Die letztjährige Verpflichtung von Timothée Kolodziejczak wurde am Niederrhein schnell als großes Missverständnis abgestempelt. Auf ein einziges Bundesligaspiel brachte es der mittlerweile 26-jährige, der für sein Heimatland Frankreich alle Jugendnationalmannschaften durchlaufen hat, bei Borussia Mönchengladbach. Max Eberl hat nun seine Gedanken zu diesem Transfer rückblickend detailliert geschildert.
In der aktuellen Ausgabe des Fohlenpodcast, in der Moderator Christian Straßburger mit Kabarettist Serdar Somuncu und Max Eberl spricht, wurde das Thema von Somuncu nochmal rausgekramt. Kolodziejczak wurde vom FC Sevilla geholt und sollte der Fohlenelf, die zum damaligen Zeitpunkt lediglich 16 Punkte nach 16 Spielen vorzuweisen hatte, mit seiner Erfahrung die nötige Stabilität in der Abwehr verleihen. Doch diese Erwartung konnte ‚Kolo‘ nie erfüllen.
Überforderung für Kolo
»Kolo war ein Spieler, der nicht so funktioniert hat, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben einen Spieler verpflichtet, den wir, wie die meisten, die wir geholt haben, sehr sehr gut kennen – zumindest denken wir das. Wir scouten sie, führen Gespräche mit ihnen, um ein Gefühl zu entwickeln. Und ich glaube, ich habe Kolo überfordert mit der Aussage: ‚Hör zu Junge, wir brauchen jemanden, der jetzt bei uns steht!‘«, sagt Max Eberl rückblickend. Dieter Hecking wurde zu diesem Zeitpunkt gerade als neuer Cheftrainer mit der Mission beauftragt, die Borussia schnellstmöglich aus der Gefahrenzone zu lotsen.
Schlussstrich vor dem Disaster
Vor Beginn der Rückrunde wurde der Wechsel von Timothée Kolodziejczak dann perfekt gemacht. »Wir haben nicht so stabil gewirkt nach hinten und wir brauchten Stabilität. Und das habe ich ihm eigentlich zugetraut. Wir haben ihn zwei Jahre in Sevilla gesehen, wir haben ihn in Nizza gesehen, wir haben ihn in Lyon in seiner Jugendzeit schon gesehen. Wir hatten einen ganz anderen Eindruck als er ihn hier dann gezeigt hat«, erzählt Eberl. Der Schuss ging also nach hinten los. »Warum auch immer hat das in dem Maß nicht funktioniert. Ein Spieler, der von Sevilla kommt, der so wenig Zweikampfrobustheit hat, obwohl wir sie jahrelang gesehen haben – oder sie gemeint haben zu sehen – war für uns auch ein Stück weit unerklärlich und deswegen hat man im Sommer dann einen Schlussstrich gezogen.«
Anfang September wird der Wechsel zu Tigres UANL eingetütet. Für Kolo geht es nach Mexiko. Sportdirektor Max Eberl blieb bei diesem Angebot gar keine andere Wahl, als den Transfer abzunicken: »Da habe ich gesagt: Bevor es mir jetzt zu viel Probleme macht und ich ein Angebot habe, was nahe dem war, was wir bezahlt haben, muss man dann eben die Entscheidung treffen. Wir sind mit einem blauen Auge, was das Finanzielle betrifft, rausgekommen.«
Kolo weiter mit Nebenrolle
Doch auch in Tigres läuft es für Kolo nicht wie gewünscht. Der Kader des Klubs ist mit Abstand der wertvollste der Liga. Im Dezember sicherte man sich den mexikanischen Meistertitel, doch Kolodziejczak spielt nur eine Nebenrolle. In den meisten Spielen ist er gar nicht erst im Kader, ein paar Mal sitzt er auf der Bank. Zwei Einsätze über 90 Minuten hat er in den vier Monaten bisher zu verzeichnen. An Juninho (35) und Ayala (30) kommt er nicht vorbei, die beiden erfahrenen Spieler sind gesetzt. Bleibt abzuwarten, ob die Reise für Kolo bald schon wieder weiter geht oder ob er sich seinen Platz bei Tigres erkämpfen kann. Dort hat gerade die „Clausura“ begonnen, die Ausspielung der ersten Meisterschaft des Jahres. In Mexiko gibt es nämlich pro Jahr zwei Meister. Zumindest am gestrigen Tag saß Kolo beim 0:0 seines Teams wieder auf der Bank – er wurde jedoch nicht eingewechselt.