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Lars Stindl: »Müssen es schaffen, dass sich die Fans wieder mit Borussia und uns identifizieren«

Lars Stindl geht bei Borussia in seine 8. Spielzeit und soll Kapitän bleiben. Foto: Dirk Päffgen.

Bei Borussia Mönchengladbach gehört Lars Stindl gleichermaßen zu den Urgesteinen des Klubs und Stützen der Fohlenelf. Bereits in seine 8. Spielzeit geht 33-Jährige nun. Im Exklusiv-Interview mit unserer Redaktion hat der Offensivmann am Tegernsee unter anderem über seine bisherige Zeit bei den Borussen, Roland Virkus, die kommende Spielzeit und seine Zukunftspläne gesprochen.

Fohlen-Hautnah: Lars, seit zwei Wochen ist Daniel Farke nun euer Trainer. Am Tegernsee arbeitet ihr intensiv. Chris Kramer spricht von einem guten Gefühl, dass es besser wird und spürt eine Aufbruchstimmung. Teilst du diesen Eindruck?

Lars Stindl: Absolut, die Aufbruchstimmung ist da und die Stimmung in der Mannschaft ist gut. Wenn es vor einer Saison so viele Änderungen gibt wie bei uns, dann beginnt immer etwas Neues. Wir versuchen natürlich, die Sommerpause und die Vorbereitung dazu zu nutzen, um das letzte Jahr abzuschütteln. Denn es ist klar, dass wir uns das anders vorgestellt haben. Trotzdem haben wir einen guten Schlussspurt hingelegt und sind, was diesen Abschnitt betrifft, mit einem guten Gefühl in die Sommerpause gegangen. Das wollen wir jetzt in die neue Saison übertragen. Die Aufgaben sind, dass wir am Tegernsee und in der gesamten Vorbereitung den Grundstein für eine gute Saison legen.

Fohlen-Hautnah: Die Trainingseinheiten sind fordernd. Mit Blick auf die letzten Spielzeiten, wo ihr in Bezug auf die Daten immer abgefallen seid, müssen sie das aber auch sein…

Lars Stindl: Das stimmt. Da haben wir Nachholbedarf. Das war aber auch schon in der Analyse der vorletzten Spielzeit ein Thema. Das müssen wir einfach versuchen, umzusetzen. Wir können uns viele Gedanken machen und darauf hintrainieren, aber am Ende müssen wir es dann auch widerspiegeln. Das werden wir versuchen.

Fohlen-Hautnah: Wenn du nochmal kurz auf die vergangene Spielzeit zurückschaust…

Lars Stindl: Adi Hütter ist ein guter Trainer. Das hat er schon gezeigt. Er ist mit großen Ambitionen zur Borussia gekommen. Ich habe gelesen, dass, wie er auch richtig sagt, in der letzten Saison viele Dinge zusammengekommen sind. Einerseits hat er natürlich nicht die Komponenten einbringen können, die er sich erhofft hat beziehungsweise die ihm ein Stück weit auch zugesagt wurden. Dazu kam, dass wir als Mannschaft nicht an unserer Leistungsgrenze performed haben. Es kam einiges zusammen was dazu geführt hat, dass dann eine Saison herausgekommen ist, die natürlich nicht zufriedenstellend war, aber am Ende noch Platz 10 bedeutet hat. Es sagt was über Borussia aus, wenn du in zehn Jahren eine schlechte Saison spielst, aber Zehnter wirst. Da haben andere Klubs ganz andere Probleme.

Fohlen-Hautnah: Eine Neuerung betrifft auch die, dass Roland Virkus der neue Sportdirektor ist. Hat dich das überrascht und wie bewertest du seine bisherige Arbeit?

Lars Stindl: Überrascht keineswegs. Ich kenne Roland Virkus nun schon viele Jahre. Natürlich habe ich mich auch mit dem Verein ausgetauscht. Steffen Korell hat mich informiert, mir die Gedanken des Vereins erläutert und erklärt, wie die Zukunft aussehen soll. Ich habe mich dann auch mit Roland Virkus ausgetauscht. Ich glaube, wenn man seine Vergangenheit und die Entwicklung von Borussia sieht, dann war das für alle, die es mit Borussia gut meinen, eine nachvollziehbare Entscheidung. Er hat den Posten in einer schwierigen Situation übernommen und hat sie mit uns zusammen gemeistert. Er hat sich da auch vor uns als Mannschaft gestellt. Intern hat er immer wieder seine Meinung kundgetan und hat mit angepackt. Jetzt hat er die Möglichkeit, das erste Mal zu gestalten. Da freuen wir uns drauf und versprechen uns einiges.

Fohlen-Hautnah: Hat du mit Daniel Farke nun schon mal ein längeres Gespräch gehabt und gab es in Sachen Kapitäns-Frage schon ein Signal von ihm an dich? Er hat dich zumindest bereits bei den Medien bestätigt.

Lars Stindl: Über die Kapitäns-Frage haben wir noch nicht gesprochen. Insgesamt glaube ich, ist es gut, dass jetzt alle da sind. Der Trainer wird sich ein Bild von der gesamten Mannschaft machen, wie so die Gemütslage ist. Und dann werden werden wir darüber sprechen, was er für Ansichten hat und welche ich habe. Dann werden wir eine Entscheidung treffen. Aber wir haben zusammen schon das eine und andere Gespräch geführt. Er führt momentan auch sehr viele Gespräche mit Spielern, um sie und ihre Persönlichkeit genau kennenzulernen. Er nutzt die Zeit sehr intensiv mit allen und das finde ich sehr gut.

Fohlen-Hautnah: Wie sind denn deine ersten Eindrücke von Ko Itakura?

Lars Stindl: Sehr positiv. Er ist ein unheimlich netter Typ und ein angenehmer Mensch. Auf dem Platz ist er sehr fleißig, hat ein gutes Auge, ein feines Passspiel und er spielt technisch sehr sauber. Er ist ein Spieler, der uns auf jeden Fall etwas geben kann und von dem wir uns schon das eine und Andere versprechen.

Fohlen-Hautnah: Kommen wir mal wieder zurück zur Aktualität. Daniel Farke will wieder die Borussia-DNA vermitteln und eine Fohlenelf, die die Werte von Borussia Mönchengladbach verteidigt. Dazu gehört eben auch, die Defensive zu stabilisieren und zurück zum Ballbesitz-Fußball. Eine Art Fußball, die euch als Mannschaft und den individuellen Spielern wie dich, besser zu Gesicht steht…

Lars Stindl: Natürlich erhoffen wir uns insgesamt eine erfolgreichere Saison und werden das mit Daniel Farke angehen. Es sind so ein paar Komponenten, die uns in der Vergangenheit stark gemacht haben und die er mit uns zusammen anpackt. Das tut uns insgesamt ganz gut. Ohne dabei aber die Dinge, die zum Fußball dazugehören – denn es sind ja viele Facetten, die dazugehören – zu vernachlässigen. All das kommt dann natürlich auch spielstarken Spielern zugute.

Fohlen-Hautnah: Dir fehlen noch 10 Spiele, dann wirst du 250 Pflichtspiele für Borussia Mönchengladbach absolviert haben. Ohne Zweifel eine stolze Marke und eine, die du als du 2015 gekommen bist, sicherlich nicht erwartet hast…

Lars Stindl: Für mich ist das wirklich sensationell. Man sieht schon an meiner Vita, dass ich ein sehr treuer Spieler bin, der sich dann auch mit dem Verein identifiziert. Ich bin von meinem Heimatverein Karlsruher SC zu Hannover 96 gekommen und habe den Schritt zu etwas Neuem gewagt. Ich habe Hannover dann in seiner Blütezeit kennenlernen dürfen. Das war schon etwas Besonderes. Was ich dann aber bei Borussia bisher erlebt habe und erlebe, ist wirklich unbeschreiblich. Nicht nur die Momente mit der Borussia, sondern auch dieses Positive, das mir hier von den Manschen, den Fans und den Persönlichkeiten des Klubs immer wieder entgegenkommt. Das ist wirklich sehr besonders und das weiß ich auch zu schätzen. Ich bin unfassbar froh, dass ich mich entschieden habe, zu diesem Verein zu gehen. Ich bereue keine Sekunde, die ich bisher bei Borussia verbracht habe.

Fohlen-Hautnah: Bist du stolz darauf, wenn die Fans sagen, der Lars ist so einer wie Patrick Herrmann, der lebt den Verein und identifiziert sich voll und ganz mit ihm?

Lars Stindl: Natürlich ist das ein schöner Nebeneffekt. Dennoch finde ich, man muss auch alles andere respektieren und berücksichtigen, weil es einfach viele Möglichkeiten gibt und der eine und Andere vielleicht dann die Möglichkeiten anders ausschöpft, weil er eine andere Ansicht hat. Das ist überhaupt nicht negativ gemeint, sondern weil er die eine oder andere Herausforderung und Erfahrung annehmen beziehungsweise machen möchte, wo ich vielleicht irgendwann in ein paar Jahren sage, hätte ich damals mal doch etwas anderes getan. Am Ende des Tages möchte jeder das Beste aus seinem Talent mit maximalen sportlichen Erfolg herausholen. Dennoch ist es natürlich ein schönes Gefühl, wenn die Fans positiv auf deinen Namen zu sprechen sind.

Fohlen-Hautnah: Was ist denn Borussia mittlerweile für dich?

Lars Stindl: Am Anfang ist es immer schwer, so etwas zu sagen, um auch die Glaubwürdigkeit zu bewahren, aber nach so langer Zeit kann ich frei weg sagen, dass Borussia ein ganz besonders Verein ist, mit dem ich früher auch sympathisiert habe und den ich positiv wahrgenommen habe. Jetzt bin ich ein absoluter Fan, Kind des Vereins und stolz, dass ich ihn auch ein Stück weit mit prägen durfte und ihm mit sportlichen Erfolgen etwas zurückgeben konnte. Das habe ich persönlich auch genossen und bin dafür sehr dankbar. Ich bin auch stolz, dass ich den Menschen, die es seit gefühlt 100 Jahren mit Borussia gut meinen, den einen und andern Moment geben konnte. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl und unfassbar besonders.

Fohlen-Hautnah: Kann man also sagen, dass Lars Stindl die Raute im Herzen hat?

Lars Stindl: Auf jeden Fall. Ich identifiziere mich immer voll und ganz mit der Sache. Das habe ich bei all meinen Vereinen von Anfang an versucht, aber durch die Erfolge, die Zeit, die Menschen und das Leben – meine beiden Kinder sind hier geboren – ist das ein absolut besonderer Verein. 

Fohlen-Hautnah: Du gehst jetzt in deine 8. Spielzeit bei den Fohlen. Machst du denn die zehn Jahre voll?

Lars Stindl: Das ist sehr weit vorausgedacht. Ehrlicherweise muss ich schon konstatieren, dass ich in meiner Karriere schon die eine und andere schwierigere Verletzung hatte. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, auf meinen Körper zu hören. Im Großen und Ganzen war ich immer fit, weil ich auch viel dafür investiere. Sollte ich mich in den nächsten ein, zwei Jahren genauso top fühlen, wie jetzt, dann kann ich mir auch vorstellen, weiter Fußball zu spielen. Aber gerade in meinem Alter wäre es vermessen, so weit nach vorne zu schauen. Da denkt man eher in kleineren Schritten, weil man schon merkt, wie dynamisch, wie schnell und wie explosiv der Fußball geworden ist – ohne die Komponenten, die ich mit einbringen kann, zu vernachlässigen. Aber der Fußball hat sich schon gewandelt. Und dann muss man für sich irgendwann eine Entscheidung treffen, wie es weitergeht. Dazu kommt, dass ich eine Familie habe und die nächsten Jahre, mit ihr entscheiden werde, so wie ich das immer getan habe. Zumal die Kinder auch immer größer werden. Ich habe viel davon profitiert, dass sie mir den Rücken freigehalten und mir das alles ermöglicht hat. Deswegen hat sie ein hohes Gewicht. Aber ich bin sowieso ein Familienmensch.

Fohlen-Hautnah: Kommt es in diesem Zusammenhang somit für dich auch nicht infrage, die Karriere irgendwo in den USA, Katar oder dergleichen ausklingen zu lassen? 

Lars Stindl: Grundsätzlich gehe ich nicht davon aus. Meine Gedanken liegen eher darin, der Bundesliga und der Borussia so lange wie möglich erhalten zu bleiben und dann irgendwann zu sagen, das war’s. Aber dennoch gibt es immer wieder richtig schöne Beispiele. Mein ehemaliger Kapitän von Hannover, Steven Cherundolo, ist jetzt in den USA Cheftrainer von Los Angeles FC und lebt mit der ganzen Familie dort. Er sagt, dass es auch für die Familie ein unfassbar positives Abenteuer und eine tolle Erfahrung ist. Anstrengend, aber total schön.

Fohlen-Hautnah: Dein Vertrag läuft im Sommer aus. Du kannst dir also vorstellen, ihn zu verlängern und hat es dahingehend schon Gespräche gegeben?

Lars Stindl: Bisher nicht. Da sind wir auch total entspannt. Wir setzen uns zu einem gegebenen Zeitpunkt zusammen und werden die Dinge besprechen. Das werden wir Richtung Weihnachten oder Neujahr tun und dann mal schauen, welche Vorstellungen der Verein und ich haben und wie die Zukunft aussehen könnte. Grundsätzlich haben wir aktuell andere Baustellen und Dinge, die Wichtigkeit haben, um die Voraussetzungen zu schaffen, dass wir in der Zukunft auch so gut aufgestellt sind wie jetzt. Natürlich kann ich es mir aber vorstellen, bei Borussia zu verlängern.

Fohlen-Hautnah: Und dann um ein Jahr oder direkt zwei? 

Lars Stindl: Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Natürlich werde ich mich irgendwann mit dem Verein zusammensetzen und schauen, wie die Gedankengänge von allen sind. Es gibt heutzutage ja ganz viele Möglichkeiten. Nicht nur der Fußball selbst, sondern es gibt ja auch ein großes Drumherum. 

Fohlen-Hautnah: Das heißt, du könntest dir auch vorstellen, im Verein eingebunden zu werden?

Lars Stindl: Wie gesagt. Ich will das gar nicht so eingrenzen und im Moment nicht allzu viele Gedanken daran verschwenden, weil es mir einfach noch unfassbar viel Spaß macht, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen. Das habe ich in der Sommerpause gemerkt. Natürlich bin ich schon ein bisschen älter, aber die Vorfreude auf die neue Saison war in der Sommerpause wirklich sehr groß. Das ist sie nach wie vor. Ich spiele nach wie vor sehr gerne Fußball – und das bei Borussia.

Fohlen-Hautnah: Abschließend. Was kann Borussia unter Daniel Farke denn in der kommenden Spielzeit erreichen?

Lars Stindl: Grundsätzlich ist es schon wichtig, dass wir einen gewissen Wiedererkennungswert an den Tag legen und dass wir es schaffen, wieder für ein paar Grundprinzipien und Werte einzustehen, die wir uns vornehmen und woran wir hart arbeiten. So, wie wir es schon in den letzten Tagen getan haben. Dann müssen wie die Fans wieder mitnehmen und es schaffen, dass sie Spaß haben, an der Borussia, und sich sie sich mit uns identifizieren. Auf der anderen Seite wollen wir natürlich auch erfolgreich sein. Diesen Mittelweg gilt es mit den Ideen, die der neue Trainer mit seinem Trainerteam einbringt, zu finden. Das ist sehr spannend, sehr interessant und anspruchsvoll, aber auch sehr zielorientiert. Deswegen lohnt es sich, alles zu investieren um die Voraussetzungen zu schaffen, eine gute Saison zu spielen. Und dann schauen wir mal, wo das unter dem Strich endet.

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