Seit inzwischen vier Saisons ist Lars Stindl Kapitän bei Borussia Mönchengladbach. Im Trainingslager in Jerez de la Frontera haben wir uns mit dem 31-Jährigen über die Ziele für die Rückrunde, aber auch über seine persönliche Situation gesprochen. Sein Vertrag läuft nämlich 2021 aus. Zudem gibt er klar zu verstehen, dass die Champions League in Mönchengladbach keine Pflicht ist.
Arbeiten bei perfekten Bedingungen
Während am Niederrhein der trübe Winter das Bild beherrscht, schwitzt Borussia Mönchengladbach in Jerez de la Frontera bei frühlingshaften Temperaturen: 14 Grad Celsius zeigt das Thermometer am Mittwochmittag an. Gerade haben Lars Stindl und seine Kollegen nach der 1:3-Testspielniederlage gegen Heracles Almelo eine regenerative Einheit eingelegt, als sich der ‚Capitano‘ auf dem Weg zurück zum Hotel ein paar Minuten Zeit für unsere Redaktion nimmt.
Lars Stindl ist bei bester Laune und zufrieden mit den bisherigen Eindrücken in Andalusien: »Wenn die Sonne den ganzen Tag scheint, macht es gleich ein bisschen mehr Spaß. Die Einheiten waren sehr intensiv. Zwar hatten wir uns das Testspiel etwas anders vorgestellt, aber am Freitag haben wir ja schon wieder die nächste Chance«, analysiert der Kapitän. Dann gehts für die Fohlen gleich zwei Mal gegen den SC Freiburg zur Sache. Die Spiele finden um 13 Uhr und 15 Uhr auf dem Trainingsplatz des Barceló Montecastillo Golf Resort statt. Marco Rose lässt dort seine 20 Startelf-Kandidaten jeweils über 90 Minuten auf dem Platz, personelle Wechsel in den beiden Partien sind nur im Notfall geplant.
Zu diesen Kandidaten zählt selbstverständlich auch Lars Stindl. Nach seinem Schienbeinbruch musste er über ein halbes Jahr pausieren und kämpfte sich zurück in die Mannschaft. Deshalb ist der gebürtige Pfälzer froh, dass er »von Anfang an in der Vorbereitung dabei sein kann«. Zwar verpasste er am vergangenen Samstag den Trainingsauftakt wegen einer Erkältung, doch die ist längst verflogen. »Ich fühle mich ganz gut«, hinterlässt er keine Zweifel.
Keine Angst vor dem Konkurrenzkampf
15 mal stand Lars Stindl wettbewerbsübergreifend in der Hinrunde im Kader, außer in der Bundesliga gegen den SC Freiburg kam er dabei auch immer zum Einsatz. Doch nur zweimal spielte er auch über 90 Minuten durch, das war beim Europa-League-Heimsieg gegen AS Rom und beim Pokalaus in Dortmund. »Wir haben einen sehr breiten Kader mit sehr viel Qualität«, nennt der 31-Jährige einer der Gründe. Ein anderer ist eben auch, dass Stindl nach seiner Verletzung Zeit brauchte und Borussias Trainer kein Risiko eingehen wollte. Vor allem auch nicht, weil Marco Rose zwischenzeitlich sogar eine ganze Startelf fehlte. Sind alle fit, hat Borussia »dank unserer Qualität und Breite die Möglichkeit dazu, Spieler zu ersetzen, wenn es bei einem einzelnen mal nicht so läuft wie gewünscht«, nennt Stindl einen großen Faustpfand.
In der Rückrunde muss sich der ‚Capitano‘ nun auch dem Konkurrenzkampf stellen, denn die Fohlen sind nur noch in der Bundesliga vertreten und können bei weitem nicht mehr so fleißig rotieren wie in der ersten Halbserie. In Jerez geht es deshalb überwiegend um eines: »Jeder muss sich voll reinhauen, um sich dem Trainer anzubieten, sodass er am ersten Spieltag auf der Platte steht«, weiß Stindl. Trotz seines Kapitänsamts ist er auch ein Spieler »der zeigen möchte, dass der Trainer auf mich bauen kann«. Vor allem in der Offensive hat Marco Rose mit Lars Stindl, Breel Embolo, Marcus Thuram Alassane Pléa, Raffael und dem wieder erstarkten Patrick Herrmann die Qual der Wahl.
»Die Stimmung ist sehr positiv«
Stindl wäre aber nicht Kapitän, wenn er sich nicht voll in den Dienst der Mannschaft stellen würde. Das tat er auch in der Hinrunde ein ums andere mal, als er Yann Sommer die Kapitänsbinde überließ, obwohl er gerade eingewechselt wurde. »Die Stimmung ist sehr positiv. Wir haben eine gesunde Hierarchie und Mischung zwischen den jüngeren und älteren Spielern. Auch im Trainingslager merkt man, dass man sich zwischenmenschlich gut versteht. Das gibt uns allen ein gutes Gefühl für die Rückrunde«, gibt Stindl einen Einblick ins Mannschaftsbild.
Das spiegelt sich auch täglich bei der Arbeit auf dem Trainingsplatz wieder: Zwar sind die Fohlen mit voller Konzentration bei der Sache, doch hier und da wird auch mal sehr herzlich gelacht. Vor allem bei der ‚French-Connection‘ um Marcus Thuram wird’s oft kunterbunt. »Wir haben schon immer eine gute Struktur und einen guten Teamgeist in Gladbach, da achtet man seitens des Sportdirektor auch sehr drauf. Mit den Neuzugängen haben wir Typen dazu geholt, die der Gruppe einfach gut tun. Auch als Persönlichkeit über den Fußball hinaus«, lobt Stindl seine neuen Mannschaftskameraden, die seit dem Sommer dabei sind.
Ausgangslage der Hinrunde veredeln
In den kommenden Wochen und Monaten ist es dann die Aufgabe der Spieler, diese positive Stimmung hochzuhalten und die gute Ausgangslage der Hinrunde zu nutzen. »Wir sind in einem Pulk von vielen Mannschaften und es geht an das anzuknüpfen, was wir uns bisher hart erarbeitet haben. Wir haben eine sehr gute Hinrunde gespielt und haben deshalb eine sehr gute Ausgangslage«, so Stindl zur Konstellation vor dem ersten Spiel auf Schalke.
Das Aufeinandertreffen mit den Gelsenkirchenern wird dann direkt »eine Hausnummer, denn auf Schalke ist es aufgrund der guten Atmosphäre nie einfach«. Gleichzeitig werden bei ihm aber auch Erinnerungen wach: Am 20. Spieltag gastierten die Fohlen zuletzt bei den Knappen und gewannen das Spiel sehr überzeugend mit 2:0. Dabei führte Stindl die Fohlen auch als Kapitän auf den Platz, nun möchte Borussia »direkt von der ersten Minute an voll da sein und unser Spiel durchziehen«. »Und es natürlich gewinnen«, fügte Lars Stindl mit einem breiten Grinsen hinzu.
Aber was ist nun Möglich für die Fohlenelf? Ist nach dem zweiten Platz in der ersten Halbserie die Champions League nicht sogar Pflicht? »Die Champions League ist für einen Verein wie Borussia Mönchengladbach keine Pflicht«. Trotzdem schielt der 31-Jährige mit einem Auge auf die Königsklasse: »Es wäre ein schöner Nebeneffekt, wenn das klappen würde. Ich glaube, Max Eberl hat es gesagt: Wir sind als Verein ambitioniert.« Vielmehr geht es jetzt darum, den »maximalen Erfolg zu holen«, dieser könnte eben in diesem Jahr tatsächlich seit 2015 wieder die Königsklasse bedeuten.
Was passiert über 2021 hinaus?
Erfolg möchte Stindl auch persönlich weiterhin haben, mindestens noch bis 2021. Denn bis dahin läuft sein Vertrag bei Borussia Mönchengladbach. »Ich bin ja nicht mehr der jüngste«, scherzt der gebürtige Pfälzer mit seinen 31 Jahren. Trotzdem hat er »noch ein paar Jahre« vor sich und möchte »so lange wie möglich Fußballspielen«. Es ist ohnehin kein Geheimnis, wie wohl er sich am Niederrhein fühlt: »Ich habe damals schon gesagt als ich nach Gladbach kam, dass die Entscheidung und der Fünfjahresvertrag aus voller Überzeugung entstanden sind. Ich habe viel Potenzial gesehen und bisher hat sich das alles erfüllt«, schaut Stindl auf seine bisherige Zeit in Mönchengladbach zurück.
Doch er macht uns gleichzeitig auch allen Hoffnung, dass er über seinen Vertrag hinaus noch bei den Fohlen bleiben möchte: »Ich kann mir sehr gut vorstellen, noch länger und auch darüber hinaus hier zu bleiben«. Balsam für die Seele für alle Fans der Fohlenelf…