Raúl Bobadilla spielte zweimal für die Borussia und mittlerweile wieder in der Schweiz. Foto: Dirk Päffgen
Gleich zweimal schnürte Raúl Bobadilla seine Fußballschuhe für Borussia Mönchengladbach. Zuletzt von 2017 bis 2018 Insgesamt 75 Pflichtspiele (8 Tore, 12 Vorlagen) bestritt der Angreifer für die Fohlenelf. Nach Stationen in Südamerika ist der 35-Jährige nun wieder in Europa beim FC Schaffhausen in der Schweiz. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der ehemalige Nationalspieler Paraguays unter anderem über seine Zeit in Südamerika, seine Rückkehr nach Europa und die Zeit bei der Borussia.
Fohlen-hautnah: Raul, zunächst einmal vielen Dank, dass du uns für ein Interview zur Verfügung stehst. Im Herbst deiner Karriere hat es dich wieder in die Schweiz verschlagen. Dort, wo du mit dem FC Basel deine größten Erfolge gefeiert hast. Warum hast du dich generell für eine Rückkehr nach Europa und in die Schweiz und zum Wechsel in die 2. Liga zum FC Schaffhausen entschieden?
Raúl Bobadilla: Sehr gerne. Dass ich damals von Borussia weggegangen bin, war vielleicht eine Fehlentscheidung von mir. Ich hätte nicht weggemusst. Ich bin dann nach Argentinien gegangen. In den vier Jahren, die ich da war, habe ich mir immer gedacht, dass ich zurück in die Schweiz möchte, um dort meine Karriere zu beenden. Das hat dann mit dem Wechsel nach Schaffhausen geklappt. Ich stand immer mit Murat Yakin und dem Präsidenten in Kontakt. Als ich dann das Angebot bekommen habe, hier spielen zu können, bin ich direkt von Argentinien in die Schweiz geflogen. Wir wollten wieder zurück und sind froh, dass das geklappt hat.
Fohlen-hautnah: In sieben Spielen hast du bereits drei Tore geschossen und eine Vorlage gegeben. Bist du mit deiner bisherigen Leistung zufrieden?
Raúl Bobadilla: Bis jetzt bin ich zufrieden – mit meiner Leistung und mit der der Mannschaft. Ich habe verlängert und möchte so lange wie möglich hier bleiben. Ich bin fit und habe immer noch viel Lust auf Fußball. Und ich habe Ziele. Ich möchte mit Schaffhausen in der 1. Liga spielen. Dafür arbeiten wir jeden Tag hart und dann schauen wir mal, was kommt.
Fohlen-hautnah: Mit Schaffhausen steht ihr aktuell auf Rang 8. Wie realistisch ist ein Aufstieg dieses Jahr für euch?
Raúl Bobadilla: Die Möglichkeit ist da. Die ersten zwei steigen direkt auf, der dritte spielt in der Relegation. Ich denke, wir haben die Chance, unter die ersten drei zu kommen. Die Saison ist noch lange und wir müssen jedes Spiel unsere Top-Leistung bringen. Wir sind schon gut, aber wir können es noch besser. Wir müssen hart arbeiten und dann sehe ich die Chance, aufzusteigen.
Fohlen-hautnah: Zuvor hast du die letzten vier Jahre in Südamerika und dort unter anderem in deiner Heimat Paraguay gespielt. Welche Erfahrungen hast du von dort mitgenommen und was ist vor allem anders im Vergleich zum Leben und dem Fußball in Europa?
Raúl Bobadilla: Ich habe viele Erfahrungen gesammelt. In Argentinien war es richtig schwer, in Paraguay war es auch nicht leicht. Auch der Wechsel nach Brasilien war ein großer Schritt. Der Fußball in Südamerika hat ein hohes Niveau. Man lernt jeden Tag etwas neues. Der Fußball im Argentinien und Brasilien ist sehr technisch. Das Leben in diesen Ländern ist aber total anders und mit dem in Europa nicht zu vergleichen. Für mich was es sehr wichtig, dass meine Kinder in Europa aufwachsen, die Sprache lernen und die Kultur kennenlernen. In Argentinien ist es sehr gefährlich, was sehr schade ist. Deshalb sind wir glücklich, hier zu sein.
Fohlen-hautnah: Du hast auch im legendären Maracana Stadion in Rio de Janeiro gespielt und dort ein Tor erzielt. Das dürfte einer dieser unvergesslichen Momente gewesen sein. Immerhin hast du für den ersten Klub von Weltfußballer Diego Maradona gespielt…
Raúl Bobadilla: Absolut. Das habe ich auch als großes Highlight mitgenommen. In diesem Stadion vor 60..000 Zuschauer zu spielen, war sensationell. Dann habe ich auch noch ein Tor geschossen. Ein unvergesslicher Moment, den ich nie vergessen werde.
Fohlen-hautnah: Wenn du mal die Stimmung in den Stadien in Südamerika beschreibst und mit der in der Bundesliga vergleichst…
Raúl Bobadilla: In der Bundesliga und in der 2. Liga sind die Fans auch top, in Argentinien und vor allem in Südamerika ist Stimmung speziell. Wenn du in die Stadien einläufst, dann schaust du nur auf die Tribünen und siehst, wie die Leute fanatisch unter Musik feiern und das Stadion zum Kochen bringen. Das ist eine einzige Party im Stadion. Einfach sensationell. Manchmal sind die Fans aber auch ein bisschen verrückt. Die Bundesliga ist da anders. Auch da sind die Fans klasse und unterstützen ihre Mannschaft bis zum Schluss, aber die Fans schauen auch mal „in Ruhe“ das Spiel und beobachten es. In Argentinien rasten die Fans mitunter förmlich aus und schauen das Spiel dann kaum.
Fohlen-hautnah: Apropos Bundesliga: Dort hast du zweimal für Borussia Mönchengladbach gespielt. Was war Borussia für eine Station für dich und wie schaust du auf diese Zeit zurück?
Raúl Bobadilla: Borussia hat mit sehr viel bedeutet. Es war für mich der erste Klub in der Bundesliga. Ich habe mit großen Persönlichkeiten und starken Spielern zusammengespielt. Marco Reus, Marc-André der Stegen, Dante, Juan Arango, Lars Stindl, Christoph Kramer – um mal nur einige zu nennen. Das war eine tolle Erfahrung für mich. Bei meinem ersten Mal war ich noch etwas jung, beim zweiten Mal schon erfahrener. Wenn man natürlich nicht so viel spielst, wie ich beim ertön Mal, dann suchst du eine neue Herausforderung. Beide Zeiten waren unter dem Strich top und werde ich nie vergessen. Ich hätte das zweite Mal nicht weggehen sollen. Ich hatte noch einen Vertrag, habe mich wohlgefühlt und wir hatten eine gute Mannschaft. Aber manchmal fällt man eben Entscheidungen, die man in der Nachbetrachtung anders gefällt hätte. Aber ich muss mich bei Gladbach und auch bei Max Eberl bedanken. Er hat die ganze Zeit einen sensationellen Job gemacht und hat mich zweimal zur Borussia geholt. Ich stehe immer noch in Kontakt mit den Menschen im Klub. Sie mögen mich, ich mag sie. Auch die Fans mögen mich, ich sie auch. Und das ist schön. Borussia, die Menschen im Klub und die Fans sind immer noch in meinem Herzen.
Fohlen-hautnah: Was waren denn deine schönsten Momente bei der Borussia?
Raúl Bobadilla: Natürlich das Spiel gegen Bremen, wo ich beim 4:3-Sieg zwei Tore geschossen und zwei vorbereitet habe. Das war ein tolles Spiel, das ich nicht vergessen kann. Nach dem Spiel hat das ganze Stadion dann meinen Namen gerufen. Da bekomme ich heute noch Gänsehaut. Das war toll.
Fohlen-hautnah: So, wie du von der Borussia sprichst, kann man dann ausgehen, dass du sie noch verfolgst…
Raúl Bobadilla: Definitiv. Ich schaue auf die Bundesliga und natürlich auch auf Borussia. Auch in Argentinien habe ich das getan. Da wurde sogar in den Nachrichten über Borussia und die Bundesliga berichtet.
Fohlen-hautnah: Wird man dich nochmal im Borussia-Park sehen und wie hast du die Stimmung dort noch in Erinnerung?
Raúl Bobadilla: Natürlich. Jetzt bin ich ja wieder nicht mehr allzu weit weg. Irgendwann werde ich mir sicherlich mal wieder ein Spiel im Stadion anschauen. Ich weiß, dass ich dann willkommen bin und insofern freue ich mich, wenn ich bald mal die Borussia und die Fans wiedersehen kann. Die Stimmung ist einfach toll. Immer wenn ich von Beginn an gespielt habe oder von der Bank ins Spiel gekommen bin, habe ich meinen Namen gehört. Das war für mich natürlich sensationell und Ansporn zugleich. Auch als ich dann mal wieder ins Stadion gekommen bin, wollten die Fans mit mir Fotos machen und Autogramme haben. Das zeigt mir, dass ich etwas hinterlassen habe bei Borussia. Ich wünsche dem Klub, dass er eine gute Saison spielt und wieder international spielen kann. Das haben die Fans und der Verein verdient. Ich werde die Daumen drücken und versuchen, die Mannschaft dazu bald im Borussia-Park zu unterstützen.
Fohlen-hautnah: Du hast mit sehr vielen Spielern, die heute noch da sind, zusammengespielt, Hast du noch Kontakt zum Klub und ehemaligen Mitspielern?
Raúl Bobadilla: Da ich in Argentinien war, hatte ich natürlich nicht so die Möglichkeit, die Kontakte zu pflegen. Das möchte ich jetzt ändern. Generell hatte ich aber Kontakt zu Betreuer Rolf Hülswitt, der jetzt in Rente ist, und zu Annette Wolter (Assistentin der Sportlichen Leitung, Anm. d.Red.). Ich werde jetzt aber generell die Kontakte zu Borussia und meinen ehemaligen Mitspielern wieder intensivieren.
Fohlen-hautnah: Abschließend. Du bist mittlerweile 35 Jahre und kannst auf 16 Jahre Profi-Fußball zurückblicken. Was würdest du anders machen und gibt es Dinge, denen du nachtrauerst und bereust du die Dinge, mit denen du in der Vergangenheit gerade abseits des Platzes in den Schlagzeilen warst?
Raúl Bobadilla: Ich habe sicherlich Fehler gemacht, das ist menschlich. Aber ich habe daraus gelernt und hätte mit heutiger Sicht Dinge sicher anders gemacht. Ich hatte auf allen Stationen sehr viele schöne und weniger schöne Momente. Ich habe in großen Ligen und bei prominenten Klubs gespielt und hatte Erfolg. Ich bin zufrieden mit meiner Karriere.