Sükrü Pehlivan ist gebürtiger Mönchengladbacher und bekennender Fan von Borussia Mönchengladbach. Und auch im deutschen Fernsehen ist der gelernte Fachinformatiker kein Unbekannter. So läuft er derzeit vor allem mit seiner Sendung „Die Superhändler“ über die TV-Bildschirme. Ab dem heutigen Freitag wird der 47-Jährige bei der RTL-Live-Show „Let’s Dance“ auftreten. Im Interview mit unserer Redaktion spricht er über seine bisherige Kariere und natürlich auch über ‚seine‘ Borussia.
Fohlen-Hautnah: Sükrü, Du hast Fachinformatiker gelernt. Wie kam es dann, dass du zum Trödelhändler wurdest?
Sükrü Pehlivan: Ich bin schon früh auf dem Flohmarkt gewesen, um mir etwas Geld dazuverdienen. Ich habe vier Geschwister und da war das alles nicht so einfach. Ich habe dann angefangen, meine Matchbox Autos zu verkaufen. Das hat mir immer Spaß gemacht. So bin ich dazu gekommen. Immer wenn ich etwas gefunden habe und angesammelt habe, habe ich versucht, alles eben auf den Flohmärkten zu verkaufen. Dabei haben mir dann die älteren Damen oftmals etwas mehr Geld gegeben.
Fohlen-Hautnah: Das heißt, Du hast deinen erlernten Beruf nie so richtig ausgeübt?
Sükrü Pehlivan: Doch. Ich habe mich in diesem Bereich selbstständig gemacht. Viele Freunden wussten, dass ich mich gut mit dem Internet und mit Computern auskenne und wollten darüber Dinge verkaufen. Sie kannten sich aber damit nicht so aus und ich sollte für sie auf ‚eBay’ Ware verkaufen. Nachher wurde es so viel, dass ich meinen Job als Fachinformatiker nicht mehr ausüben konnte. Ich habe dann an meinem Geschäft ein Schild „eBay Verkaufsagent“ aufgehangen und war damit sogar der erste Deutschlands. Die Resonanz in den Medien war danach sehr groß. Ich konnte zwar die Ware für meine Freunde noch immer verkaufen, habe ihnen dann aber klar gemacht, dass es nun etwas länger dauern kann. Durch die Medienresonanz sind auch TV-Formate auf mich aufmerksam geworden, sie haben nach Experten gesucht. So haben sich die Leute vom Fernsehen bei mir gemeldet. Das erste Format war auf Kabel1 „Jäger der vergessenen Schätze“. Ich bin dann zum Casting gefahren und habe eine Woche später einen Anruf bekommen, dass ich dabei bin. Eigentlich war es purer Zufall.
Fohlen-Hautnah: Ein schöner Zufall, der Dich dann zunächst zu RTL2 gebracht hat…
Sükrü Pehlivan: Genau. Nach Kabel1 hatte ich eine Sendung beim WDR, „Räum Dein Leben auf“. Die Sendung wurde von den Machern von RTL2 geschnitten. Sie haben mich mehrere Wochen beobachtet und waren der Meinung, dass ich mit meiner Art auch junges Publikum ansprechen kann. So bin ich dann zum „Trödeltrupp“ gekommen. Das ging dann nach zehn Jahren langsam zu Ende, was ich sehr schade fand, weil die Sendung so etwas wie mein eigenes Baby war. Danach kam dann erfreulicherweise das Angebot von RTL mit den „Superhändlern“. Sie haben mich gefragt, ob ich nach meiner RTL2-Zeit nicht Lust hätte, ein eigenes Format zu gestalten. So habe ich nach 17 Jahren harter Arbeit jetzt meine erste eigene Sendung. Ich habe zu den Leuten vom „Trödeltrupp“ immer noch guten Kontakt, denn wir waren über mehrere Wochen zum Beispiel im gleichen Hotel. Teilweise habe ich Mauro und Otto öfter gesehen als meine Familie. Dann wächst man auch zusammen. Es sind schon enge Freunde geworden.
Fohlen-Hautnah: Jetzt steht bei Dir ja auch wieder etwas Neues bevor. Du nimmst an „Let’s Dance“ teil. Wolltest du jetzt also gerne mal tanzen?
Sükrü Pehlivan: Nein, das kam nicht von mir. Christian Polanc (Profitänzer bei Let’s Dance, Anm. d. Red) von „Let’s Dance“ war bei mir in der Sendung und wollte seine alten Tanzschuhe verkaufen. Er hat uns ein paar Tanzschritte in der Sendung gezeigt, aber ich habe jämmerlich versagt. Daraufhin drehte er sich in die Kamera und sagte: „Bitte ladet den Sükrü niemals in die Sendung Let’s Dance ein.“ Natürlich habe ich daraufhin ein Angebot bekommen (lacht). Ich werde versuchen Gas zu geben und ihn überzeugen, dass ich doch Talent zum Tanzen habe.
Fohlen-Hautnah: Der Hauptgrund für Deine Teilnahme ist also, dass du es Christian Polanc beweisen möchtest?
Sükrü Pehlivan: Ich mag die Show natürlich auch. Aber Christian ist tatsächlich einer der Hauptgründe. Ich habe aber auch noch nie einen Paartanz gemacht. Das Schöne ist, ich lerne mit 47 Jahren zu tanzen und bekomme auch noch Geld dafür (lacht). Aber ich muss und werde dafür jeden Tag hart trainieren.
Fohlen-Hautnah: Ein Mitstreiter von Dir, Markus Reinecke war kürzlich im Dschungel-Camp. Kommt sowas auch für Dich in Frage und schaust Du dir das an?
Sükrü Pehlivan: Wegen Markus habe ich mir tatsächlich alle Folgen in 2020 angeschaut, aber ich würde selber niemals in den Dschungel gehen. Ich habe dazu schon das Angebot bekommen, aber ich würde das nicht machen. Es gibt gewisse Grenzen. Ich muss nicht in den Dschungel gehen, um mir etwas zu beweisen.
Fohlen-Hautnah: Du bist in Mönchengladbach geboren und hast kurzzeitig auch im türkischen Sivas gelebt.
Sükrü Pehlivan: Genau. Für mich war das eine sehr schöne Zeit, auch wenn dort nicht viel los war. Wir hatten zum Beispiel auch kein Wasser und/oder Strom. In dem Dorf kamen ab und zu Leute und haben Essen mitgebracht, das wurde in Plastiktüten eingepackt. In diese Tüten haben wir alte Zeitungen gepackt und zu einem Ball geformt und damit Fußball gespielt. Das war schon ein anderes Leben, das ich aber nicht missen möchte. Ich hatte eine schöne Kindheit.
Fohlen-Hautnah: Mit sieben bist Du dann zurück nach Deutschland gekommen. Wie kam es zustande, dass Du Fan von Borussia bist?
Sükrü Pehlivan: Zu meiner Zeit war Borussia wie Real Madrid oder Juventus Turin, sie waren immer oben mit dabei und Tabellenführer. Mein Vater war auch schon Gladbach-Fan, wir haben die Spiele immer geschaut. Gladbach war immer mein Vorbild, deshalb habe ich auch angefangen, selber Fußball zu spielen. Seit der Kindheit bin ich Gladbach-Fan.
Fohlen-Hautnah: Wann war denn Dein erster Stadionbesuch?
Sükrü Pehlivan: Das war auf jeden Fall auf dem Bökelberg. Aber ich weiß nicht mehr genau wann das war, zu dieser Zeit war ich in der Ausbildung. Da müsste ich 14 oder 15 Jahre alt gewesen sein und bin mit ein paar Freunden ins Stadion gegangen. Als Kinder haben wir auch immer auf dem Aschenplatz am Bökelberg Fußball gespielt.
Fohlen-Hautnah: Vom Bökelberg ging es ja dann in den Borussia-Park. Wie bewertest Du denn die Entwicklung von Borussia?
Sükrü Pehlivan: Von mir aus hätte der Bökelberg auch bleiben können. Klar, das neue Stadion war wichtig für Borussia. Es ist viel größer und moderner, die Stimmung ist anders. Aber für mich ist das etwas Nostalgie und mir hat es richtig weh getan, als der Bökelberg abgerissen wurde. Für mich ist die Umstellung wie die von D-Mark auf den Euro. Ich rechne immer noch um auf D-Mark. Aber ich gehe natürlich auch in den Borussia-Park. Mit dem Trödeltrupp war ich schon öfters da und auch mit meinem Sohn gehe ich öfters ins Stadion. Für das Derby gegen Köln, was ja leider ausgefallen ist, hatte ich auch Karten. Vielleicht schaffe ich es ins Stadion, wenn es am 11. März nachgeholt wird. Das kann ich mir eigentlich nicht entgehen lassen. Dann war ich vor der Winterpause beim 0:0 in Berlin. Das passte ganz gut, weil ich zu dem Zeitpunkt noch in Berlin gedreht habe. Also wenn es die Zeit zulässt, gehe ich schon ins Stadion.
Fohlen-Hautnah: Lieber Nordkurve oder lieber VIP-Bereich?
Sükrü Pehlivan: Eher irgendwo dazwischen. Da, wo ich sitzen kann. Die Ostgerade ist ganz cool, ich bin nämlich gerne unter Menschen. Aber dadurch dass man in der Öffentlichkeit steht, kann ich nicht mal eben in die Nordkurve gehen. Ich hätte dann vermutlich weniger vom Spiel, weil die Leute dann gerne Selfies machen würden. Dann kann ich das Spiel vergessen (lacht).
Fohlen-Hautnah: Also ist es schon so, dass Dich die Menschen in Mönchengladbach erkennen?
Sükrü Pehlivan: Genau. In Mönchengladbach kennt man mich. Es ist aber nicht so, dass die Menschen direkt auf mich zugestürmt kommen, wenn ich beispielsweise mit meiner Familie durch die Stadt gehe. Da respektiert man dann meine Privatsphäre. Das finde ich schön. Dennoch ist es aber natürlich so, dass ich gerne bereit bin, ein Autogramm zu geben und/oder ein Selfie mit meinen Fans zu machen.
Fohlen-Hautnah: Was trinkst Du denn lieber: Efes, Kölsch oder Alt?