Borussia Mönchengladbach ist bei der Suche nach einem neuen Sportdirektor schneller fündig geworden als gedacht. Dass es nun mit Roland Virkus eine interne Lösung geworden ist, kommt überraschend. Die Entscheidung des Präsidium birgt Chancen und Risiken zugleich. So oder so hat der 55-Jährige aber eine faire Chance verdient.
Es kommt anders als man denkt und sagt
Vor rund drei Wochen kam es bei Borussia Mönchengladbach zum großen Knall: Max Eberl hat den Verein mit sofortiger Wirkung verlassen. Der ehemalige Sportdirektor war gesundheitlich nicht mehr in der Lage, seinen Job fortzuführen und verkündete unter Tränen seinen Abschied. Noch auf selbiger Pressekonferenz betont Präsident Rolf Königs, dass die Fohlen präferieren, eine externe Lösung präsentieren zu wollen.
19 Tage später entpuppen sich diese Aussagen von Borussias Präsident als ‚heiße Luft‘, denn mit Roland Virkus wurde nun doch ein interner Nachfolger für Max Eberl gefunden. Doch die Beförderung des 55-Jährigen ist bei weitem keine schlechte Lösung. Virkus ist gebürtiger Mönchengladbacher, arbeitet bereits seit über 30 Jahren im Verein und kennt sich bestens aus. Bis dato arbeitete er als Nachwuchsdirektor und war ohnehin eng mit seinem Vorgänger Max Eberl verbunden.
Diese Konstellation gab es bereits
Apropos: 2008 stieg Eberl als Sportdirektor auf, Roland Virkus beerbte ihn. Nun ist es also bereits das zweite Mal, dass es diese Konstellation gibt. Und die Fußstapfen, die Max Eberl nun hinterlässt, dürften heute deutlich größer als noch vor rund 14 Jahren sein. Doch es spielt keine Rolle, ob Virkus nun die A-, B- oder C-Lösung der Fohlen ist: Die Lücke des ehemaligen Sportdirektors könnte größer kaum sein. An dieser Tatsache hätte auch keine externe Lösung etwas geändert, dessen muss sich jeder, der es mit den Fohlen gut meint, bewusst sein.
Dass einige Fans und Magazine bereits die Arbeit von Virkus noch vor seinem ersten Auftritt auf der Pressekonferenz infrage stellen, ist einfach nur unfair. Einmal mehr spiegelt sich hier die Tatsache wider, die Eberl auf seiner Abschieds-PK bemängelt hat: Es wird vorschnell etwas kommuniziert, ohne das sich derjenige erstmal selbst geäußert hat. Seine erste Pressekonferenz meisterte der 55-Jährige jedenfalls erstaunlich gelassen und auch souverän.
Virkus muss sich seinen Ruf nun erarbeiten
Was seine Arbeit als Sportdirektor betrifft, kann man diese eben noch nicht allzu fundiert bewerten. Wir erinnern uns: Auch Eberl begann 2008 mit keinerlei Erfahrung auf diesem Posten. Hier birgt sich eben dann auch das große Risiko: Virkus hat dahingehend noch nichts unter Beweis gestellt und muss sich seine Lorbeeren nun hart erarbeiten. Und das inmitten der größten Krise seit der Relegation. Mut macht dahingehend, dass die internen Prozesse bekannt sind und auch Kaderplaner Steffen Korell weiterhin mit im Boot sitzt.
Ansonsten ist der neue Posten für Virkus aber auch eine Chance: In dieser komplizierten Phase für die Fohlen bedarf es keiner großen Einarbeitung, der neue Sportdirektor kann direkt mit seiner Arbeit loslegen. Auf seinem Schreibtisch wartet ein großer Stapel: Auslaufende Verträge, Gerüchte um Spieler und ein großes Loch in der Vereinskasse. Eben dieses bringt mutmaßlich in der nächsten Transferperiode keinen großen Handlungsspielraum mit sich. E sei denn, Borussia gelingt es in typischer Manier, einige Verkäufe zu erzielen.
Es bleibt auch abzuwarten inwiefern es Virkus schafft, den eigenen Nachwuchs wieder mehr in der Profimannschaft zu etablieren. Hier gab es ohne Frage in den letzten Jahren wenig bis kaum nachhaltige Durchlässigkeit. Es gibt viele Baustellen die in naher Zukunft beseitigt werden müssen. Doch der 55-Jährige hat eine faire Chance verdient! Viel Erfolg und stets ein gutes Händchen, Roland Virkus!