Seit zwei Jahren ist Denis Zakaria nun ein Teil von Borussia Mönchengladbach. Der 22-Jährige entwickelte sich vor allem in der letzten Rückrunde zum absoluten Leistungsträger. Im Trainingslager der Borussen am Tegernsee haben wir uns mit dem Schweizer Nationalspieler exklusiv unterhalten.
Fohlen-Hautnah: Denis, du warst im letzten Jahr der sprintstärkste Spieler bei Borussia. Du gehst im Mittelfeld gerne voran, ist das ein Vorteil für das neue System unter Marco Rose?
Denis Zakaria: Das ist schwierig zu sagen, denn der Trainer hat eine neue Vorstellung vom Fußball. Aber es stimmt schon, ich bringe gute Voraussetzungen mit und werde nach wie vor alles für Borussia geben. Ich kann sehr gut Pressing spielen und liebe es, im Mittelfeld die Bälle zu erobern. Das ist mein Spiel und vielleicht ein Pluspunkt für mich. Aber wir haben viele gute Spieler, die das auch umsetzen können. Ich habe Qualitäten und werde wie in den letzten beiden Jahren auch alles geben, um der Mannschaft zu helfen und mit ihr erfolgreich zu sein. Klar ist, dass ich in der nächsten Saison viel spielen möchte. Aber das liegt in erster Linie an mir. Ich muss alles geben und gut sein, dann entscheidet der Trainer.
Fohlen-Hautnah: Siehst Du dich eher als klassischen Sechser oder magst du es auf den Halbposition zu spielen?
Denis Zakaria: Ich bin da sehr flexibel. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich mich aber für die Position des Achters entscheiden. Natürlich kann ich auch auf der Sechs spielen, das ist kein Problem für mich. Aber ich sehe mich schon mehr als Achter.
Fohlen-Hautnah: Im Trainingslager konnte man schon die neue Spielidee von Marco Rose erkennen. Wie gefällt Dir das?
Denis Zakaria: Wir trainieren anders und geben sehr viel Gas in den ersten Wochen. Wir haben alle die gleiche Idee. Nun wissen wir, was wir wollen: Pressing spielen und die Bälle sehr hoch erobern.
Fohlen-Hautnah: Geht derzeit ein Ruck durchs Team?
Denis Zakaria: Wir wissen alle, dass wir eine gute Mannschaft sind. Wir haben mit der Bundesliga, der Europa League und dem DFB-Pokal eine lange Saison vor uns. Es sind drei große Wettbewerbe, in den wir etwas erreichen können. Wir freuen uns sehr drauf und können es kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Wir haben uns für alle Wettbewerbe viel vorgenommen, aber das alles fängt mit einer guten Vorbereitung an. Hier wird der Grundstein gelegt, deshalb ist die Intensivität in den ersten Wochen schon sehr hoch. Wir müssen alle 100 Prozent geben.
Fohlen-Hautnah: Du bist jetzt seit zwei Jahren bei Borussia und hast Dich vor allem im letzten Jahr zum Führungsspieler entwickelt. Wie siehst Du deine Entwicklung?
Denis Zakaria: Die letzte Saison hat mich extrem nach vorne gebracht, dort konnte ich mich sehr weiterentwickeln. Anfangs war es schwer für mich zu akzeptieren, mal auf der Bank zu sitzen. Aber ich habe das akzeptiert und diese Rolle angenommen. Ich habe noch mehr gearbeitet, um wieder in die Mannschaft zu kommen. Im Kopf hat mich diese Situation extrem nach vorne gebracht. Es gibt aber noch viele Sachen, die ich verbessern kann. An meinem Positionsspiel und an meinem Pressing kann ich noch etwas arbeiten. Ich glaube, da wird mir der neue Trainer auch sehr helfen. Wir arbeiten zwar erst kurze Zeit mit Marco Rose zusammen, aber er hat uns alle schon ein Stück weiter gebracht. Wir können sehr viel von ihm lernen.
Fohlen-Hautnah: Was unterscheidet denn Marco Rose von Dieter Hecking? Der neue Trainer spricht im Training ja extrem viel mit euch.
Denis Zakaria: Für mich ist es völlig normal, dass ein neuer Trainer viel sprechen und erklären muss. Beide Trainer machen sehr gute Arbeit, ich denke die Spielidee von Marco Rose ist aber noch etwas gezielter. Ich hatte aber unter Dieter Hecking zwei gute Saisons, auch wenn meine Situation nicht immer einfach war. Ich war bei seinen Entscheidungen nicht immer seiner Ansicht, aber so ist das im Fußball. Dennoch ist er für mich ein guter Trainer mit sehr viel Erfahrung, er weiß was er macht. Ich freue mich für ihn, dass er jetzt in Hamburg ist und denke, dass er dem HSV helfen kann, wieder in die Bundesliga aufzuzeigen. Ich wünsche ihm alles Gute und hoffe, dass wir uns in der Bundesliga bald wiedersehen.
Fohlen-Hautnah: Wie siehst Du den Konkurrenzkampf auf Deiner Position?
Denis Zakaria: Schon im letzten Jahr war der Konkurrenzkampf hoch, ich erwarte in diesem Jahr nichts anderes. Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Da ist es nicht selbstverständlich ein Stammspieler zu sein. In jedem Training, in jeder Einheit musst du alles geben, um zu spielen. Keiner kann und darf sich ausruhen bzw. zu sicher sein. Konkurrenz belebt das Geschäft, das bringt uns alle und jeden Einzelnen weiter. Es gibt auch keine Garantie, dass ich gegen Sandhausen oder Schalke spiele. Durch die drei Wettbewerbe wird vermutlich viel rotiert und dann bekommt jeder seine Einsatzzeit. Ich bin sehr gespannt auf diese Saison und denke, wir werden ein gutes Jahr absolvieren. Wir wollen eine Top-Saison spielen und wir werden eine Top-Saison spielen, da bin ich mir sicher.
Fohlen-Hautnah: Mit Breel Embolo ist ein guter Freund von Dir in die Mannschaft gekommen. Wie siehst Du den Transfer?
Denis Zakaria: Ich bin sehr glücklich, dass Breel bei uns ist. Breel ist schon lange ein sehr guter Freund von mir und obendrein auch noch ein sehr guter Spieler. Für einen Stürmer verteidigt er sehr gut, das ist für unser neues System extrem wichtig. Er hält die Bälle auch sehr lange und schafft so neue Anspielstationen. Ich hoffe für ihn, dass er jetzt verletzungsfrei bleiben kann. Das ist wichtig für ihn. Ich bin überzeugt, dass er uns sehr helfen und mit uns eine gute Saison spielen wird. In der Nationalmannschaft haben wir natürlich schon mal über Borussia gesprochen, für ihn war es aber schnell klar, dass er wechselt.
Fohlen-Hautnah: Borussia ist ein Traditionsverein und vor allem bei den Fans wird das besonders gelebt. Wie wichtig ist Dir Tradition im Fußball?
Denis Zakaria: Ich gehe jetzt in mein drittes Jahr bei Borussia und sehe eine enorme Entwicklung im Verein. Dieser Klub hat wirklich sehr große Ambitionen und die Fans spielen hier immer eine tragende Rolle. Es war aber auch nicht immer einfach, vor allem in den Spielen, in denen wir mal ausgepfiffen wurden. Das war ein komisches Gefühl. Aber wir wissen, dass die Fans voll hinter uns stehen. Wir wissen auch, dass wir alles für die Fans geben müssen. Die Fans und wir müssen an einem Strang ziehen, dann kommen wir vorwärts. So funktioniert ein Verein. Ich bin mir sicher, dass dieser Verein in den nächsten Jahren noch größer wird, als er ohnehin schon ist.
Fohlen-Hautnah: Max Eberl spricht immer davon etwas „Blechernes“ in den Händen halten zu wollen. Wie sehr wünschst Du dir einen Pokal zu gewinnen?
Denis Zakaria: Natürlich wünsche ich mir, dass wir mal einen Pokal gewinnen können. Es ist aber sehr schwer. Die Saison ist lang, da muss alles passen. Dennoch haben wir eine gute Truppe und wer weiß, wo wir am Ende stehen.
Fohlen-Hautnah: Wie sehr freust Du dich auf die Euro League?
Denis Zakaria: In erster Linie finde ich es schade, dass wir nicht in der Champions League spielen. Das ist ein großer Traum von mir, denn bisher konnte ich dort noch nie spielen. Ich kenne die Europa League schon und bin sehr gespannt was wir erreichen können. Uns hilft es natürlich, dass Marco Rose dort schon Erfahrung und Erfolge gefeiert hat.
Fohlen-Hautnah: Das erste Spiel gegen Schalke ist ein richtiges Topspiel und für Deinen neuen Kollegen Breel Embolo sehr besonders dazu. Zählst Du schon die Tage bis zum Auftakt?
Denis Zakaria: Letztes Jahr hatten wir mit Leverkusen auch schon einen starken Gegner zu Beginn der Saison. Ich finde es persönlich besser gegen einen „stärkeren“ Gegner zu spielen, ohne die anderen Mannschaften abwerten zu wollen. Aber in so einem Prestige-Duell musst du direkt bei hundert Prozent sein. Jetzt müssen wir natürlich noch viel lernen, aber für das erste Spiel werden wir bereit sein.
Fohlen-Hautnah: Im DFB-Pokal geht es gegen den Zweitligisten Sandhausen: Ein gutes Los?
Denis Zakaria: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, man weiß nie was passiert. Ich erinnere mich noch an mein erstes Pokalspiel in Essen, das war auch schon ein schweres Spiel und sehr knapp. Jetzt spielen wir gegen einen Zweitligisten. das Spiel wird alles andere als einfach. Im Pokal gibt es auch keine einfachen Spiele. Wir müssen voll fokussiert sein, im Pokal entscheiden oft Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Schon oft hat der Underdog gewonnen, es ist immer schwer.
Fohlen-Hautnah: In der Vergangenheit gab es immer mal wieder Gerüchte um Angebote von anderen Vereinen: War das jemals ein Thema für Dich?
Denis Zakaria: Ich habe meinen Berater direkt klar gemacht, dass ich gerne in Mönchengladbach bleiben möchte. Ich fühle mich hier sehr wohl und möchte mit der Mannschaft noch einiges erreichen. Natürlich kann man im Fußball nichts ausschließen, aber derzeit beschäftigte ich mich ausschließlich mit Borussia.
Fohlen-Hautnah: Als Fußballer führst Du ein sehr privilegiertes Leben, viele Träumen davon. Was bedeutet Fußball für Dich?
Denis Zakaria: Fußball ist mein Leben. Ich fühle mich sehr glücklich, dass ich Profi-Fußballer bin. Diese Ehre hat nicht jeder, dessen bin ich mir völlig bewusst. Nicht viele Leute können ihr Leben damit finanzieren. Ich bin fürs Fußballspielen geboren. Schon als ich in der Schule war, hatte ich nur Fußball im Kopf und ich wollte nie etwas anderes machen. Ein anderer Job war für mich keine Option. Ich bin fokussiert auf Fußball. Für die Zeit nach der Karriere muss man aber einen Plan in der Hand haben. Da habe ich auch schon etwas in meinem Kopf. Vielleicht werde ich mal etwas mit Immobilien machen, aber bis dahin ist es noch etwas hin.
Fohlen-Hautnah: Das Leben ist sehr schnell und rasant geworden, in den sozialen Medien teilt jeder seinen Alltag. Wie wichtig ist Dir ein guter Auftritt außerhalb des Fußballplatzes?
Denis Zakaria: Zunähst einmal stehen für mich das Wohlbefinden, die Gesundheit und meine Familie an erster Stelle. Alles andere ist für mich ein großes Plus, das ich mir durch mein Leben als Fußballer erlauben kann. Ich genieße einfach mein Leben und bin froh, dass ich mir vieles erlauben kann. Ich poste zwar immer mal wieder ein paar Sachen in den Sozialen Medien, aber ich würde mich nicht als Vollprofi auf diesem Gebiet bezeichnen. Das gehört halt heutzutage einfach dazu, um auch die Fans zu informieren. Aber ich sehe das nicht als das Wichtigste in meinem Leben an.
Fohlen-Hautnah: Was machst Du außerhalb des Platzes um mal den Kopf freizubekommen?
Denis Zakaria: Viel schlafen (lacht). Ansonsten mache ich sehr viel mit meinen Freunden, wir sind oft mal in Düsseldorf und gehen mal Shoppen und was Essen. Abseits des Platzes bin ich eine ganz normale Person wie du und ich.
Fohlen-Hautnah: Hast Du ein Ritual vor den Spielen?
Denis Zakaria: Ja, ich habe ein paar Rituale. Die möchte ich aber gerne für mich behalten. Es hat zwar nicht immer geholfen, aber ich mache trotzdem weiter.
Fohlen-Hautnah: Der Fußball entwickelt sich sehr schnell: Die Spieler wechseln mittlerweile für extrem hohe Summen den Verein. Dein Marktwert wird aktuell auf 20 Millionen Euro geschätzt, wie denkst Du über solche Summen?
Denis Zakaria: Für mich spielt das keine große Rolle, darüber denke ich nicht nach. Heutzutage ist das leider der Markt, er hat sich in diese Richtung entwickelt. Ich fokussiere mich einfach nur auf den Fußball und denke nicht viel über solche Dinge nach.
Fohlen-Hautnah: Was glaubst du abschließend ist in der kommenden Spielzeit möglich?
Denis Zakaria: Wir haben eine super Mannschaft, mit der wir viel erreichen können. Aber wir haben drei schwere Wettbewerbe vor uns. In der Bundesliga gibt es viele Mannschaften, die nach oben wollen. Natürlich gehen Dortmund und Bayern wie immer als Favorit in die Wettbewerbe. Wir müssen an uns und unsere Stärken glauben und dann schauen wir, was möglich ist. Aber ich bin davon überzeigt, dass wir eine gute Saison spielen werden.