Jordan Beyer spielt leihweise für ein Jahr in England beim FC Burnley Foto: Dirk Päffgen.
Am sogenannten Deadline-Day wechselte Jordan Beyer von Borussia Mönchengladbach leihweise für eine Saison zum FC Burnley nach England. In der dortigen zweiten Liga, der Championship, soll und will der der Innenverteidiger unter Trainer Vincent Kompany regelmäßige Spielpraxis sammeln. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 22-Jährige unter anderem über seinen Wechsel, seine ersten Wochen auf der Insel und seine Ziele.
Fohlen-hautnah: Jordan, am sogenannten Deadline-Day kam dein Wechsel zum FC Burnley zustande. Das dürfte ein ereignisreicher Tag gewesen sein. Wann kam die Anfrage und warum gerade der FC Burnley und die 2. englische Liga?
Jordan Beyer: Es ging an diesem Tag relativ schnell, das kann man schon sagen. Ich hatte vorher schon mal Kontakt zu Burnley, aber konkret wurde es dann erst am 31. August. Dann ging alles ganz schnell. Am nächsten Morgen habe ich noch mit der Mannschaft trainiert und bin dann über Frankfurt nach England geflogen, um den Medizincheck zu absolvieren und dann den Wechsel perfekt zu machen. Der Konkurrenzkampf bei Borussia ist groß. Ich hatte einen Teil der Vorbereitung verpasst und so konnten sich andere in den Vordergrund spielen. Da wäre es für mich schwer geworden, regelmäßig zu spielen. Ausschlaggebend für Burnley war der Trainer, der meiner Meinung nach einer der besten Innenverteidiger der Welt war. Da ist es für mich als junger Spieler Goldwert, von ihm lernen zu dürfen. Zudem haben wir viele Spiele, sodass die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass ich hier viel spielen werde.
Fohlen-hautnah: War auch ein kompletter Wechsel für dich eine Option oder waren so Überlegungen gar nicht in deinem Kopf?
Jordan Beyer: Nein, das war keine Option.
Fohlen-hautnah: Wie schaust du auf die ersten Wochen auf der Insel zurück und was ist in Bezug auf das Leben in Mönchengladbach anders in Burnley und hast du die Stadt schon etwas erkunden können?
Jordan Beyer: Burnley ist ein etwas kleinerer Ort. Deshalb wohnen die meisten Spieler in Manchester. Bei gutem Verkehr fährt man etwa 40 Minuten von dort bis Burnley. Ich bin auch seit kurzem in meiner eigenen Wohnung und nicht mehr im Hotel. Ich fühle mich hier schon sehr wohl. Die Menschen im Klub sind alle sehr nett und haben es mir von Beginn an auch sehr einfach gemacht, mich gut eingewöhnen zu können.
Fohlen-hautnah: Mal am Rande. Sicherlich war auch der Linksverkehr eine Umstellung…
Jordan Beyer: (lacht). Zu Beginn bin ich immer vom Klub gefahren worden. Da habe ich das nicht so mitbekommen. Jetzt fahre ich auch selbst Auto und muss sagen, dass das schon eine Umstellung ist. Da muss ich mich auch erst dran gewöhnen, aber klappt schon ganz gut.
Fohlen-hautnah: Hast du vor deinem Wechsel nach England mit Hannes Wolf über die Liga, die er ja gut kennt, und das Leben auf der Insel gesprochen und hat er dir vielleicht auch Ratschläge gegeben?
Jordan Beyer: So richtig Zeit hatte ich dazu leider nicht. Es ging ja alles recht schnell mit meinem Wechsel. Aber er hat schon mal erzählt, dass es ein anderer Fußball ist und man sich daran erst gewöhnen muss. Das wird alles kommen.
Fohlen-hautnah: Was versprichst du dir von dem Wechsel nach Burnley?
Jordan Beyer: Natürlich möchte ich zunächst verletzungsfrei bleiben und dann das auf den Platz bekommen, was ich kann. Das habe ich bisher noch nicht zu 100 Prozent hinbekommen. In mir steckt noch viel mehr als das, was ich bisher zeigen konnte.
Fohlen-hautnah: Dass Vincent Kompany Einfluss auf deine Entscheidung hatte, hast du bereits erwähnt. Was macht er denn anders als Daniel Farke?
Jordan Beyer: Richtig. Der Trainer war mit einer der Hauptgründe, warum ich nach Burnley gekommen bin. Ich habe in der kurzen zeit schon einiges unter ihm gekernt und hoffe, dass das auch so weitergeht. Grundsätzlich sind beides gute Trainer. Die Abläufe sind anders, aber beide legen Wert auf viel Ballbesitz. In der Bundesliga ist das aber anders. Also man kann das schwer vergleichen.
Fohlen-hautnah: Apropos Daniel Farke. Unter ihm hast du noch nicht spielen können. Hat er mit dir über die Gründe und auch über deinen Wechsel in die Championship, die er ja gut kennt, gesprochen und was hat er dir mit auf den Weg gegeben?
Jordan Beyer: Es war ja zunächst lange Zeit gar nicht angemacht, dass ich woanders Spielpraxis sammeln kann. Am Ende ging es eben ganz schnell, sodass wir keine Zeit hatten, darüber zu sprechen.
Fohlen-hautnah: Ein paar Wochen hast du bereits unter Kompany trainiert und zwei Spiele absolviert. Auf welcher Position sieht er dich am ehesten?
Jordan Beyer: Ich bin Innenverteidiger, kann aber natürlich auch auf den Außenpositionen spielen. Die sind zwar nicht meine bevorzugten Positionen, aber ich spiele da, wo der Trainer mich braucht und gebe alles. Bisher habe ich auch zentral verteidigt.
Fohlen-hautnah: Die Belastung ist in der Championship eine ganz andere als in der Bundesliga. Schon alleine aufgrund der vielen Spiele. In wie weit ist das vor allem auch körperlich eine Umstellung und worauf kommt es da besonders an? Auch, dass über den Jahreswechsel hinweg gespielt wird, dürfte eine andere Erfahrung für dich sein.
Jordan Beyer: Als Innenverteidiger hast du viel mehr direkte Zweikämpfe und Kopfballduelle, weil hier einfach häufig direkt auf den Stürmer nach vorne gespielt wird. Es gibt keinen Videobeweis und da wirst du mitunter auch schonmal sehr robust attackiert. Also es geht schon ordentlich zur Sache. Natürlich geht es das in der Bundesliga auch, aber in England ist das noch ein bisschen mehr und anders. Auch die Gegner gehen hier anders zu Werke. Wir wollen als Mannschaft Fußball spielen, aber die Gegner sind nicht immer auf kurzes Passspiel und Ballbesitz bedacht. Die Zeit zwischen dem Jahreswechsel ist hier in der Tat anders. Wir spielen hier am 26.12., 29.12. und 01.01. Das ist schon etwas anders. Das wird eine intensive Zeit, in der man sich gut regenerieren muss, soweit das möglich ist.
Fohlen-hautnah: Der Fußball in England ist ein anderer als der in der Bundesliga, sicherlich auch für einen Verteidiger wie dich. Welche Unterscheide hast du bereits festgestellt?
Jordan Beyer: Es ist schon ein anderer Fußball, der hier herrscht. Es geht härter zur Sache. Wir haben viel Ballbesitz, aber unsere Gegner holen dann schon mal die Brechstange raus und spielen lange Bälle, um dann hinterher zu laufen.
Fohlen-hautnah: Berichte doch mal von der Stimmung in England. Was ist anders als im Borussia-Park und in der Bundesliga?
Jordan Beyer: Die Fans hier sind anders. Du hast hier nicht so wie bei uns die Nordkurve, die das ganze spiel über Stimmung macht, sondern hier ist das ganze Stadion sozusagen die Nordkurve. Aber es ist auch nicht so, dass du ununterbrochen Fangesänge hast, sondern es wird laut, wenn es eine Ecke gibt oder es zu einer Torchance kommt. Ich würde sagen, die Stimmung ist auch gut, aber anders als in der Bundesliga.
Fohlen-hautnah: Mit Burnley strebt ihr sicherlich den direkten Wiederaufstieg in die Premier League an. Norwich City gehört dahingehend zu den Favoriten. Wie schätzt du die Chancen für euch ein?
Jordan Beyer: Das ist total im Bereich des Möglichen. Wenn wir das auf den Platz bringen, was wir als Mannschaft drauf haben, dann können wir das schaffen. Bisher sieht es gut aus. Wir müssen dranbleiben und konstant unsere Leistung abrufen. Dann schauen wir mal, was dabei am Ende rauskommt.
Fohlen-hautnah: Kannst du dir bei einem Aufstieg auch einen Verbleib vorstellen und/oder gibt es da eine Option?
Jordan Beyer: Ich habe meinen Vertrag in Gladbach im vergangen Winter ja nicht ohne Grund verlängert. Das steckte schon ein Plan hinter. Es ist und bleibt mein Traum, bei Borussia durchzustarten. Das ist mein Ziel und das verfolge ich. Aber man weiß nie, was kommt. Ich arbeite einfach weiter hart will meine Chancen nutzen, wenn ich sie bekomme. Ich sehe jedes Spiel, das ich bekomme, nicht als selbstverständlich an und freue mich einfach, wenn ich auf dem Platz stehen und Fußballspielen darf. Alles andere lass ich auf mich zukommen.
Fohlen-hautnah: Du wirst die Borussia sicherlich auch auf der Insel weiterhin verfolgen. Wie bewertest du den Start in die Saison und was ist deiner Meinung nach möglich?
Jordan Beyer: Natürlich verfolge ich jedes Spiel und verpasse keine Sekunde. Sei es live, wenn wir nicht spielen oder in der Zusammenfassung. Ich finde, dass ein super Start in die Saison gelungen ist. Es macht echt Spaß, von außen zuzuschauen. Das ist echt guter Fußball, den wir da zeigen. Die Punkteausbeute ist auch in Ordnung. Natürlich ist noch nicht alles perfekt. Aber wir sind auf einem guten Weg. Und ich denke, es ist einiges möglich. Aber die Saison ist noch lang. Wenn wir so weiterspielen und uns so weiterentwickeln, dann ist das obere Tabellendrittel drin. Dazu hoffe ich, dass alle verletzten und angeschlagenen Spieler alsbald wieder fit sind und auf dem Plan gas geben und der Mannschaft helfen können.
Fohlen-hautnah: Wenn du über deine Ziele sprechen müsstest, dürfte das auch die Teilnahme an der U21-EM 2023 sein. Unter Neu-Coach di Salvo findest du zumindest schon mal Berücksichtigung und spielst. Wie bist du mit deinen Einsätzen zufrieden?
Jordan Beyer: Ich war ganz zufrieden mit meinen Einsätzen. Ich habe Spielzeit bekommen, dafür war ich dankbar. Gegen Frankreich war nicht mein bestes Spiel, aber es war solide. Es waren zwei echt starke Spieler, gegen die wir gespielt haben. Ich glaube, dass ich solide Eindrücke hinterlassen habe und hoffe, dass ich das nächstes Mal auch nominiert werde. Und dann ist es natürlich mein Ziel, bei der Em dabei zu sein. Auch dafür werde ich bei Burnley hart arbeiten und alles geben, wenn ich spiele.
Fohlen-hautnah: Welche Schlagzeile möchtest du am Saisonende gerne lesen?
Jordan Beyer: Gladbach spielt in der Champions League und der FC Burnley steigt in die Premier League auf! Beides wäre ein Traum.