Am Donnerstagabend kassierte Borussia Mönchengladbach gegen den Wolfsberger AC die höchste Niederlage in ihrer Europapokal-Geschichte. Gleich vier Treffer schenkten die Österreicher der Fohlenelf ein. Die Einstellung der Spieler muss nun kritisch hinterfragt werden.
Es lief die 68. Spielminute, als Mario Leitgeb seinen zweiten Treffer des Abends markierte und mit dem 0:4 der Fohlenelf endgültig den KO-Schlag verpasste. Der mit 34.846 Zuschauern ohnehin nur spärlich gefüllte Borussia-Park wurde mit einem Schlag deutlich leerer, viele Fans hatten genug gesehen und traten die Heimreise an. Auch Max Eberl gefiel der Auftritt seiner Mannschaft ganz und gar nicht.
»Es war ein gebrauchter Tag«, sagte er am Mikrofon von „RTL Nitro“ ganz nüchtern. Der Mannschaft attestierte er fehlende Aggressivität und zu wenig Biss, der »ein oder andere Spieler hat wohl nicht richtig hingehört«. Was der Sportdirektor damit meint ist klar: Marco Rose hat in den vergangenen Tagen ausdrücklich auf das System des Wolfsberger AC hingewiesen und seine Schützlinge gewarnt, viele schalteten wohl bei seiner Ansprache auf Durchzug. Dass Rose nun sein zweites Spiel in Folge gegen die Österreicher verlor ist nur eine Randnotiz. Dazu wartet Borussia nun seit sechs Heimspielen in der Europa League auf einen Sieg.
Den Finger in die Wunde legen
Schon der erste Gegentreffer nach nur 13 Minuten ließ nichts Gutes hoffen, das Unheil nahm seinen Lauf. Denn die gesamte Mannschaft wirkte nicht wach und war meistens einen Schritt zu spät. »Wir waren zu langsam im Kopf«, stellte auch Neuzugang Stefan Lainer nach den bitteren 90 Minuten fest. »Es ist extrem ärgerlich und sehr bitter. Der Trainer hat mehrfach betont, dass wir gegen Wolfsberg aufpassen müssen, wir waren in vielen Situationen einfach nicht schnell genug. Für die Fans tut mir diese Leistung extrem leid, sie haben uns über das gesamte Spiel sehr gut unterstützt«, entschuldigte sich Lainer bei den Anhängern.
Am Ende mussten alle im Stadion und vor den TV-Bildschirmen die höchste Niederlager in der Europapokal-Geschichte der Borussia mit ansehen. »Wir sind ganz böse erwacht. Ich stelle jetzt allerdings keinen einzelnen Spieler an die Wand, vielmehr muss sich die ganze Mannschaft für die Leistung hinterfragen«, sagte Eberl. Zudem hoffte er nach diesem Ergebnis auch, dass die Akteure »in der Kabine sitzen und sich Gedanken machen, was da auf dem Platz passiert ist«.
Keine Kreativität
Die Fakten jedenfalls sprechen für sich: Zwar war die Elf vom Niederrhein mit knapp 70 Prozent Ballbesitzt statistisch überlegen, doch es sprangen dabei nur vier Torschüsse heraus. Bezeichnend: Erst in der 60. Minute wurde der erste Torschuss abgefeuert. Alassane Plea scheiterte aus kurzer Distanz an Wolfsberg-Schlussmann Kofler, doch normalerweise schießt der Franzose in seiner aktuellen Form den Ball ins Tor.
»Diese Chance müssen wir machen«, meinte auch Christoph Kramer nach dem Spiel. Die Gegentore bezeichnet Borussias-Sechser hingegen als unglücklich. »Wir liegen sehr schnell 0:2 hinten und dann ist es sehr schwer, unser Ding durchzuziehen. In dieser Situation dürfen wir nicht unseren Kopf verlieren und müssen zu unserem Spiel finden, das können wir uns sicherlich ankreiden lassen«, so Kramer. Den Willen wollte er sich und seinen Kollegen nicht abstreiten lassen, tatsächlich zeigte die Mannschaft aber ein komplett anderes Gesicht als gegen Köln: Kein Mut, kein Willen und vor allem kein Tempo im Spiel nach vorne.
Schnell nach vorne blicken
Auch Marco Rose hat sich sein erstes Europa-League-Heimspiel mit seinen Fohlen sicherlich ganz anders vorgestellt und war nach der Leistung einfach nur enttäuscht. »Wenn man hier zuhause ein Heimspiel mit 0:4 verliert, ist das natürlich sehr enttäuschend. Wir wussten genau, was auf uns zukommt und haben es trotzdem nicht geschafft, die richtigen Lösungen zu finden«, suchte Borussias-Übungsleiter nach einer Erklärung.
Viel Zeit für Tristesse bleibt nun ohnehin nicht, denn schon am Sonntag wartet mit dem Heimspiel gegen Düsseldorf der Alltag in der Bundesliga. »Wir müssen aus diesem Spiel die richtigen Schlüsse ziehen und uns Gedanken machen – alle miteinander«, richtete Rose den Blick nach vorne…