Den Start in das neue Jahr hatte man sich bei Borussia Mönchengladbach sicherlich anders vorgestellt. Aus vier Bundesligapartien holte man lediglich drei Punkte und rangiert nach dem 21. Spieltag auf dem achten Tabellenplatz. Die Fohlenelf lahmt und droht den Anschluss zu verlieren. So wird’s nichts mit Europa.
Natürlich, gegen RB Leipzig kann Borussia auch mal verlieren. Doch wie so oft in den letzten Wochen war auch die 0:1-Niederlage gegen den Sechzehntelfinalist der Europa League durchaus vermeidbar. Hätte man nämlich eine der mehr als guten Chancen (Herrmann, Grifo, Stindl, Hazard) cleverer verwertet und in der Schlussminute aufmerksamer verteidigt, hätte man am Ende nicht mit leeren Händen dagestanden.
Und das ist der springende Punkt. Dass man sich Torchancen erspielt, ist löblich, aber eben Grundvoraussetzung dafür, um generell ein Tor schießen zu können. Doch man muss die sich bietenden Möglichkeiten eben auch effektiv nutzen – was die Borussen seit Wochen nur unzureichend tun. Die mangelnde Chancenverwertung zieht sich bereits wie ein roter Faden durch die laufende Spielzeit. Natürlich darf man die lange und unglaubliche Verletztenmisere und die falschen Schiedsrichterentscheidungen nicht außer Acht lassen, doch sind es nicht die Hauptgründe für die derzeitige Schwächephase. Bei der Chancenverwertung liegen die Borussen mit einer Quote von 24,2 Prozent (124 Torchancen, 30 Tore) in dieser Statistik auf dem elften Platz.
Fehlende Konstanz, Raffael nicht zu ersetzen
Es ist eindeutig und nicht von der Hand zu weisen, dass Raffael – wenn er nicht zur Verfügung steht – an allen Ecken und Enden fehlt und nicht zu ersetzen ist. Der Brasilianer ist für einen Fußballer in einem weit fortgeschrittenen Alter und dürfte in Zukunft des Öfteren mal „aus dem Spiel genommen“ werden, um Kräfte zu schonen. Ist das der Fall, gibt es keinen, der in die Bresche springen kann. Es mangelt an breiter Qualität in der Offensive. Raul Bobadilla konnte seit seinem Wechsel noch keine Akzente setzen, nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass auch er immer wieder mit kleinen Verletzungen zu kämpfen hat. Hier muss im Sommer zwingend nachgelegt werden. Haben Thorgan Hazard und Lars Stindl gute Tage, können sie den Unterschied machen. Doch auch ihnen fehlt, wie den Borussen insgesamt, derzeit einfach die Konstanz.
Blickt man auf die derzeitige Rückrundentabelle, findet man Borussia Mönchengladbach auf dem 15. Tabellenplatz – nicht zu Unrecht. Weil man eben nach dem Sieg gegen die Bayern am 13. Spieltag lediglich sieben Punkte geholt und von vier Rückrundenspielen drei verloren hat. So kann man zu diesem Zeitpunkt froh sein, dass man bereits 31 Punkte auf dem Konto hat. In den nächsten drei Partien muss man zu den Aufsteigern aus Stuttgart, die durch den Trainerwechsel frischen Wind ins Schwabenland bekommen haben, und Hannover, die unter Breitenreiter eine beachtlich gute Runde spielen. Dazwischen empfängt man zu Hause den BVB, gegen den in der jüngeren Vergangenheit außer einen Haufen Gegentore (20 in den letzten fünf Spielen) nichts zu holen war.
Europa in Gefahr
Nein, nach 21 Spieltagen ist die Messe sicher noch nicht gesungen und auch eine Vorentscheidung ist noch nicht gefallen. Es sind noch genügend Punkte, die die Elf vom Niederrhein einfahren kann. Doch die Tendenz zeigt nach unten, denn eine Ergebniskrise kann man nicht abstreiten. Dass man aber als Achter immer noch nur vier Punkte Rückstand auf den Tabellenzweiten hat, liegt vor allem am Schneckenrennen um Europa. Hier hatte Borussia in den letzten Wochen immer wieder die Chance, einige Plätze nach oben zu klettern und sich gegen die direkte Konkurrenz durchzusetzen. Doch sie haben sie wie so oft nicht nutzen können. So wird’s nichts mit Europa.
Im Gegenteil: Man muss aufpassen, nicht in einen Negativstrudel reinzugeraten, mit dem man die immer noch gute Ausgangsposition gänzlich verspielt und im Niemandsland der Tabelle versinkt. Zumal die kommenden Aufgaben wie oben angesprochen Zuckerschlecken werden. Man spielt gegen Mannschaften, die entweder im Kampf gegen den Abstieg jeden Punkt benötigen oder gegen Teams, die ebenso wie die Borussen Ambitionen haben, einen der begehrten Plätze zu ergattern.
Die Sinne müssen geschärft und es muss vorne wieder kaltschnäuziger agiert werden. Willen ist den Borussen sicher nicht abzusprechen, doch sie müssen sich endlich wieder belohnen und Aufwand und Ertrag in ein positives Verhältnis bringen. Den Borussen fehlte zuletzt auch das Spielglück, wie es Christoph Kramer sagte. Und auch das müssen sich die Borussen erarbeiten.
Gerade auch für den Kopf und das Selbstvertrauen muss jetzt mal wieder ein Sieg her. Und gegen Stuttgart muss am Karnevalssonntag nun zwingend gewonnen werden, um die Trendwende einzuleiten.