Am Ende hätten es auch durchaus sieben oder acht Tore sein können, die die Bayern den Borussen einschenkten. Die Art und Weise, mit der die Fohlenelf zu Werke ging, war teilweise nicht bundesligatauglich. Die allgemeine Kompaktheit, aber besonders die Defensive bereitete große Sorgen. Die Fehler sprachen Dieter Hecking und Max Eberl deutlich an.
»Mit solchen Fehlern kommst du einfach nicht weiter«, lautete das nüchterne Fazit von Sportdirektor Max Eberl nach 90 Minuten. Was die Borussia am Samstagnachmittag ablieferte, bereitete wohl auch den optimistischsten Anhängern große Sorgenfalten auf die Stirn. Im eigenen Stadion spielten die Bayern die Hecking-Elf phasenweise an die Wand. Bereits nach wenigen Sekunden hätte Lewandowski den Rekordmeister in Führung schießen müssen, doch Sommer wehrte die Kugel mit einer seiner vielen Paraden, die an diesem Nachmittag noch folgen sollten, zur Ecke ab, aus der dann das erste Gegentor resultierte.
»Erdrückende Überlegenheit«
Dass man über die Herangehensweise von Martinez beim 0:1 streiten kann, ist klar. Doch die Entscheidung des Videoschiedsrichters, dass sich der Spanier durch sein Schubsen gegen Elvedi keinen Vorteil verschafft haben soll, war mit Sicherheit nicht ausschlaggebend für die Niederlage. »Wer Fußball gespielt hat, der weiß, dass der Abwehrspieler da keine Chance mehr hat, noch was zu retten. Wir haben dadurch aber nicht das Spiel verloren«, betonte Hecking, der in der Folge haarsträubende Fehler seiner Mannschaft sah. Die Bayern spielten wie sie wollten und ließen die Fohlenelf nicht ins Spiel kommen. »Bayern war in der ersten Viertelstunde erdrückend überlegen«, so Eberl.
»Nicht so in ein Bundesligaspiel reingehen«
»So kann man nicht verteidigen«, mahnte Hecking an. Das 0:2 war die logische Konsequenz aus der brutalen Überlegenheit. »Es ist natürlich äußerst schwer, wenn du so in ein Spiel reingehst wie wir es heute getan haben. Das war naiv. Da gibt es auch gar nichts anderes zu sagen. Das war naiver Fußball. Du kannst so nicht in ein Bundesligaspiel reingehen«, verdeutlichte Hecking. Es dauerte, bis die Borussen zumindest ein wenig ins Spiel kamen, die Zweikämpfe annahmen und die Abspiele ihren Weg zum eigenen Mann fanden. »Dann haben wir die Bayern zumindest mal für 20 Minuten bearbeitet und beschäftigt. Nach dem Anschlusstor wollten wir in der zweiten Halbzeit Kompaktheit bieten«, erzählte Hecking.
»Da braucht man nichts zu beschönigen«
Doch dieses Vorhaben war nach zwei Zeigerumdrehungen im zweiten Spielabschnitt gänzlich über den Haufen geworfen. Elvedi leitete mit seinem Fehlpass das Tor der Gäste ein. »Das hat uns einen Schlag verpasst. Da wieder zurückzukommen ist äußert kompliziert«, sagte Eberl. Sein Cheftrainer schloss sich dem an. »Wenn du direkt wieder eine riesige Chance zulässt und das 1:3 bekommst, dann kannst du dir noch so viel vornehmen. Das ist nicht das, was wir brauchen, um gegen eine Mannschaft wie Bayern München das Spiel zu drehen. Das war dieser Unterschied von vier Toren, den man heute gesehen hat. Da braucht man nichts zu beschönigen. So dürfen wir nicht spielen«, kritisierte er.
Fohlen müssen auch mal ein Foul ziehen
Besonders die schonende Art des Verteidigens vor dem dritten Gegentreffer gefiel Hecking ganz und gar nicht. »Elvedi spielt einen Pass ins Zentrum rein, der abgefangen wird. Trotzdem stehen wir da noch drei gegen zwei. Da kann man auch mal ein Foul ziehen. Das ist gegen die Bayern nicht verboten«, betonte her. »Eigentlich hatten wir die schmerzhafte Erfahrung schon gegen Berlin und Wolfsburg. Aber spätestens jetzt sollte die Mannschaft verstanden haben, was wir damit meinen, wenn wir das ansprechen. Sie sollen dem Gegner nicht bewusst in die Beine treten, aber man kann doch schon mal das eine oder andere Foul nehmen«, weckte Hecking Erinnerungen an das zweite Gegentor gegen Hertha BSC, als Davie Selke ungehindert über das halbe Feld von Ginter begleitet wurde.
Zu wehrlos in den entscheidenden Situationen, tiefschlafend und unkonzentriert direkt nach Anpfiff und mit Beginn der zweiten Halbzeit – so stand es am Ende 1:5. »Die Kritik müssen wir als Mannschaft jetzt über uns ergehen lassen«, wusste Hecking. Am Samstag in Mainz wird ein ganz anderes Auftreten gefordert sein, um wieder zu punkten.
Die Bilder zum Spiel haben wir in einer Fotostrecke für Euch hochgeladen (hier klicken).