Nach vier Minuten hätten die Fohlen beim VfB Stuttgart in Führung gehen müssen. Stattdessen bauten sie die abstiegsbedrohten Schwaben mit harmlosen Angriffsversuchen und einer komplett verunsicherten Defensive auf. Christoph Kramer bemühte sich nach dem Spiel um eine Analyse, war aber weitestgehend ratlos.
In der 56. Minuten kam es, wie es am Samstagabend kommen musste. Die Stuttgarter nutzten einen Patzer der Gladbacher aus und gingen durchaus verdient in Führung. Nico Elvedi, der sich schon kurz zuvor im Laufduell mit Donis abkochen ließ, sah zum wiederholten Male ganz alt aus. »Klar ist es ein individueller Fehler von Nico, aber das ist heute nicht kriegsentscheidend gewesen. Wenn man hinten so spielt, ist es klar, dass man irgendwann einen Fehler macht«, nahm Kramer seinen Kollegen Elvedi zwar in Schutz, kritisierte aber die lasche und unkonzentrierte Art und Weise im Defensivverhalten.
»Wir waren nicht so richtig auf Sendung und hatten einen ganz schlechten und uninteressanten Ballbesitz gegen einen tief stehenden Gegner, der es mit ganz einfachen Mitteln für uns fast unmöglich gemacht hat, ein Tor zu schießen«, sagte Kramer unmittelbar nach Abpfiff und beschrieb damit das, was sich die Borussen-Anhänger zuvor über 90 Minuten ansehen mussten. Nach vorne fanden die Fohlen keine Lösung, spielten ideenlos, ohne Tempo, ohne Struktur.
»Hatten viel Leerlauf drin«
Nur vier (!) Abschlüsse kamen direkt auf den Kasten von Ron-Robert Zieler. Einen davon vergab Alassane Plea kläglich. »Da müssen wir nicht drüber reden. Der muss rein, dann sieht das Spiel ganz anders aus. Danach darf man trotzdem nicht so auftreten, wie wir es heute getan haben. Danach hatten wir 86 Minuten viel Leerlauf drin«, so Kramer. Man muss kein Prophet sein, um zu behaupten, dass sich die angeschlagenen Stuttgarter die Aufgabe gegen die Borussia wesentlich schwerer vorgestellt haben.
Doch statt die Stuttgarter gezielt unter Druck zu setzen, wurde die Verantwortung mit jedem Pass weiter zum Mitspieler geschoben. Schockierend, dass niemand auf dem Platz in der Lage zu sein schien, die Zügel in die Hand zu nehmen. »Wir hatten auf Höhe des Sechzehners so oft den Ball auf der Außenbahn. Wenn du es nicht durchgespielt bekommst, musst du mit vier, fünf Mann in der Box stehen und die Dinger reinflanken«, forderte Kramer. Phasenweise taten das die Borussen auch, doch die halbhohen Hereingaben verpufften wie so oft in der Vergangenheit. »Die Flanken, die dann kamen, waren entweder nicht gut oder wir hatten nur einen Spieler in der Box«, bemängelte Kramer, der sich am nächsten Woche aufgrund seiner fünften Gelben Karte auf der Tribüne wiederfinden wird.