Beim Hamburger SV muss Borussia Mönchengladbach zunächst die eigenen Hausaufgaben erledigen, um dann auf das zu schauen, was auf den anderen Plätzen passiert. Davon will sich Dieter Hecking nicht ablenken lassen, denn wenn die eigene Leistung nicht stimmt, erübrigt sich jegliche Rechnerei.
»Das müssen wir komplett ausblenden. Wir müssen unser eigenes Ding durchziehen. Die anderen Spiele können wir nicht beeinflussen«, mahnte Dieter Hecking auf der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag. »Für uns ist es wichtig, am Samstag einen guten Saisonabschluss hinzulegen. Was danach ist, kann man noch nicht wissen. Wir können noch einiges schaffen. Aber am schönsten ist es erstmal, wenn wir gewinnen.« Um tatsächlich noch etwas zu schaffen, ist die Fohlenelf von den Ergebnissen der Frankfurter, die auf Schalke gastieren, dem VfB Stuttgart, der zur Meisterfeier beim Rekordmeister antritt und RB Leipzig, die in der Hauptstadt antreten, abhängig. »Da ist es sicherlich so, dass bei einem der drei Spiele nicht alles nach Wunsch laufen wird. Von daher dürfen wir uns gar nicht zu sehr damit beschäftigen«, forderte Hecking.
Schwung durch Trainwechsel
Drei der letzten fünf Spiele konnte der HSV für sich entscheiden. Großen Anteil daran hat Trainer Christian Titz, der seiner Mannschaft wieder spielerische Ansätze eingeimpft hat, die zum Erfolg führen. »Da ist sicherlich etwas passiert, das kann man ohne Zweifel feststellen. Sie haben nach dem Trainerwechsel nochmal Schwung aufgenommen und einen Stimmungsumschwung erzeugt, aber zuletzt auch einen Rückschlag wie in Frankfurt erlitten. Aber nochmal: Wir müssen nur auf uns gucken. Wir haben unseren Plan für das Spiel. Alles andere ist unwichtig«, betonte Dieter Hecking.
Personelles Luxusproblem
Welcher Elf er vertraut, ist noch völlig offen. Durch die Rückkehr von Vestergaard, Zakaria und Kramer hat er im Mittelfeld zahlreiche Optionen. »Man spürt diese Woche im Training, dass die drei, die gespielt haben, wissen, dass sie gut gespielt haben. Und die, die draußen waren, haben das auch gesehen«, erklärte Hecking und wurde noch konkreter: »Genau davon lebt ja auch eine Konkurrenzsituation in einer Fußballmannschaft, dass sie sich gegenseitig puschen und die drei, die wieder rein wollen, in der Woche Gas geben, um mich davon zu überzeugen, dass ich was ändern muss. Tony Jantschke, Tobi Strobl und Mickael Cuisance haben das wirklich gut gemacht und die anderen drei sollten die Zeit nutzen, mich davon zu überzeugen, dass sie für das eine Spiel am Samstag besser sind.«
In der Offensive ist der formstarke Josip Drmic wohl die erste Wahl. »Wenn man sieht, was er die letzten Spiele gemacht hat: Er war sehr torgefährlich in fast jedem Spiel. In Leverkusen und Mainz hätte er ein Tor machen können. Man darf ihn aber nicht nur an Toren messen. Ich finde, er arbeitet sehr gut für die Mannschaft. Er ist viel unterwegs und reißt Lücken«, so Hecking über den Schweizer.
»Viele Unwägbarkeiten«
Ein wenig Sorge bereitet dem Trainer der Borussen die Stimmung und Anspannung rund um das Abstiegsendspiel des HSV. »Ich hoffe, dass alles fair abläuft, auch im Vorfeld des Spiels, dass es da nicht schon zu irgendwelchen Ausschreitungen komme. Wir müssen auch durch den Fan-Spalier der Hamburger fahren. Das sind alles so Dinge, die muss man auf dem Schirm haben. Was passiert während des Spiels, wenn vielleicht doch absehbar ist, dass der HSV den bitteren Gang in die zweite Liga antreten muss. Oder was passiert, wenn sie führen? Da sind so viele Unwägbarkeiten. Ich hoffe, dass das wirklich auf dem Platz entschieden wird und dass alle Vorkehrungen getroffen werden, damit dieses Spiel ordnungsgemäß durchgeführt werden kann. Das ist das Wichtigste.«
Etwa 8.000 Gladbacher begleiten den VfL in den Norden. Zwischen beiden Teams ist es das 100. Aufeinandertreffen. Das Hinspiel im Borussia-Park gewannen die Fohlen mit 3:1. In Hamburg warten sie seit drei Spielen auf einen Sieg.