Der erst 18-jährige Michaël Cuisance gab gegen Hannover 96 sein Startelf-Debüt. Er wusste zu überzeugen, spielte wie bei seinen zwei Kurzeinsätzen zuvor unbekümmert und mutig. Mit einer Torvorlage bewies er erneut, dass er dem Spiel seinen Stempel aufdrücken kann.
Als am Samstagnachmittag die Aufstellungen bekanntgegeben wurden, staunten einige nicht schlecht. Dieter Hecking nahm Dennis Zakaria aus der Anfangsformation und setzte auf Cuisance. Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn der Franzose konnte an das, was er bereits gegen den VfB Stuttgart und beim BVB zeigte, nahtlos anknüpfen. »Selbst in Dortmund, als alle schon den Kopf unten hatten, ist er rausgegangen und hat nochmal die Bälle gefordert. Er wehrt sich in den Zweikämpfen«, äußerte sich Hecking nach der Partie.
Eberl vor dem Herzinfarkt
Gegen Hannover sah es zweitweise so aus, als sei er mit seinen besten Kumpels auf dem Bolzplatz unterwegs, um ein paar Kunststücke zu zeigen. Unbeeindruckt von der großen Kulisse im Borussia-Park versuchte er, seine Mitspieler mit gekonnten Pässen in Szene zu setzen. Dafür nahm er auch mal die Hacke zur Hilfe – sogar im eigenen Strafraum, was der Borussia fast zum Verhängnis wurde. »Er ist der erste „Kleine“, der mich mit der Aktion kurz nach der Halbzeit echt einem Herzinfarkt nahe gebracht hat. Marc-André ter Stegen hat in seinem ersten Spiel schon verrückte Dinge gemacht, aber das war schon ein großes Ding«, grinste Sportdirektor Max Eberl.
Mut zum Risiko
Dieter Hecking ergänzte: »Das ist eben Micka. Micka geht Risiko. Wir wollen Risikospieler sehen. Ich denke er weiß, wann er Risiko gehen kann und wann nicht.“ Trotzdem wird Cuisance seine Schlüsse ziehen und von solchen Erfahrungen profitieren. Davon ist Eberl überzeugt: »Er muss lernen, was Bundesliga bedeutet, nämlich gewichtige Zweikämpfe nicht zu verlieren. Aber da haben unsere Scouts ein Juwel ausgegraben.«
Ein Juwel, das der Mannschaft vor allem mit frischen Spielideen geholfen hat. »Er ist ein Instinkt-Fußballer. Er hat ein großes und gesundes Selbstbewusstsein, was uns auch gut tut.« Damit verkörpert er jene Eigenschaft, die einigen Borussen momentan fehlt. Das angesprochene Selbstbewusstsein zeigt sich zum Beispiel daran, dass er bei Standardsituationen als Schütze antritt. Der Linksfuß schnappte sich vor dem 1:0 die Kugel und brachte den Ball anschließend auf den Torschützen Matthias Ginter.
Viel geackert
Mit dem späten und glücklichen Siegtreffer war das Debüt von Cuisance, der in der 79. Minute ausgewechselt wurde, perfekt. Er gewann die meisten Zweikämpfer aller Borussen (16) und spulte nach Thorgan Hazard die meisten intensiven Läufe (70) ab. Entsprechend platt war der Youngster, als er das Feld verließ. »Nach hinten raus war es klar, dass ihm in seinem ersten Bundesliga-Spiel von Anfang an am Ende etwas Kraft und Konzentration fehlten. Aber sein Standard zum 1:0 war gut geschossen. Ich muss sagen, dass ich mit seinem Einsatz sehr zufrieden war«, lobte Chefcoach Hecking.
Kandidat für weitere Startelfeinsätze
Junge Spieler muss man immer ein wenig differenziert bewerten. Natürlich zählt am Ende des Tages die Leistung, aber wenn die gerade mit den ersten Profieinsätzen sehr eindrucksvoll ist, entstehen schnell zu hohe Erwartungen. Michaël Cuisance hat gezeigt, dass er der Mannschaft helfen kann und trotz seines jungen Alters bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Im zentralen Mittelfeld hat Borussia Mönchengladbach spätestens seit gestern eine ernsthafte Alternative mehr zur Verfügung. Cuisance darf sich berechtigte Hoffnungen darauf machen, dass in dieser Saison noch einige Einsätze hinzukommen werden. Die Fans jedenfalls dürfen sich darauf freuen.