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»E-Sports entspricht vielleicht nicht dem gängigen Bild einer Sportart, aber es findet zweifelsohne eine körperliche Belastung statt«

Die E-Sports-Abteilung bei Borussia Mönchengladbach ist ein weiteres Kapitel in der erfolgreichen Vereinsgeschichte der Fohlen. Inwiefern lässt sich das Thema mit dem Profifußball vergleichen? Und wie sieht der Alltag eines Gamers aus? Was hat Christoph Kramer mit diesem Thema zu tun? In unserem XXL-Interview mit Andreas Cüppers gehen wir all diesen Fragen nach. 

Fohlen-Hautnah: Andreas, fangen wir doch mal ganz vorne an: Wann und wie kam die konkrete Idee zustande, bei Borussia eine E-Sports-Abteilung ins Leben zu rufen?

Andreas Cüppers: Das geht tatsächlich ein paar Jahre zurück. Intern haben wir das Thema E-Sports schon verfolgt, als die ersten Klubs begonnen haben, sich in diesem Bereich zu engagieren. Anschließend haben wir die Entwicklung beobachtet und uns mit verschiedenen Fachbereichen über E-Sports ausgetauscht. Wir mussten viel Know-How einholen und auch in gewisser Weise Aufklärungsarbeit leisten, denn zum Thema E-Sports gab und gibt es vermutlich immer noch unterschiedliche Sichtweisen und Wissensstände. Fakt ist: Es ist ein boomender Markt. Seit 2016 haben wir ein umfangreiches Bild über das Thema angefertigt. Zwei Jahre später, also 2018, haben wir eine Wildcard für die Virtuelle Bundesliga bekommen. Dadurch konnten wir für uns viele Fragen beantworten, die sich im Laufe der internen Diskussionen gestellt haben: Wie reagieren die Fans, wie Sponsoren und wie Medien auf das Thema?

Fohlen-Hautnah: Du sprichst die Wildcard für die Virtuelle Bundesliga an. Wie ist die Liga generell aufgebaut, gibt es Auf- und Abstiege?

Andreas Cüppers: Die Wildcard war der erste Versuch der DFL, diesen Wettbewerb, den es schon viel länger gibt, noch näher an die Klubs zu führen. Bis dato haben immer einzelne Spieler mit einem Verein gespielt, der direkte Bezug zu den Klubs war nicht gegeben. Das war letztlich auch die Vorbereitung für die Club Championship, die es erst seit dem letzten Jahr gibt. In dieser Liga dürfen nur Vereine aus der ersten und zweiten Bundesliga teilnehmen. In diesem Jahr nehmen von den 36 möglichen 22 Klubs an der Club Championship teil. Gespielt wird nach dem Modus Jeder gegen Jeden. Wer nach 21 Spieltagen auf Platz eins steht, ist Meister. Es gibt also keine zusätzliche Endrunde um die Meisterschaft. Es gibt auch keinen Auf- und Abstieg, das wird über die „richtige“ Liga geregelt: Steigt also ein Verein aus der zweiten Liga ab, nimmt er nicht mehr teil. Genauso ist es bei einem Aufstieg von einem Drittligisten in die zweite Liga. Er wäre dann für die Virtuelle Bundesliga spielberechtigt. Es besteht keine Pflicht zur Teilnahme, aus der Bundesliga sind einige Vereine nicht dabei, so z. B. auch Dortmund und Bayern. An einem Spieltag gibt es insgesamt drei Spiele: Jeweils ein Einzelspiel auf der PlayStation und Xbox, anschließend findet ein Doppel auf einer Konsole statt, die das Heimteam bestimmt. Der Punktemodus entspricht in jedem Spiel dem der Bundesliga. Pro Spieltag werden also insgesamt neun Punkte vergeben. Neben dem Klub-Wettbewerb gibt es aber auch noch die VBL Open, an denen können auch Hobbyspieler teilnehmen. 

Fohlen-Hautnah: Bieten sich die VBL Open denn dafür an, neue Spieler zu scouten?

Andreas Cüppers: Wir könnten über diesen, aber auch über jeden anderen Fifa-Wettbewerb natürlich auffällige Spieler ausfindig machen. Dazu gibt es auch viele Statistiken von der DFL. Auf den Turnieren, die Offline stattfinden, kann man dann auch schauen, wie sich ein Spieler auf das Match vorbereitet, wie er sich während eines Spiels verhält, wie er mit Führungen und Rückständen umgeht und wie er auf das ungewohnte Publikum reagiert, das er beim Spielen in seinen eigenen vier Wänden nicht hat.

Fohlen-Hautnah: Aktuell habt ihr mit Yannick „Jeffry95“ Reiners, Stefan „Topik“ Beer und Richard „Der_Gaucho10“ Hormes drei Spieler in euren Reihen. Wie habt ihr sie ausgewählt?

Andreas Cüppers: Als wir die Wildcard von der DFL bekommen haben, hat Borussia ein Turnier veranstaltet. Online konnte sich also jeder bewerben, die besten Spieler haben wir dann nach Bonn zur Postbank, die uns bei diesem Projekt unterstützt hat, zu einem Final-Event eingeladen. Daraus sind dann zwei Spieler hervorgegangen, am Ende hatten wir auf der PlayStation und der Xbox jeweils einen Spieler. Auf der Xbox hat uns Michael Gherman vertreten, der selbst in der Jugend mal für Borussia gespielt hat. Der Spieler auf der PlayStation war zum damaligen Zeitpunkt in der Szene noch relativ unbekannt, er ist für das Turnier extra aus dem Raum Frankfurt zu uns gekommen. Als wir dann ein knappes Jahr später ein festes Team aufbauen wollten, haben wir die beiden natürlich berücksichtigt. Wir wollten aber nicht nur mit diesen beiden Spielern in die Saison gehen, denn die DFL gibt einem die Möglichkeit, bis zu vier Spieler im Team zu haben. Yannick Reiners ist uns bei unserem Turnier schon aufgefallen – einerseits, weil er ein sehr guter und ambitionierter Spieler war, und andererseits weil er ein glühender Gladbach-Fan ist, auch deshalb haben wir uns für ihn entschieden. Stefan Beer schließlich haben wir in Abstimmung mit seiner Berateragentur kontaktiert. Er ist ein junger, talentierter Spieler aus der Schweiz und passt daher gut zu unserer Philosophie, die wir auch im echten Fußball vertreten. 

Fohlen-Hautnah: Warum habt ihr nur einen Spieler auf der Xbox, aber dafür zwei auf der PlayStation?

Andreas Cüppers: Das hätte auch genauso gut anders herum sein können. Grundsätzlich ist es aber so, dass die PlayStation die Konsole ist, die weiter verbreitet ist. Demzufolge gibt es einfach auch mehr PlayStation- als Xbox-Spieler. Aber Top-Spieler müssen ohnehin in der Lage sein, beide Konsolen zu beherrschen. Das Spiel unterscheidet sich nicht großartig, lediglich die Haptik der Controller ist unterschiedlich. Auf den großen Turnieren wird man immer gezwungen sein, auf beiden Konsolen spielen zu müssen. Es ist ähnlich wie bei einem Profifußballer, die sollten im Idealfall ja auch beidfüßig sein. 

Fohlen-Hautnah: Wie kann man sich den Alltag eines E-Sportlers vorstellen? Vor allem im Fall von Stefan Beer, der ja in der Schweiz lebt. Wie oft kommen die Jungs in den Borussia-Park? 

Andreas Cüppers: Ein großer Unterschied zum Profifußball ist, dass sie nicht gemeinsam auf dem Platz spielen müssen, sondern das alles online erledigen können – zumindest in den Eins-gegen-Eins-Duellen. Die Spieler können sich selbst vernetzen und machen das auch in ihrer Freizeit regelmäßig. Es gibt aber auch genügend Treffen bei Borussia, vor allem, wenn in der Virtuellen Bundesliga mal eine Pause ist. Außerdem produzieren wir auch Content für unsere Kanäle. Alle drei Spieler sind fest bei uns angestellt, es sind aber im Gegensatz zu inzwischen einigen Spielern in Deutschland noch keine Vollprofis.

Fohlen-Hautnah: Gespielt wird aktuell „FIFA 20“, im Spätsommer kommt schon wieder eine neue Version auf den Markt. Habt ihr bei der Entwicklung der Spiele ein gewisses Mitspracherecht?

Andreas Cüppers: Die Jungs werden schonmal auf die Gamescom (Spielemesse) eingeladen und können dort die Demoversion spielen. Aber einen richtigen Vorsprung vor den Hobby-Gamern haben sie nicht. Letztes Jahr wurde der Weltmeister nach Vancouver zu „EA Sports“ eingeladen und durfte hinter die Kulissen schauen wie das Game konzipiert wird. Aber auch er hatte kein Mitspracherecht. Das liegt vielleicht auch daran, dass es zu viele unterschiedliche Ansichten über das Spiel auch unter den Profis gibt.

Fohlen-Hautnah: Die Profis bekommen Siegprämien: Wie ist das beim E-Sports geregelt, wenn ein Gamer ein Turnier gewinnt?

Andreas Cüppers: Es gibt Preisgelder die gestaffelt sind. Im Gegensatz zu vielen anderen E-Sports-Titeln wie „League of Legends“ liegen diese aber bei Fifa noch deutlich drunter. Aber das ist nicht der Punkt, über den wir das Thema refinanzieren.

Fohlen-Hautnah: Du bist bei Borussia „Abteilungsleiter für Digitale Entwicklung“ – Gibst du Deine Spielern denn auch mal Tipps oder Ratschläge mit auf den Weg?

Andreas Cüppers: Nein, denn ich spiele selbst kein Fifa. Ich habe es mal versucht, aber ich bekomme das einfach nicht koordiniert (lacht). Wir haben aber inzwischen in Stefan Schuffels einen Bereichsleiter für E-Sports, der kennt sich mit dem Spiel und dem gesamten Markt sehr viel besser aus. Aber auch er agiert nicht im strengen Sinne als Coach. Eher ist es so, dass sich die Spieler untereinander coachen. Unsere Rolle ist es dann eher, sie zu motivieren und mental zu begleiten im Rahmen unserer Möglichkeiten.

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