
Der kurze Höhenflug von Borussia ist beendet und nach der 2:3 Niederlage bei der TSG Hoffenheim landeten die Fohlen wieder auf dem harten Boden der Tatsachen. Im Kraichgau war die Fohlenelf völlig von der Rolle und schenkte eine komfortable, wenn auch glückliche Führung her. Im Kampf um Europa ist das ein herber Dämpfer, die Patzer der Konkurrenz wurden nicht genutzt.
Blickt man ganz nüchtern auf die Tabelle so kommt man sehr schnell zur Erkenntnis, dass doch eigentlich nichts passiert ist: Borussia Mönchengladbach hat weiterhin vier Punkte Rückstand auf Bayer Leverkusen und die damit verbundene Qualifikation für die Europa League. Doch der Mittwochabend wird den Akteuren wohl noch einige Tage im Gedächtnis bleiben (müssen), es war eine Niederlage von der Sorte ‚Betriebsunfall‘.
Erst effektiv, dann völlig abgeschlagen
Im ersten Spielabschnitt zeigten sich die Fohlen allerdings noch gnadenlos effektiv: Zwei Schüsse aufs Tor, zwei Tore bei eigenem Ballbesitz von 41 Prozent. Dabei waren die beiden Treffer auch noch gut und vor allem nach schnellen Umschaltmomenten herausgespielt, so wie sich das Marco Rose wünscht. Dennoch hatte die Führung einen faden Beigeschmack, sie war sehr schmeichelhaft.
»Es war überhaupt kein gutes Spiel von uns, auch nicht in der ersten Halbzeit. Wir gehen zwar mit 2:0 in Führung, aber keiner wusste so richtig wieso«, gab Tobias Sippel nach der Niederlage offen und ehrlich zu. Und auch Stefan Lainer wirkte etwas überrascht über die Halbzeitführung. »Zwar haben wir in der ersten Halbzeit zwei Tore gemacht, aber im Endeffekt war das Spiel ausgeglichen. Wir waren weit weg von einer Dominanz im Spiel. Der Trainer hat uns in der Pause gesagt, dass wir glücklich sein können, 2:0 zu führen und dass unsere Leistung im zweiten Durchgang besser werden muss«, so Borussias Dauerbrenner.
Was anschließend folgte, macht ein Stück weit fassungslos: Binnen 20 Minuten verspielte Borussia eine 2:0-Führung und sackte förmlich wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Die Mannschaft war völlig von der Rolle und hatte der TSG fast gar nichts mehr entgegenzusetzen. »Im Endeffekt war unsere Leistung in der zweiten Halbzeit schlechter. Am Ende haben wir die Partie dann sogar noch komplett aus der Hand gegeben. Das ist extrem ärgerlich«, so Stefan Lainer.
26 verschenkte Punkte nach einer Führung – Traurige Liga-Spitze
Vielmehr noch: »Leider zieht es sich bei uns etwas durch die Saison, dass wir nach sehr guten Spielen etwas nachlassen. Daran müssen wir auf jeden Fall arbeiten«. Unglaubliche 26 Punkte verspielte Borussia in dieser Saison nach einer Führung, das ist trauriger Bestwert in der Bundesliga. Man kann sich nur Ansatzweise vorstellen wo die Fohlenelf in der Tabelle stehen würde, hätte man einige Spiele etwas konsequenter zu Ende gespielt.
Deshalb sprach Lainer nicht umsonst davon, dass die Fohlen »gewisse Tugenden haben vermissen lassen, nachdem wir gegen Frankfurt eine Top-Leistung an den Tag gelegt haben«. Tobias Sippel monierte ebenfalls, dass in der zweiten Halbzeit keine Leistungssteigerung zu erkennen war, im Gegenteil. »In der Halbzeit haben wir klar angesprochen, dass wir nicht so weiterspielen dürfen. Leider ist dann das genau eingetroffen, nämlich, dass wir genau so weitergespielt haben. Wir haben alles ein bisschen über uns ergehen lassen. Wir müssen einfach cleverer sein und haben heute nicht die richtige Einstellung gehabt«, sagte der Ersatzmann von Yann Sommer.
Der 33-Jährige sagte anschließend auch noch, was den Fohlen genau gefehlt hat: »Wir haben uns alle mehr vorgestellt und wissen alle, dass wir kein gutes Spiel gemacht habe. Wir haben keine Zweikämpfe angenommen, viele Bälle verloren und haben es spielerisch einfach schlecht gelöst.« Auch Borussias Trainer war nach der Niederlage bei Hoffenheim alles andere als zufrieden.
Herber Dämpfer im Endspurt der Saison
»Wir wollten heute gewinnen und unsere Erfolgsserie ausbauen, aber wir haben verdient verloren. Über irgendwelche Schiedsrichterentscheidungen brauchen wir diesmal nicht zu diskutieren. Die Niederlage haben wir uns ganz allein selbst zuzuschreiben. Die Jungs waren in der Englischen Woche am Limit«, gestand Rose. Im Kampf um die Europa League gab es für die Fohlen also einen herben Dämpfer, die Chancen auf eine Teilnahme sind mittlerweile doch sehr gering.
»Jetzt, da die Saison auf der Zielgeraden ist, wären die drei Punkte für uns enorm wichtig gewesen. Aber leider haben wir diese liegengelassen. Das ist extrem bitter. Es sind noch genügend Punkte zu holen und wir werden bis zum Schluss fighten«, gab sich Stefan Lainer anschließend kämpferisch. Auch Sippel sprach davon, dass man sich »an die eigene Nase packen muss, denn wenn wir so spielen ist es egal wer oben steht«.
Für Borussias Trainer gibt es in den nächsten Tagen also noch genügen Arbeit, schließlich muss die Fohlenelf »an der eigenen Leistung arbeiten, damit wir in den nächsten Spielen besser punkten«. Am Sonntagabend kommt mit Arminia Bielefeld ein kniffliger Gegner in den Borussia-Park, die Ostwestfalen stecken mitten im Abstiegskampf und können die Punkte mindestens genauso gut brauchen wie die Borussen…