Als ‚Härtefall‘ und ‚Opfer des Systems‘ wurde Christoph Kramer vor knapp drei Wochen bezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch keine einzige Spielminute auf dem Konto. Zuletzt stand er zweimal 90 Minuten auf dem Platz und auch in München könnte Dieter Hecking ihn guten Gewissens auf die Sechserposition setzen.
Als Kramer am vergangenen Mittwoch als einer der letzten Spieler die Mixed Zone im Borussia-Park betrat, wirkte er sehr zufrieden über seinen ersten Startelfeinsatz und den Sieg über Eintracht Frankfurt. Doch bevor er die Fragen zum Spiel beantwortete, hatte er noch etwas auf dem Herzen: »Ich wollte es nur mal vorweg sagen. Ich hatte die Situation bisher noch nicht, aber wenn ich mal einen Monat von 20 Jahren meiner Karriere auf der Bank sitze, dann ist das halt mal so. Das kann ich auch gut einordnen und damit umgehen«, betonte der 27-jährige.
»Ich spiele natürlich lieber, als dass ich sitze. Der Trainer entscheidet nach bestem Wissen und Gewissen. Da hat er sich dann mal gegen mich entschieden. Das ist vollkommen okay«, erklärte er sich weiter. Tobias Strobl erhielt zunächst den Vorzug und machte seine Sache bis zur deutlichen Niederlage in Berlin sehr gut. Vier Tage später bekam Kramer dann seine Chance und überzeugte beim 3:1 gegen Frankfurt ähnlich wie der Rest seiner Kollegen
Dass er im Vergleich zur letzten Saison das Feld vor der Viererkette alleine hinter den beiden Achtern beackern muss, fällt ihm nicht sonderlich schwer. »Als alleinige Sechs muss man sicher häufiger hinten bleiben als es in der Doppelsechs der Fall ist. Deswegen muss man sich ein bisschen vom Gedanken umstellen. Aber es ist nicht so, als wäre es ein Unterschied wie Tag und Nacht.« Auch am Samstag beim Duell mit dem Rekordmeister wird die Fohlenelf einen Kramer gebrauchen können, der im Mittelfeld die harte Arbeit verrichtet.
»Man muss probieren, auch Fußball zu spielen«