Sportdirektor Max Eberl war am Samstagabend im ZDF-Sportstudio zu Gast. Seinen Auftritt und seine Aussagen hatten wir bereits in einem Artikel (hier klicken) zusammengefasst. Doch auf eine Sache, die er im Gespräch mit Moderator Jochen Breyer erwähnte, wollen wir nochmal ganz genau eingehen. Es geht um die Champions-League-Elf, die sich ausschließlich aus Abgängen zusammensetzt.
»Ich hätte gerne mal, dass Sie eine erste Elf von Spielern zeigen, die wir in den letzten fünf, sechs Jahren verloren haben«, forderte Eberl. Da das ZDF so schnell nicht reagieren konnte, haben wir uns eine mögliche Champions-League-Elf aus den Abgängen der vergangenen Jahre zusammengebastelt – und die kann sich sehen lassen.
Tor: Marc-André ter Stegen (FC Barcelona)
Abwehr: Julian Korb (Hannover 96), Andreas Christensen (FC Chelsea), Dante (OGC Nizza), Nico Schulz (TSG Hoffenheim)
Mittelfeld: Marco Reus (Borussia Dortmund), Mo Dahoud (Borussia Dortmund), Havard Nordtveit (TSG Hoffenheim), Granit Xhaka (FC Arsenal), Amin Younes (Ajax Amsterdam)
Sturm: Max Kruse (Werder Bremen)
Laut „transfermarkt.de“ besitzt diese Elf einen aktuellen Marktwert von 221 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der aktuelle Kaderwert aller (!) Borussen wird auf 191 Millionen Euro taxiert.
Da Eberl diese Namen genaustens im Kopf haben dürfte, sagte er direkt im Anschluss: »Das ist eine Champions League-Elf. Und die müssen wir jedes Jahr neu ersetzen. Jedes Jahr müssen wir neue und junge Spieler holen, die dann ein Stück weit Zeit brauchen. […] Wir machen in Gladbach wirklich alles, um erfolgreich zu sein. Ich will jedes Jahr nach Europa, ich will jedes Jahr in die Champions League. Was ich will, ist das eine. Ich muss aber realistisch an den Job rangehen, dass ich den Leuten realistisch sagen kann, was in einer Saison möglich ist. Wenn ich einstellig sage, heißt das, dass wir um Europa kämpfen wollen, wenn alles gut läuft. Dieses Jahr ist es nicht gut gelaufen und deswegen stehen wir auf Platz acht.«
Zugegeben, diese Elf hätte bei Borussia Mönchengladbach niemals in dieser Konstellation zusammengespielt, denn manche Spieler konnten erst zur Fohlenelf gelotst werden, weil andere gegangen sind und eine entsprechende Ablöse für neue Transfers eingebracht haben. Akteure wie Julian Korb und Nico Schulz hatten am Niederrhein außerdem keine sportliche Perspektive mehr, ebenso Amin Younes. Noch eine Personalie wird sicher Fragen aufwerfen: Auch wenn Havard Nordtveit aktuell in Hoffenheim nur eine Nebenrolle einnimmt, muss man beachten, dass er zum Zeitpunkt seines Wechsels ein ganz wichtiger Baustein bei den Gladbachern war. Nicht berücksichtigt sind die Abgänge von weiteren Leistungsträgern wie Alvaro Dominguez, Martin Stranzl, Roel Brouwers und Juan Arango, die zwar von keinem größeren Verein gekauft wurden, aber ebenfalls ersetzt werden mussten. Auf Luuk de Jong, der mittlerweile in den Niederlanden wie am Fließband trifft, haben wir ebenfalls verzichtet.
Daher hat Max Eberl mit seinen Aussagen natürlich nicht unrecht, denn mit dieser Elf könnte Borussia in einem europäischen Wettbewerb zumindest einige Runden überstehen. In dieser Saison zeigen die Entwicklungen von Mickael Cuisance und Denis Zakaria, dass auch sie irgendwann zu einer CL-Elf gehören könnten, denn mit ihren Leistungen machen sie europäische Topklubs auf sich aufmerksam – eben genau wie es einst Marc-Andre ter Stegen, Marco Reus oder Granit Xhaka getan haben. Am schönsten wäre es jedoch, wenn sie die Champions-League-Hymne im Borussia-Park hören könnten, auch wenn dieses Ziel für die kommende Saison nicht erreicht werden kann.