Lars Stindl nach dem späten Ausgleich in Freiburg. Foto: picture alliance / Pressefoto Rudel | Herbert Rudel
In buchstäblich letzter Sekunde hat Borussia Mönchengladbach in Freiburg einen Punkt ergattert. Lars Stindl sorgte mit seinem Treffer in der Nachspielzeit für das glückliche 3:3. Damit zeigten sich die Protagonisten natürlich zufrieden. Mit der Leistung im zweiten Durchgang an sich konnten sie es aber nicht sein. Unterdessen unterstrich Roland Virkus die Wichtigkeit zum Zusammenhalt.
Eigentlich hatte man das Spiel als Beobachter und VfL-Fan schon abgehakt. Spätestens nach dem 3:2 in der 80. Minute schien der Drops gelutscht zugunsten des Sportclubs, der zu diesem Zeitpunkt einen 0:2-Rückstand egalisiert und das Spiel komplett gedreht hatte.
Dabei hatte alles so gut angefangen für die Fohlen. Gleich die ersten beiden Möglichkeiten nutzte die Borussen. Eine brutal gute Effektivität. »Wir sind so ins Spiel reingekommen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Wir wollten kompakt und auch mal ein wenig tiefer stehen. In der ersten Halbzeit haben wir vieles richtig gemacht und beim zweiten Tor durch eine gute Kombination im Mittelfeld den nötigen Nadelstich gesetzt, so wie wir das wollten«, lobte Jonas Hofmann.
»In der ersten Halbzeit war ich mit dem Auftritt grundsätzlich zufrieden. Wir wollten kompakt stehen und mit Kontern zum Erfolg kommen, das ist uns ganz gut gelungen«, sagte Adi Hütter.
Kurz nach der Pause sorgte der frühe Anschlusstreffer dann aber wieder dafür, dass seine Mannschaft völlig aus den Fugen gerieten. Wobei der von Ex-Borusse Vincenzo Grifo verwandelte Strafstoß in die Kategorie „Warum gibt man den“ fällt. »Wir haben gut angefangen, relativ schnell das 1:0 und 2:0 gemacht. Dann ist das passiert, was in den letzten Wochen immer passiert ist. Ein Ereignis, hier der Elfmeter zum 2:1, hat uns wieder vor Probleme gestellt«, haderte Roland Virkus.
Nach dem Anschlusstreffer stellten die Borussen auch so gut wie das Fußballspielen ein und waren auch defensiv nicht mehr so kompakt. »Nach der Pause ist der Anschlusstreffer für die Freiburger leider viel zu schnell gefallen«, monierte Hütter. »Sie haben dann viel Druck gemacht, und wir haben es nicht mehr geschafft, für die nötige Entlastung zu sorgen.«
Eigenartige Szenen nach Stindl-Treffer
Und weil das so war, fiel nach einer Stunde der 2:2-Ausgleich und zehn Minuten vor Schluss der vermeintliche Siegtreffer für Freiburg. Der Drops war eigentlich schon gelutscht. Da kam der eingewechselte Lars Stindl und verwertete eine tolle Maßflanke des ebenso erst reingekommenen Patrick Herrmann und köpfte zum 3:3 ein.
Was sich dann für Szenen im Block abspielten, war schon eigenartig. Kaum Jubel des Gladbach-Blocks, keine große Freude, als der Kapitän zu den Fans lief und die Freude über seinen späten Ausgleich rausbrüllte. Wie sehr die Derby-Niederlage gerade den Fans geschmerzt hat und noch nachwirkt, hat das Spiel in Freiburg nochmal unterstrichen.
Nachvollziehbar allemal, weil eben vor allem die Art und Weise der Pleite nicht zu verstehen war und ist. »Ein Derby zu verlieren ist nicht schön, aber es ist auch kein Weltuntergang«, meinte Christian Streich. Gewiss Herr Streich. Aber gleich alle Derbys zu verlieren und eben dann so, wie es die Borussen getan haben, ist dann aber schon mehr als lediglich nur eine Niederlage.
»Weiter an uns geglaubt und diesen Punkt erkämpft«
Derweil konnten sich die Borussen am Ende dann glücklich schätzen, aus dem Breisgau wenigstens einen Punkt mit an den linken Niederrhein nehmen zu können. Schönzureden ist das Ergebnis allerdings auch nicht. »Gegen den SC Freiburg, der gerade vor Selbstvertrauen strotzt, einen Punkt zu holen, ist in Anbetracht der zweiten Halbzeit sehr glücklich,« befand Hofmann, wusste aber auch: »Aber wenn man zur Pause schon 2:0 geführt hat, sind es letztlich auch zwei verlorene Punkte.«
»Trotz des 2:3-Rückstands hat die Mannschaft aber bis zum Schluss um den Ausgleich gefightet, der Lars Stindl dann kurz dem Abpfiff noch gelungen ist. In unserer aktuellen Situation ist es ein ganz wichtiger Punkt gegen einen sehr guten Gegner, auch wenn wir das Spiel nach der 2:0-Führung natürlich lieber für uns entschieden hätten«, zeigte sich Hütter in zwei Gefühlswelten.
»Was mich zuversichtlich stimmt, ist, dass die Mannschaft diesmal nicht weggebrochen ist, sondern am Ende noch das 3:3 erzielt hat – das war ein kleiner Fortschritt. Wir haben, obwohl wir dann mit 2:3 zurücklagen, weiter an uns geglaubt und diesen Punkt erkämpft. Dafür muss ich der Mannschaft ein Kompliment machen«, sagte Virkus und appellierte: »In der Zukunft wird wichtig sein, dass wir alle, auch gemeinsam mit den Fans, weiter zusammenstehen…«