Mit einer verdienten Niederlage hat Borussia Mönchengladbach den Auftakt in die Rückrunde völlig verschlafen. Die Fohlen verpassten somit eine wichtige Chance, um für etwas Ruhe in der endlosen Rückrunden-Diskussion zu sorgen. Zudem ging der Matchplan von Marco Rose diesmal nicht auf. Unser Kommentar.
Endlich wieder Fußball, endlich wieder Bundesliga. Die Vorfreude auf den Start in die Rückrunde war im gesamten Umfeld bei Borussia Mönchengladbach riesengroß. Das lag nicht zuletzt an einem sehr guten Trainingslager in Jerez de la Frontera, in denen die Fohlen eine große mannschaftliche Geschlossenheit in den Einheiten präsentierte.
Zuerst die Fakten: Schon bei der Aufstellung blieb Marco Rose seiner Linie treu, denn in den letzten acht Pflichtspielen gab es mindestens vier Änderungen in der Startelf. Dazu spielten Alassane Plea, Marcus Thuram, Patrick Herrmann und Breel Embolo erstmals in dieser Saison von Beginn an. Embolo agierte bei seiner Rückkehr nach Gelsenkirchen, bei einem eher unglücklichen Auftritt, seit dem fünften Spieltag wieder mal als Zehner. Auch die Abwehrreihe um Oscar Wendt, Tony Jantschke, Matthias Ginter und Stefan Lainer stand zuletzt gegen Fortuna Düsseldorf gemeinsam auf dem Platz.
Die Aufstellung von Rose konnte man also durchaus in die Kategorie „mutig“ einstufen, denn sie war mit vier Stürmern alles andere als defensiv. Allerdings wurde schon in den ersten Minuten klar, dass es für Borussia ein ganz schwerer Abend werden würde. In der Anfangsphase konnten sich die Gäste vom Niederrhein einzig und allein beim herausragenden Yann Sommer bedanken, dass sie nicht schon früher in Rückstand geraten sind. Schalke stellte die Fohlen mit aggressiven und frühen Pressing direkt vor große Probleme.
Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass die Elf von Marco Rose gegen aktiv verteidigende Mannschaften ihre Probleme hat. Schon die beiden Gastspiele in Berlin waren äußerst unangenehm, auch in Wolfsburg konnte die Elf nicht ihr gewohntes Spiel aufziehen. In der Halbzeitpause traf Rose dann, im Nachgang betrachtet, eine falsche Entscheidung.
Aus der Viererkette in der Abwehr wurde plötzlich eine Dreierkette, bei der Denis Zakaria den Innenverteidiger spielte. Der Mut von Borussias Trainer wurde nicht belohnt, schließlich opferte er mit Zakaria seinen stärkeren Sechser und ließ Jonas Hofmann auf dieser Position alleine spielen. Ohnehin hatte die Innenverteidigung in der ersten Halbzeit nicht die gewünschte Stabilität und Ruhe ausgestrahlt.
Die Quittung folgte direkt nach der Pause: Aus vier Torschüssen machten die Schalker zwei Tore, die Partie war nach knapp 60 Minuten gelaufen. Vor allem beim ersten Gegentreffer hatte Suat Serdar vor seinem Treffer extrem viel Zeit und Raum, den er wohl auch so im Training nicht bekommt. Beim 2:0 fingen sich die Fohlen dann einen ziemlich einfachen Konter, bei dem die Hintermannschaft erneut nicht gut sortiert war.
Der Stecker war gezogen, Borussia bewies diesmal keine Comeback-Qualitäten. Neben den Fans war auch die Mannschaft in eine Art Schockstarre verfallen, erst in der Schlussphase kam so etwas wie ein kleines Aufbäumen. Insgesamt war das einfach viel zu wenig, denn die Spieleröffnung beschränkte sich zum Großteil auf hohe und diagonale Bälle. Wenn sich mal eine der wenigen Überzahlsituationen ergab, wurde der Angriff nicht konsequent zu Ende gespielt, oder es war schlichtweg keine Anspielstation vorhanden.
Borussia konnte also die leichte Unruhe wegen des Nübel-Wechsels auf Schalke nicht ausnutzen und musste sich letztlich völlig zurecht geschlagen geben. Vielmehr verpassten es die Fohlen auch noch, ein eigenes Ausrufezeichen zu setzen. Denn schon im Trainingslager kam vermehrt die Frage auf, ob die Gladbacher auch in dieser Saison in der Rückrunde einbrechen werden.
Zwar gaben die Verantwortlichen unmissverständlich zu verstehen, dass sich ein ähnliches Szenario in diesem Jahr nicht wiederholt, doch die Antwort liegt bekanntlich auf dem Platz. Und da verpasste es Borussia nämlich vorerst für etwas Ruhe in dieser (unnötigen) Diskussion zu sorgen. Gegen Mainz bedarf es also einer großen Leistungssteigerung und es ist fast schon zu erwarten, dass Marco Rose auch im neunten Pflichtspiel in Folge mindestens vier Änderungen in der Startelf vornimmt…