Nach dem 1:1-Remis von Borussia Mönchengladbach beim FC Schalke 04 wusste man im VfL-Lager nicht so Recht, ob man sich über den einen Punkt freuen, oder doch eher ärgern sollte. Schließlich spielte man fast 80 Minuten in Überzahl und lag dazu in Front. Doch am Ende ließen die Borussen dann doch eher das Positive überwiegen.
Ein Remis auf Schalke gegen eine Mannschaft, die in der neuen Spielzeit sehr wahrscheinlich in der Königsklasse an den Start gehen wird, ist grundsätzlich nicht schlecht. Doch was ist dieser Punkt wert und wäre gerade aufgrund der fast 80-minütigen Überzahl für die Borussen nicht sogar noch mehr drin gewesen?
»Klar sind wir enttäuscht, dass es am Ende nur ein Punkt ist. Aber wir müssen auch nicht allzu enttäuscht sein, weil ich glaube, dass die Leistung ziemlich in Ordnung war«, befand Oscar Wendt und fügte an: »Vor dem Tor haben uns in der zweiten Halbzeit vielleicht die letzten Prozente gefehlt, aber wir haben einen Punkt mitgenommen. Jetzt müssen wir alles versuchen, in den letzten beiden Spielen zwei Siege zu holen.«
Ein Sieg wäre auch gegen die ‚Knappen’ möglich gewesen. Schließlich war man ab der 13. Minute in Überzahl. Doch genau das spielte den Schalkern irgendwie besser in die Karten als den Borussen, die sich fortan an den kompakten Gastgebern die Zähne ausbissen.
»Das Tor war super herausgespielt«
»Mit der Roten Karte hat man uns keinen Gefallen getan. Wir hätten lieber Elf-gegen-Elf weiter gespielt«, sagte Christoph Kramer. »Die Schalker stehen defensiv super. Durch den Platzverweis waren sie nicht gezwungen, das Spiel zu machen und konnten sich auf ihre defensive Arbeit konzentrieren. Das haben sie hervorragend gemacht und wurden dann durch Konter gefährlich. Diese haben wir aber gut unterbunden.«
»Es war ein intensives Westderby mit allem, was dazugehört. Ich denke, dass wir ab der 10. Minute ein etwas anderes Spiel gesehen haben. Die Überzahl haben wir sehr gut ausgespielt. Wir haben Schalke gut laufen lassen«, lobte Dieter Hecking.
Die Führung durch Raffael an alter Wirkungsstätte nach einer guten halben Stunde war somit durchaus verdient. »Das Tor war super herausgespielt und von hinten bis vorne überragend, eine super Kombination«, schwärmte Wendt.
Ein fragwürdiger Elfmeter
Ein stark herausgespieltes Tor und eine Führung waren das Resultat, mit dem die Fohlen eigentlich in die Kabine hätte gehen können. Doch in der Nachspielzeit gab es nach Heranziehen des Videobeweises einen Handelfmeter für die Gastgeber. Kramer hatte die Kugel aus kurzer Distanz an den ausgestreckten Arm bekommen. Doch wo sollte der Weltmeister denn hin mit seinem Arm? »Die Szene sieht unglücklich aus. Es ist eine natürliche Handbewegung und ich werde aus rund 80 Zentimetern angeschossen«, sagte Kramer. »Ich weiß, dass in solchen Fällen öfters auf Elfmeter entschieden wird. Das ist eben so.«
»Ich habe über dieses Handspiel jetzt so viele Versionen gehört. Irgendwas passt. Aber ich hätte ihn nicht gegeben, ganz klar«, sagte Dieter Hecking. Das war ein plumper Ball in den Strafraum, der Christoph an die Hand springt«, grummelte Eberl. »Leider gab es kurz vor der Pause den Handelfmeter gegen uns, der zum Ausgleich geführt hat«, so Hecking.
Stindl wohl mit schwerer Verletzung
Zu allem Übel musste dann auch noch Lars Stindl verletzt vom Platz. Für den Kapitän dürfte die Saison vorzeitig beendet sein – und auch die WM in Russland scheint in Gefahr. »Es ist wohl kein Bruch, das hat das erste Röntgenbild gezeigt«, atmete Max Eberl zumindest etwas durch. »Die Kernspintomographie ist aber heute Abend noch. Wir müssen ihm die Daumen drücken, dass er die WM nicht verpasst.«
»Der Fuß ist dick angeschwollen. Es spricht alles dafür, dass eine schwere Verletzung im Sprunggelenk passiert ist. Im günstigsten Fall ist die Kapsel gerissen und hat dazu geführt, dass der Fuß schnell dick angeschwollen ist, aber im Moment will ich das nicht weiter kommentieren«, hoffte auch Dieter Hecking noch auf einen möglichst wenig schwerwiegenden Ausgang.
Keine klaren Torchancen im zweiten Durchgang
Dass das Spiel am Ende dann 1:1 ausging, lag vor allem daran, dass Königsblau den Fohlen nach der Pause wenig bis gar nichts anbot.Einzig eine verunglückte Flanke von Nico Elvedi, die auf der Querlatte landete, brachten die Borussen zu Stande. »Wir müssen zugeben, dass Schalke in der zweiten Halbzeit gut verteidigt hat«, sagte Wendt. »Wir haben alles versucht und hatten auch Pech. Wir wollten mehr Chancen kreieren, aber manchmal ist es so.«
»Im zweiten Durchgang haben wir zu früh und zu schnell nach Lösungen gesucht, dadurch haben wir den Schalkern in den ersten 20 Minuten mehrere Kontergelegenheiten ermöglicht. Das darf in dieser Form nicht passieren, denn das kann dazu führen, dass du das Spiel am Ende sogar noch verlierst«, monierte Hecking. »Wir haben dann versucht, die Schalker weiter zu beschäftigen, doch man hat gesehen, warum sie in der kommenden Saison in der Champions League spielen werden. Sie verteidigen überragend, sind körperlich sehr robust, in der Arbeit gegen den Ball exzellent organisiert, dazu kommt ein starkes Umschaltspiel. Dadurch ist es uns nicht mehr gelungen, viele klare Torchancen zu erspielen.«
»Man kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat es versucht gegen eine Mannschaft, die die ganze Saison bewiesen hat, dass sie verteidigen kann – ob mit zehn oder elf Mann«, sagte Eberl. »Da musst du eben aufpassen, dass du keinen Konter frisst.«
»Die Ausfälle tun schon weh«
Und weil dem nicht so war und den Borussen eben offensiv auch nichts Zwingendes mehr gelang, musste man sich am Ende mit einem Punkt arrangieren. »Ich freue mich über den Punkt, auch wenn er hart erkauft war. Die Ausfälle tun schon weh. Aber wir haben heute ein sehr emotionales Spiel erlebt mit allem was dazu gehört«, sagte Eberl. »Ich hadere jetzt nicht mit dem Schicksal.Aber natürlich: Wenn du dann am nächsten Tag die Wunden leckst und merkst, dass drei gesperrt sind und einer wahrscheinlich schwer verletzt – das trübt das ein bisschen. Dennoch ist das Punktekonto gestiegen.«
»Wir nehmen einen Punkt mit und damit kann ich gut leben. Wir haben einen Punkt und drei Tore auf Frankfurt aufgeholt«, rechnete Hecking vor und ergänzte:»Platz sieben ist für uns nach wie vor mit Schalker Hilfe (am letzten Spieltag gegen Frankfurt, Anm. d. Red.) drin, wenn wir selbst unsere Hausaufgaben machen.«Und wenn Stuttgart nicht noch aus dem Hinterhalt vorbeizieht…
So gab Matthias Ginter in den Katakomben der Veltins-Arena die Parole aus: »Es stehen jetzt noch zwei Spiele aus gegen Abstiegskandidaten. In diesen Spielen wollen wir nach Möglichkeit die volle Punktzahl holen«, gab der Innenverteidiger die Marschrichtung vorund weiß, was dafür von Nöten ist: »Dafür müssen wir uns im Spiel mit dem Ball und darin, Chancen heraus zu spielen, verbessern.«