Josip Drmic hat ein bewegtes Jahr hinter sich: Reha, Comeback, Bundesliga, Weltmeisterschaft, Reservist. In dieser Saison sammelte er bisher keine einzige Pflichtspielminute. Wir haben mit dem Stürmer, dessen Vertrag ausläuft, über seine Situation gesprochen.
Ende der vergangenen Saison teilte Sportdirektor Max Eberl ihm mit, dass er es aufgrund der großen Konkurrenz sehr schwer haben würde. Trotz seiner vier Tore im Bundesligaendspurt, seiner WM-Teilnahme und einem Treffer am letzten Gruppenspieltag gegen Costa Rica, war im Sommer kein passendes Angebot dabei.
Drmic blieb trotz auslaufendes Vertrages bei Borussia und hat seitdem keine einzige Minute gespielt. »Die Karten wurden auf den Tisch gelegt. Das war alles klar und offen und ich wusste, worauf ich mich einlasse und was auf mich zukommt«, so Drmic gegenüber unserer Redaktion.
Erneutes Verletzungspech
Seit Monaten sitzt er auf der Tribüne, während seine Kollegen sich momentan Woche für Woche für ihre guten Leistungen feiern lassen können. Neuzugang Alassane Plea spielt dabei eine Hauptrolle. Ihm hätte Dieter Hecking zu Beginn der Saison gerne mal eine Pause gegönnt, doch eine Alternative stand nicht zur Verfügung. Als bei Raffael mal wieder die Wade zwickte und Lars Stindl noch nicht fit war, hatte Drmic das Pech, das er ebenfalls angeschlagen war. Rückenprobleme machten ihm zu schaffen, den Platz im Kader bekamen andere.
»Ich kenne meine Situation«
Jetzt hat Josip Drmic keine gesundheitlichen Probleme mehr, aber alle anderen eben auch nicht. »Ich bin fit, aber habe natürlich viel im Kopf, aber das ist ja normal in dieser Situation«, schildert er. »Ich kenne meine Situation und weiß wie alles ist. Was soll ich machen? Ich kann im Training Gas geben und alles abrufen. Ob ich dann ein paar Minuten bekomme, ist eine andere Geschichte«, so Drmic. Wer ihn beobachtet, der sieht, dass er sich in den Trainingseinheiten unter Dieter Hecking kein Stück hängen lässt. Zusätzlich dazu absolviert der Schweizer in seiner Freizeit Extraeinheiten mit einem Privattrainer. »Ich habe hart gearbeitet und fühle mich gut. Es ist halt schwierig nur durch das Training zu sagen, dass man bei 100 Prozent ist, weil das Training nicht das gleiche ist wie ein Spiel«, stellt er klar. Im Testspiel gegen Preußen Münster durfte er in der vergangenen Woche immerhin 45 Minuten ran.
Trotz Reservistenrolle: Drmic mit Anteil am Erfolg
Unruhe möchte er nicht verbreiten, schließlich sieht er, dass seine Kollegen einen guten Job machen. »Die anderen Jungs treffen und sind sehr, sehr gut drauf. Da bin ich auch froh, weil wir eine super Mannschaft sind. Ich bin echt stolz auf diese Truppe, dass wir bisher den zweiten Platz erreicht haben«, unterstreicht er. Bewusst spricht er von ›wir‹, denn er gehört nicht einfach nur auf dem Papier zum Team, sondern setzt die anderen im Training unter Druck. »Die Elf, die jetzt spielt, wäre nicht so gut, wenn die Konkurrenz nicht so von hinten drücken würde. Wenn es hinten brennt, müssen die halt auch Gas geben und deswegen sieht man das auch auf dem Feld«, sagt der 26-jährige, der sich mehr und mehr mit seiner sportlichen Zukunft befassen muss.
»Habe noch nicht mit dem Verein gesprochen«
Denn bald muss klar sein, ob es jetzt im Winter zu einer Trennung kommt, damit er wohlmöglich endlich wieder Spielpraxis sammeln kann. »Ich habe noch nicht mit dem Verein gesprochen«, antwortet Drmic und fährt fort: »Es müssen Gespräche stattfinden. Ohne diese Gespräche kann ich nicht mehr dazu sagen.« Der Klub könnte im Januar zumindest noch eine geringe Ablösesumme einstreichen. Zuletzt wurde über einen Wechsel nach Düsseldorf spekuliert, doch Drmic winkt ab. »Mich nervt es, dass schon wieder diese Geschichte mit Fortuna Düsseldorf hervorgekommen ist. Da fragt man sich, woher diese Leute diese Infos haben«, sagt er.
Sein Fokus liegt momentan vor allem auf der täglichen Arbeit, auch wenn ihm bewusst ist, dass die Zeit drängt. »Ich muss mein Ding auf dem Platz machen und meinen Körper auf 100 drehen. Alles andere, was auf dem Tisch passiert, können ich und auch der Verein wenig beeinflussen.« Mit einem Wechsel könnte er sich neu beweisen, doch die neue Herausforderung muss passen und die Chance auf Einsatzzeiten realistisch sein. Dann könnte sich Drmic durchaus vorstellen, bei einem neuen Klub zu unterschreiben. »Kein Spieler will auf der Tribüne sitzen und zuschauen. Jeder wünscht sich, dass er spielt und wenn es eine Lösung gibt, die für beide Parteien gut ist, wäre es vielleicht sinnvoll«, so der Angreifer, der endlich wieder spielen möchte.