Seit nunmehr einer Woche ist Matthias Ginter bei Borussia Mönchengladbach und hat offiziell die Arbeit mit seiner neuen Mannschaft aufgenommen. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 23-Jährige unter anderem über seine ersten Tage beim VfL, seine Gründe für den Wechsel, Vorbilder, Rituale und seine miterlebten Anschläge.
Fohlen-Hautnah: Matthias Ginter, Borussia Mönchengladbach. Wie fühlt sich das an?
Matthias Ginter: Sehr gut. Ich fühle mich mit der Entscheidung, zur Borussia zu kommen, absolut bestätigt. Die Mannschaft ist sowohl sportlich als auch menschlich top und hat mich super aufgenommen. Der gesamte Verein mit Mannschaft und Fans ist heiß drauf, in der kommenden Spielzeit etwas Großes zu schaffen. Dazu möchte ich meinen Teil beitragen.
Fohlen-Hautnah: Und manch ein Fan wird vielleicht sagen, ‚Matze ist jetzt bei der „richtigen“ Borussia’…
Matthias Ginter: (grinst). Solche Vergleiche möchte ich nicht ziehen. Ich hatte in Dortmund auch drei gute Jahre. Wer die letzten Wochen verfolgt hat weiß, dass es mir zum einen schwer und zum anderen auch leicht gefallen ist, diese Entscheidung zu treffen. Weil eben so ein großer Verein schon lange Interesse an mir hatte und sich sehr um mich bemüht hat.
Fohlen-Hautnah: Deine Familie ist in Bezug auf Borussia Mönchengladbach schon etwas „vorbelastet“. Dein Bruder und Berater Niklas war hier zwei Jahre als Scout tätig. Hat er dir auch zu diesem Wechsel geraten und dir Dinge über den Klub erzählt?
Matthias Ginter: (Schmunzelt). Da gibt es schon eine Vorgeschichte. Gladbach war jetzt bereits zum dritten Mal an mir interessiert. So kam auch 2014 der Kontakt mit meinem Bruder zustande. Er hat hier als Scout gearbeitet und hat mir jetzt natürlich auch ein paar Dinge erzählt, die meine Entscheidung weiter bekräftigt hat. Und natürlich habe ich auch mit meiner Familie darüber gesprochen. Dazu mit Marc-André ter Stegen, Jonas Hofmann, Marco Reus, Lars Stindl und Amin Younes, die alle positiv über den Verein gesprochen haben. Und wenn dann ein Spieler wie Amin, der nicht so viel gespielt hat, dennoch positiv über die Borussia spricht, dann unterstreicht das noch mal den Stellenwert des Klubs. Das alles hat mir noch einmal geraten, hierhin zu kommen. Schlussendlich war es eine Entscheidung, von der ich zu 100 Prozent überzeugt bin.
Fohlen-Hautnah: Mit berichteten 17 Millionen Euro Ablöse bist du der Rekordtransfer des Klubs. Wird dir bei solchen Summen mitunter auch mal schwindelig und siehst du es als Belastung oder eher Ansporn an?
Matthias Ginter: Eher als Ansporn. Wenn ich auf dem Platz stehe, denke ich nicht dran, wie viel ich denn gekostet habe. Ich glaube schon, dass es eine gewisse Erwartungshaltung gibt. Wenn man sich aber die Ablösesummen anschaut, die gerade in diesem Sommer geflossen sind, dann sind 17 Millionen Euro ja nahezu eine „normale“ Summe. Vor vier, fünf Jahren waren 50 Millionen Euro noch die Welt. Heute bekommt es mal gar nicht mit, wenn ein Spieler für so eine Summe den Verein wechselt. Aber es macht mich ehrlich gesagt auch stolz, bei diesem großen Klub mit dieser Tradition der Rekordtransfer zu sein.
Fohlen-Hautnah: Kommt es dir nun vielleicht zugtue, dass du als Innenverteidiger und Führungsspieler geholt wurdest und nicht wie beim BVB auf mehreren Positionen zum Einsatz kommen sollst?
Matthias Ginter: Das war auch einer der Gründe für den Wechsel. In Dortmund hatte ich viele Spielzeiten auf unterschiedlichen Positionen. Das hat mich in meiner Entwicklung wahnsinnig vorangebracht, aber es war auch Fluch und Segen zugleich. Man ist eben auch mal raus rotiert oder hat gar nicht gespielt. Hier ist es auf jeden Fall mein Ziel, auf einer Position als Führungsspieler Woche für Woche in der jungen Mannschaft voranzugehen.
Fohlen-Hautnah: Schließlich hast du in jungen Jahren mit 137 Bundesliga-,13 Champions League-, und 14 Europa League-Spielen schon eine gewisse Erfahrung vorzuweisen…
Matthias Ginter: Es geht vor allem auch darum, sich weiterzuentwickeln. Mir bringt die größte Erfahrung nichts, wenn ich mich daraus nicht weiterentwickle. Jetzt gilt es, als absoluter Führungsspieler den nächsten Schritt zu machen. In diese Rolle reinzuwachsen, in den Spielen, in denen es vielleicht nicht so gut läuft, voranzugehen, wäre eine Weiterentwicklung. Diesen Schritt möchte ich jetzt bei Borussia unbedingt gehen. Und ich glaube, dass dafür hier auch alles geschaffen ist.
Fohlen-Hautnah: Nach deinen ersten paar Trainingseinheiten – welche Eindrücke hast du schon von der Mannschaft und vor allem von deinem zukünftigen Partner in der Innenverteidigung, Jannik Vestergaard sammeln können?
Matthias Ginter: Um das alles genau beurteilen zu können, bedarf es noch ein paar Trainingseinheiten. Aber ich glaube, dass generell wahnsinnig viel Potenzial und Qualität im Kader steckt. Im Training ist immer viel Feuer drin. Das ist gut, weil man dann immer gefordert wird. Jannik kenne ich schon etwas länger. Wir hatten in der Vergangenheit schon die einen und anderen Berührungspunkte. Ich glaube, dass er ein sehr lockerer und positiver Typ ist, der alleine schon aufgrund seiner Körpergröße Qualitäten in der Luft hat. Die Vorfreude steigt auf jeden Fall, mit ihm zusammenzuspielen. Zunächst gilt es aber, dass wir uns in den kommenden Trainingseinheiten und Testspielen aufeinander abstimmen.