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Stindl: »Macht mich ein Stück weit stolz, ein kleiner Teil von diesem großen Verein zu sein«

Lars Stindl geht bei den Borussen als Kapitän voran. Foto: Dirk Päffgen.

Lars Stindl spielt seit mittlerweile fast sechs Jahren bei Borussia Mönchengladbach. Erst im vergangenen Dezember hatte der 32-Jährige bis 2023 verlängert. Vor dem Spiel beim FC Augsburg spricht der Kapitän im Interview mit unserer Redaktion unter anderem über seine bisherige Zeit am linken Niederrhein, seine Zukunftsplanung, über die Nationalmannschaft und die aktuelle sportliche Situation. 

Fohlen-Hautnah: Lars, kurz vor Weihnachten hast Du Deinen Vertrag bei Borussia nochmals verlängert und Dich bis 2023 an den Klub gebunden. Was hat Dich dazu bewogen und gab es auch mal Überlegungen, nochmal etwas anderes zu machen?

Lars Stindl: Dahingehend gab es für mich keine Überlegungen, nein. Ich habe offene und gute Gespräche mit Max Eberl geführt, sowohl über die vergangene Zeit als auch über die Zukunft. Ich habe ihm verdeutlicht, was ich noch gerne erreichen möchte. Der Verein hat in den letzten Jahren eine sehr gute Entwicklung genommen, das Potenzial ist noch nicht ganz ausgeschöpft. Da möchte ich noch ein Teil von sein. Es war damals absolut die richtige Entscheidung nach Mönchengladbach zu kommen und ich glaube, trotz meines Alters noch zum Erreichen des einen oder anderen Ziels beitragen zu können.

Fohlen-Hautnah: Mit Ende Deines Vertrags bist Du 35 Jahre alt. Hast Du also womöglich Deinen letzten Vertrag unterschrieben oder kannst Du Dir vorstellen, dass es dann nochmal weitergeht?

Lars Stindl: Ich bin ja realistisch genug um einschätzen zu können, dass nicht mehr viel dazukommen wird. Deshalb war es eine bewusste Entscheidung, weil ich wusste, dass es die letzte Möglichkeit ist, auf dieser Bühne zu spielen. Mit der Vertragsverlängerung habe ich mich bewusst dafür entschieden, bis zum Karriereende bei Borussia zu spielen, weil es sich auch einfach super anfühlt.

Fohlen-Hautnah: Apropos. Sollte es aus irgendwelchen Gründen/Überlegungen nicht weitergehen: Hast Du schon eine Idee, was Du nach Deiner Karriere machen möchtest und kannst Du Dir wie Tony auch vorstellen, eine Aufgabe im Verein zu übernehmen?

Lars Stindl: Natürlich hatte ich in diese Richtung schon den einen oder anderen Gedanken. Ich möchte dem Fußball gerne erhalten bleiben. Nicht nur, weil es mir unfassbar viel Spaß macht, sondern weil es auch eine coole Sache ist, auch mal hinter die Kulissen zu blicken. Ich strebe schon an, mich im Trainerbereich weiterzubilden. Wie das genau aussieht, weiß ich jetzt noch nicht. Das ist ja noch alles sehr früh. Innerhalb der Familie gibt es vielleicht auch Überlegungen, wieder in die Heimat zu ziehen, wenngleich wir uns hier auch sehr wohlfühlen. 

Fohlen-Hautnah: Geboren in Speyer und lange in Hannover gewohnt, jetzt am linken Niederrhein. Wo wirst Du nach Deiner aktiven Laufbahn mit Deiner Familie leben wollen?

Lars Stindl: Ich bin ein absoluter Familienmensch, das hat ein großes Gewicht. Das bedeutet aber nicht, dass irgendetwas ausgeschlossen ist. Es gibt viele Möglichkeiten im Fußball tätig zu sein. Wie das in Zukunft konkret aussieht, ist schwer zu sagen. Aber in meiner aktiven Zeit haben wir immer einen Bezug zur Heimat aufrechterhalten. Dennoch haben wir auch hier unser privates Umfeld und sind sehr dankbar dafür. Die Dinge werden aber zur gegebenen Zeit entschieden. 

Fohlen-Hautnah: Du bist mittlerweile also knapp sechs Jahren bei der Borussia. Was ist der Klub für Dich und was bedeutet er Dir?

Lars Stindl: Sehr, sehr viel. Dieser Klub ist etwas Besonderes. Damals habe ich mich bewusst für den Verein entschieden, weil ich absolut davon überzeugt war, dass Borussia zu mir passt. Das hat sich als sehr richtig herausgestellt. Nicht nur ich habe von dem Verein profitiert, sondern ich denke auch, dass ich den Leuten im Verein und den Fans etwas zurückgeben konnte. Es macht mich ein Stück weit stolz, ein kleiner Teil von diesem großen Verein zu sein. Ich spiele sehr gerne für diesen Klub, der sehr traditionell aufgebaut ist. Man sieht überall am Stadion die Bedeutung von den vergangenen Jahren für Borussia, das sind die Eckpfeiler. Mit Tradition und gutem Wirtschaften kann man mit ganz großen Mannschaften konkurrenzfähig sein. Darüber hinaus ist es auch eine tolle Sache, wenn man hier Spieler ist und einfach sieht, was drumherum mit dem Hotel und Nachwuchszentrum entsteht. Der Verein hat sich richtig gut entwickelt.

Fohlen-Hautnah: 10 Tore und 5 Vorlagen und immer mit vollem Einsatz, ein wahrer Kapitän eben. Spielt Lars Stindl aktuell vielleicht eine seiner besten Spielzeiten und warum ist die Form eben so stark, wie sie ist?

Lars Stindl: Grundsätzlich bin ich froh, dass ich fit bin. Die vergangenen eineinhalb Spielzeiten waren durch die schweren Verletzungen nicht so einfach. Ich habe mich schon letztes Jahr nach der Verletzung sehr gut gefühlt. Da lief es auch schon richtig gut. Momentan haben wir als Mannschaft, aber auch jeder einzelne, eine kleine Leistungsdelle. Dennoch versuchen wir, unser Potenzial immer wieder auf den Platz zu bringen. Auch als Kapitän versuche ich meinen Teil dazu beizutragen. 

Fohlen-Hautnah: Die Fans haben Dich kürzlich erneut zum Spieler des Monats gewählt. Ist diese Auszeichnung auch ein Lohn Deiner harten Arbeit? Und wie sehr freut Dich das? 

Lars Stindl: Diese Auszeichnung ist nochmals gesondert einzuordnen, weil das sportlich natürlich kein guter Monat war. Dessen sind wir uns bewusst. Richtig herausgeragt hat da eigentlich keiner. Aber man sieht schon die Honorierungen meiner Art und Weise Fußball zu spielen. Das sticht dem einen oder anderen ins Auge und es wird auch honoriert. Es ist schon eine Auszeichnung, die für mich persönlich natürlich zufriedenstellend ist. 

Fohlen-Hautnah: In diesem Zusammenhang sagt Lothar Matthäus: »Er ist in einer überragenden Form: Er ist Leader, Torschütze und Vorbereiter. Ein Spieler in so einer Form, und zwar über einen längeren Zeitraum, ist für mich auf jeden Fall ein Kandidat für die Nationalelf. Bundestrainer Jogi Löw muss über Stindl in der Nationalelf nachdenken, solche Spieler haben wir nicht.« Lobende Worte, die Dich freuen dürften…

Lars Stindl: Natürlich ist es immer schön, von solch einer Ikone im deutschen Fußball so etwas zu hören. Ich weiß, dass es in den letzten Monaten ordentlich für mich läuft. Trotzdem ist es noch ein bisschen hin bis zu einem Turnier im Sommer. Ich kann das realistisch einschätzen, dass wir viele gute Spieler haben. Es gibt viele Spieler, die interessant sein können. Man muss für die Nationalelf zur richtigen Zeit gut drauf sein und man muss im Sommer zu Turnierbeginn in Top-Form sein. Sich im März darüber Gedanken zu machen, macht noch keinen Sinn. 

Fohlen-Hautnah: Hat sich denn der Bundestrainer mal bei Dir in der jüngsten Vergangenheit gemeldet und schielst Du noch auf die EM im kommenden Sommer oder ist das Thema Nationalmannschaft für dich abgehakt?

Lars Stindl: Gemeldet hat sich der Bundestrainer bisher nicht. Mit diesem Thema beschäftige ich mich aktuell aber auch wirklich gar nicht. Ich habe mit Borussia genug zu tun. Beim DFB habe ich eine unfassbar tolle Erfahrung gemacht. Ich hätte unglaublich gerne die WM 2018 gespielt, durch die Verletzung war es mir leider verwehrt. Das tut weh, gehört aber zum Beruf dazu. Damit muss man umgehen können und ich glaube, dass ich das ganz gut verkraftet habe. 

Fohlen-Hautnah: Jogi Löw hat am Dienstag etwas überraschend verkündet, dass er im Sommer nach der Europameisterschaft nicht mehr als Trainer der Nationalelf weitermacht. Hat Dich das überrascht? 

Lars Stindl: Der Bundestrainer hat im deutschen Fußball eine Ära geprägt und den deutschen Fußball auf eine andere Ebene gehoben. Vor allem die Art und Weise, wie wir die Turniere gespielt haben, war beeindruckend. Man wird Jogi Löw immer mit dem Weltmeistertitel in Brasilien in Verbindung bringen. Trotz der Kritik in den letzten Wochen und Monaten hat er seinen Weg immer sachlich und klar mitgeteilt. Sicherlich kann er jetzt etwas befreit in das letzte Turnier gehen, um mit Deutschland nochmal etwas Großes zu erreichen. 

Fohlen-Hautnah: Es ist schon eine Weile her, dass Fans in den Stadien waren. Es ist unzweifelhaft, dass sie euch fehlen. Aber das Niveau der Spiele ist generell ordentlich und mehr als das. Habt ihr Euch an die leeren Stadien gewöhnt, soweit man das überhaupt sagen kann?

Lars Stindl: Die Sehnsucht nach Fans in Stadien ist ungebrochen groß, das kann ich von allen Seiten bestätigen. Es fehlt etwas. Natürlich sind wir privilegiert, spielen und unserem Job nachgehen zu dürfen. Trotzdem: Es ist einfach nicht das gleiche ohne die Fans. Von Beginn an haben wir versucht, die Situation anzunehmen und uns nicht allzu sehr davon beeindrucken zu lassen, wenngleich das auch schwierig ist. Unser Manager (Max Eberl, Anm. d. Red) hat es ganz gut beschrieben. Seit über einem Jahr fehlen die Fans, die Emotionen fehlen in vielen Situationen, auch die Pfiffe und die Wut in schlechteren Spielen. Auch die unfassbar tollen Momente fehlen uns. Wir sitzen oft in der Kabine und stellen uns vor, was mit tausenden von Fans im Rücken in Madrid im Bernabeu möglich gewesen wäre und das Weiterkommen zu feiern. Auch im Januar hätte der Borussia-Park gebrannt, als wir Bayern und Dortmund geschlagen haben. So etwas ist für uns, die viel Aufwand betreiben um Erfolge zu feiern, sehr schade, dass das nicht im Stadion gewürdigt wird. Trotzdem müssen wir die Situation vernünftig annehmen und ‚ertragen‘. Das machen wir auch, weil es am Ende des Tages wichtigere Dinge gibt als unseren Fußball. 

Fohlen-Hautnah: Kommen wir mal zum Sportlichen. Habt ihr das Ausscheiden aus dem Pokal gegen den BVB und die Niederlage gegen Leverkusen schon verdaut und wie schaust Du auf diese Niederlagen zurück? 

Lars Stindl:: Das war sehr enttäuschend. Vor allem das Pokalspiel kann man nicht mehr ausbügeln, das Ausscheiden war ein herber Schlag für uns. Wir wissen, dass wir in der Bundesliga nach einer nicht ganz einfachen Hinrunde sehr gut ins neue Jahr gestartet sind. Durch die letzten Wochen haben wir uns die Ausgangslage aber selber etwas vermasselt. Wir haben den Entwicklungsschritt, den wir machen wollten, nämlich auch mal aus einem weniger guten Spiel etwas mitzunehmen, nicht gemacht. Das Problem, Ergebnisse nicht über die Zeit zu bringen, verfolgt uns schon etwas länger. Wir sind auch von der Art und Weise her nicht mehr in unser Spiel gekommen. Das hat verschiedene Gründe, die wir uns nun wieder hart erarbeiten müssen. Wir haben viel darüber gesprochen und die richtigen Schlüsse gezogen, um es besser zu machen.

Fohlen-Hautnah: Aktuell habt ihr einen klaren Abwärtstrend zu verzeichnen. Der Niederlage gegen den BVB folgte eben gegen Leverkusen die fünfte Pflichtspielniederlage in Folge. Ihr seid seit sieben Pflichtspielen sieglos. Auch die Leistungen sind schwankend. Wie erklärst Du Dir das und an welchen Gründen/Punkten machst Du das fest?

Lars Stindl: Momentan bringen wir nicht die Leistung auf den Platz, die wir uns wünschen und holen auch nicht die erhofften Ergebnisse. Das ist eine schwierige Situation. Dagegen müssen wir angehen und das werden wir auch immer wieder versuchen. In Augsburg gilt es wieder dran zu ziehen und daran zu glauben, um dieses Spiel zu gewinnen. Es gibt immer schwierige Situationen. Aber wer marschiert, wird am Ende des Tages wieder mit positiven Ergebnissen belohnt, denn wir haben die Qualität in unserem Kader. Momentan sind noch ein paar andere Tugenden gefragt und die müssen wir auf den Platz bringen. 

Fohlen-Hautnah: Was fehlt euch aktuell und was ist in dieser Phase und Lage, in der die Mannschaft aktuell steckt, jetzt wichtig? Inwiefern hat die Situation um Marco Rose auch dazu beigetragen? 

Lars Stindl: Als der Trainer uns seine Entscheidung mitgeteilt hat, war ein Stück weit eine Enttäuschung zu spüren. Aber wir haben es absolut nachvollziehen können, dass er sich für eine andere Sache entschieden hat und sind danach alle sehr professionell damit umgegangen. Wir haben im Training sofort gemerkt, dass er weiterhin Feuer und Flamme ist und keine Kritik an seiner Arbeit aufkommen lassen möchte. Wir sind alle lange genug dabei und im Fußball unterwegs und jeder von uns stand mal vor einer schwierigen Entscheidung. Auch ich habe mich damals in Borussia Mönchengladbach für eine neue Herausforderung entschieden. Und das nicht, weil ich aus Groll von Hannover 96 wegwollte, sondern weil ich von der Vision des Klubs und von Max Eberl überzeugt war. Das gehört einfach dazu und das haben wir auch bei Marco Rose akzeptiert. Danach haben wir uns entschieden, da weiterzumachen wo wir waren. Denn am Ende des Tages ist es so, dass wir Spieler nächstes Jahr noch im Klub sind und die Erfolge, die wir feiern können, genießen dürfen. Natürlich ist jede Kritik berechtigt, weil wir die Ergebnisse nicht holen. Intern sind wir kritisch genug und können die ganze Kritik abhaben und müssen damit umgehen können. Wir sprechen auch Dinge an, die wir besser machen müssen. Aber das alles auf die Trainerfrage zu schieben, ist mir zu einfach und kann ich auch so nicht stehen lassen.

Fohlen-Hautnah: In der Champions League geht ihr mit einem 0:2 ins Rückspiel gegen Manchester City. Wie groß ist der Glaube, dass Ding noch zu drehen?

Lars Stindl: Grundsätzlich ist der Glaube immer vorhanden. Das ist jetzt keine Floskel. Im Hinspiel hatten wir auch drei richtige gute Möglichkeiten, um selbst erfolgreich zu sein. Diese Chancen wollen wir im Rückspiel nutzen. Wir lassen uns da etwas einfallen. Dennoch wissen wir, dass wir gegen die vermutlich aktuell beste Mannschaft der Welt spielen und dass City ganz wenig zulässt. Wir werden wieder versuchen, gegen ihren erdrückenden Ballbesitz zu stehen und defensiv gut zu spielen. Wir haben aber im Hinspiel zu mutlos gespielt und haben ängstlich die falschen Entscheidungen getroffen. Im Rückspiel gibt es vielleicht die eine oder andere Chance, das Wunder zu schaffen. 

Fohlen-Hautnah: Abschließend. Natürlich ist die Saison noch nicht vorbei, es sind noch 30 Punkte zu vergeben. Was sind jetzt noch eure Ziele und wie wichtig wäre eine Qualifikation für Europa für den Verein? 

Lars Stindl: Wir werden versuchen, die maximale Punktzahl zu holen und natürlich versuchen, am Freitag in Augsburg mit drei Punkten anzufangen.

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