es für euch ankommen und auf was/wen müsst ihr aufpassen, damit ihr das Spiel für euch entscheiden könnt?
Christoph Zimmermann: Es steckt sehr viel Qualität in der Mannschaft, das hat man bisher schon einige Male in der Liga sehen können – nicht zuletzt eben gegen Köln, Leipzig oder auch beim 1:1 in München. Als Verteidiger hat man natürlich einen genaueren Fokus auf die gegnerischen Stürmer, aber die Borussia ist durch die Bank top besetzt, sowohl auf als auch neben dem Platz.