
Von 2005 bis 2014 inklusive der Jugend spielte Elias Kachunga bei Borussia Mönchengladbach, vornehmlich jedoch bei der zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Über den SC Paderborn und den FC Ingolstadt ging es dann auf die Insel zu Huddersfield Town. Seit dieser Saison spielt der Angreifer in der League One bei den Bolton Wanderer. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 29-Jährige unter anderem über seine Zeit bei der Borussia, seinen Wechsel nach Bolton und seine Zukunftsplanung.
Fohlen-Hautnah: Elias, Du bist gerade zu den Bolton Wanderers in die 3. englische Liga gewechselt. Warum hast Du Dich für den Klub entschieden?
Elias Kachunga: Das ganze Projekt und die Verantwortlichen haben mich sehr überzeugt. Bolton möchte wieder nach oben und dabei möchte ich helfen.
Fohlen-Hautnah: Hat Du Deinen Umzug schon vollzogen?
Elias Kachunga: Nein, noch nicht. Ich habe ein Haus in Sheffield. Da bleibe ich auch erstmal wohnen und pendle zunächst die anderthalb Stunden bis zum Trainingsgelände von Bolton.
Fohlen-Hautnah: Apropos Umzug. Du spielt und lebst nun schon einige Jahre in England. Wird die Insel nach Deiner aktiven Laufbahn Deine Heimat bleiben?
Elias Kachunga: Ich lebe mittlerweile über fünf Jahre in England und fühle mich hier pudelwohl. Ob ich nach meiner Karriere hier bleibe oder zurück nach Deutschland komme, habe ich noch nicht abschließend entschieden. Ich kann mir aber gut vorstellen, weiter in England zu leben.
Fohlen-Hautnah: Bist Du in die 3. Liga gewechselt, um dann im besten Fall wieder zwei Schritte nach vorne zu machen?
Elias Kachunga: Als Rückschritt sehe ich den Wechsel auf jeden Fall nicht. Außenstehende Personen könnten das so sehen, aber für mich war es der richtige Schritt. Ich hatte viele Angebote, auch aus Deutschland, die lukrativ waren. Wie ich schon gesagt habe: Ich habe mich für Bolton entschieden, weil das ganze Projekt sehr interessant ist. Die 3. Liga in England ist in diesem Jahr mit vielen großen Traditionsklubs sehr stark. Deswegen sehe ich das nicht als Rückschritt, sondern als neue Aufgabe, die ich bestmöglich gestalten will. Darauf freue ich mich.
Fohlen-Hautnah: Nach zwei Spielen in der League One habt ihr zwei Punkte und 6:6 Tore auf der Habenseite. Wie zufrieden seid ihr mit dem Ligastart?
Elias Kachunga: Der Start ist positiv. Die Gegentore gefallen uns natürlich nicht. Aber man sieht, dass wir in der Offensive sehr gut aufgestellt und gut drauf sind. In der Defensive haben wir auch unglückliche Gegentore kassiert. Wenn wir die abstellen bin ich überzeugt, dass wir auch bald Siege einfahren werden.
Fohlen-Hautnah: Du selbst hattest in den ersten beiden Spielen lediglich zwei Kurzeinsätze…
Elias Kachunga: Ich hatte keine Vorbereitung und bin erst spät zur Mannschaft gestoßen. Deshalb war es abgesprochen, dass ich in den ersten Spielen von der Bank komme, um in den Rhythmus zu kommen. Dann werde ich auch sicherlich meine Spiele von Beginn an bekommen.
Fohlen-Hautnah: Hat sich durch die Pandemie die Vereinssuche für Dich schwerer gestaltet aus sonst?
Elias Kachunga: Das ist für mich schwer zu bewerten, weil ich vor der Pandemie nicht vereinslos war. Aber man sieht generell, dass viele Spieler, bei denen die Verträge ausgelaufen sind, vereinslos sind. Die Corona-Pandemie stellt die Klubs vor allem auch durch die fehlenden Zuschauereinnahmen finanziell vor Herausforderungen, bei denen man schauen muss, was möglich ist und was nicht. Da wird es auch für uns Spieler nicht leicht.
Fohlen-Hautnah: Du bist mit 29 Jahren im besten Fußballer-Alter. Gibt es Dinge, die Du nicht mehr machen möchtest oder bist Du generell für alles offen?
Elias Kachunga: Ich fühle mich noch gut und bin topfit. Ich möchte noch einige Jahre Fußball spielen. Vor meinem Wechsel nach Bolton war ich an dem Punkt wo ich mir Gedanken gemacht habe, was mein nächster Schritt sein könnte. Ich habe mich dann dafür entschieden, in England und in der Region rund um Sheffield zu bleiben. Bolton hat viele junge Spieler und ich möchte mit meiner Erfahrung dazu beitragen, dass wir Erfolg haben und oben angreifen können. Ich freue mich sehr auf das Projekt und die Liga.
Fohlen-Hautnah: Hast Du Dir einen Zeitpunkt gesetzt, wann Du die Schuhe an den Nagel hängen möchtest und hast Du in diesem Zusammenhang schon Gedanken, was Du nach Deiner Karriere machen möchtest?
Elias Kachunga: Natürlich denke ich schon darüber nach, wie die Zukunft nach der Profi-Karriere aussehen könnte. Im Moment bin ich aber so fokussiert auf die nächsten Jahre und meine neue Aufgabe mit Bolton, dass ich noch nicht so viel darüber nachdenke. Gedanken mache ich mir aber natürlich und bereite da auch schon ein paar Dinge vor.
Fohlen-Hautnah: Spielt da in Deinen Überlegungen auch der Einstieg in die Trainer-Tätigkeit eine Rolle?
Elias Kachunga: Darüber werde ich mir jetzt Gedanken machen. Wenn man so lange im Fußball-Bereich tätig ist, spielt so etwas natürlich auch eine Rolle und macht Sinn. Es gibt einige Überlegungen, über die ich mir Gedanken machen und mich dann entscheiden werde. Sowohl der Fußball als auch Dinge fern ab von Fußball sind möglich. Aber in welche Richtung es konkret gehen wird, weiß ich aktuell nicht nicht. Da nehme ich mir die nötige Zeit.
Fohlen-Hautnah: Mit Huddersfield Town hast Du in einer der besten Ligen Europas, der englischen Premier League gespielt. Siehst Du die Zeit bei den ‚Terriers‘ als Deine beste in der Karriere?
Elias Kachunga: Ich hatte in Huddersfield eine sehr schöne Zeit. Die gehört sicherlich zu den besten meiner bisherigen Karriere. Ich habe auch noch sehr gute Verbindungen zum Klub. Der Aufstieg in die Premier League – das miterleben zu dürfen, war einfach unglaublich.
Fohlen-Hautnah: Unvergessen dürfte Dir das Play-off-Finale im Wembley-Stadion sein…
Elias Kachunga: Absolut. Das werde ich nie vergessen. Ich kann auch jedem nur empfehlen, sich so ein Spiel mal anzuschauen und die Atmosphäre aufzusaugen. Unglaublich, was da los ist. Dann noch das Play-off-Finale in Wembley zu gewinnen, war einfach das größte und bleibt unvergessen. Einfach ein tolles Erlebnis.
Fohlen-Hautnah: Auch in der Bundesliga hast Du gespielt. Welche Unterschiede zur Premiere League kannst Du ziehen?
Elias Kachunga: Die Bundesliga ist ohne Zweifel auch eine Top-Liga und gehört zu den stärksten in Europa. In England ist aber das Tempo etwas höher.
Fohlen-Hautnah: Nach wie vor hältst Du in Paderborn den Rekord mit den meisten Toren in einer Spielzeit. Ein Rekord, der Dich stolz machen dürfte. Verfolgst Du den SCP noch und was traust Du dem Klub in dieser Spielzeit zu?
Elias Kachunga: Natürlich macht mich das stolz. Ich habe noch gute Kontakte zum Klub und schreibe ab und an unter anderem mit Uwe Hünemeier. Ich verfolge den Klub, wie alle meine Stationen, bei denen ich gespielt habe, intensiv und hoffe, dass sie dieses Jahr wieder eine super Saison spielen und mit oben dabei sind.
Fohlen-Hautnah: Auch bei Borussia Mönchengladbach hast Du gespielt. Auch wenn Du den richtigen Durchbruch dort nicht geschafft hast. Wie schaust Du auf diese Zeit zurück, hast Du noch Kontakte zum Klub?
Elias Kachunga: Borussia wird immer in meinem Herzen bleiben. Ich habe dort die meiste Zeit meiner Jugend verbracht und habe die Akademie durchlaufen. Ich hatte dort super Jahre. Vor zwei Jahren war ich noch da, um Verantwortliche zu besuchen. Vor allem auch Roland Virkus, der einige Jahre mein Trainer war. Ich möchte die Zeit nicht missen, verfolge die Borussia natürlich auch noch und hoffe, dass sie unter Adi Hütter eine tolle und erfolgreiche Saison spielen.
Fohlen-Hautnah: Mit dem Weiterkommen im DFB-Pokal und dem starken 1:1-Remis gegen den FC Bayern zum Auftakt ist in dahingehend schonmal eine positive Richtung eingeschlagen. Wie bewertest Du den Start und hast Du das Spiel gegen die Bayern verfolgen können?
Elias Kachunga: Ich habe mir die Highlights von Borussias Heimspiel gegen die Bayern angeschaut. Sie hätten den Sieg auf jeden Fall verdient gehabt. Auch wegen den beiden strittigen Entscheidungen zum Ende des Spiels. Insgesamt war es für die Mannschaft und die Fans ein positiver Start, auf dem man aufbauen kann. Ich denke, Borussia wird eine gute Saison spielen. Das Remis gegen Bayern tat dafür schonmal gut.
Fohlen-Hautnah: In Deiner Jugend hat Du bei Borussia auch mit Tony Jantschke und Patrick Herrmann, der gerade sein 300. Bundesligaspiel für Borussia absolviert hat, zusammengespielt. Beide gehören heute immer noch zur Fohlenelf. Hättest Du ihnen das damals zugetraut und wie schaust Du auf die beiden?
Elias Kachunga: Natürlich kann man nie sagen, ob zwei Spieler so lange in einem Klub spielen. Wenn man aber wie Tony und Flaco so lange bei einem Top-Klub, der Borussia ist, spielt, dann sagt das viel über die beiden aus. Sie erledigen ihre Jobs über viele Jahre unter verschiedenen Trainern sehr gut und gehören zum Stammpersonal. Deswegen sind es Unikate. Ich glaube, das ist sowohl für die beiden als auch für die Borussia überragend, so Spieler zu haben, die so lange bei einem Klub sind, dort von der Jugend bis zu den Profis alles durchlaufen und alles miterlebt haben.
Fohlen-Hautnah: Seit Deinem Weggang hat sich bei Borussia unheimlich viel getan. Wie schaust Du auf die Entwicklung des Klubs?
Elias Kachunga: Es ist im positiven Sinne brutal, was sich in den vergangenen Jahren alles getan hat. Das freut mich riesig für den Verein. Natürlich ist das eine überragende Entwicklung, die der Verein infrastrukturell genommen hat. Aber auch sportlich hat sich die Borussia in der Bundesliga als Top-Mannschaft etabliert. Das freut mich sehr für die Borussia, die Fans und die ganze Region, weil der Verein mir eben sehr am Herzen liegt und ich sowohl im Klub als auch in der Stadt noch viele Freunde habe.
Fohlen-Hautnah: Du hast in der Jugend von Borussia angefangen und hast Dich dann im Profigeschäft etabliert. Wenn Dich ein junger Spieler fragen werde, ob er zur Borussia gehend soll – was würdest Du ihm sagen?
Elias Kachunga: Ich würde Borussia generell immer empfehlen. Auch die Jugend, weil ich dort eine überragende Zeit hatte. Ich habe dort tolle Leute kennengelernt, die mir für mein weiteres Leben viel geholfen und mit auf den Weg gegeben haben. Ich würde jedem jungen Spieler empfehlen, zur Borussia zu gehen, weil dort von unten bis oben einfach insgesamt ein super Job gemacht wird und man eine Top-Ausbildung erhält. Vor allem auch von Roland Virkus, der einen auf die gute Spurt bringen wird.
Fohlen-Hautnah: Wenn Du mal auf alle Deine bisherigen Trainer zurückblickst: Wer hat Dir am meisten mit auf den bisherigen Weg gegeben?
Elias Kachunga: Das ist sehr schwer zu sagen. Man nimmt von jedem Trainer etwas mit. So war es bei mir auch. Vom einem etwas mehr, vom anderem etwas weniger. Ich hatte durchweg super Trainer, von denen ich viel gelernt habe und die mich zu dem Spieler gemacht haben, der ich jetzt bin. Ich bin einfach dankbar, von jedem Trainer etwas mitgenommen zu haben.
Fohlen-Hautnah: Welche Zeile hast Du abschließend für die Zukunft?
Elias Kachunga: Gerade in der heutigen Zeit ist es ein hohes Gut, wenn man gesund bleibt. Das wünsche ich mir und meiner Familie. Und dann lebe ich nach dem Motto ‚Alles ist in Gottes Hand’. Ich bin da sehr gläubig und vertraue dem Weg, den Gott für mich hat. Jetzt freue ich mich erstmal auf meine neue Aufgabe bei Bolton und hoffe, dass alle Dinge so laufen, wie ich mir das vorstelle.