Seit 2006 ist Tony Jantschke bei Borussia Mönchengladbach und ein echtes Urgestein im Verein. Im Interview mit unserer Redaktion spricht der 29-Jährige, von den Fans würdevoll „Fußballgott“ genannt, unter anderem über die aktuelle Saison, seine Rolle in der Mannschaft und seine weitere Karriereplanung.
Fohlen-Hautnah: Mit Marco Rose kam zu Beginn der Saison ein neuer Trainer. Wie hat sich die Stimmung seitdem innerhalb der Mannschaft verändert?
Tony Jantschke: Die Stimmung war vorher auch nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Wir sind wieder im Europapokal gelandet, das ist in der Bundesliga jedes Mal aufs Neue eine Leistung. Der Trainer hat aber neues Personal mitgebracht, dadurch ging natürlich ein gewisser Ruck durch die Mannschaft.
Fohlen-Hautnah: Mit dem neuen Trainer kam auch ein neues Spielsystem: Kommt Dir das entgegen?
Tony Jantschke: Ich weiß nicht, ob mir das Pressing als Spielertyp unbedingt entgegenkommt. Wir stehen jetzt sehr hoch und dann gibt es hinten viele Situationen, in denen es zu Zweikämpfen kommt. Gleichzeitig muss man viel mehr verschieben und gerät schneller in Sprintduelle. Man erkennt aber an unseren statistischen Werten, dass wir hier einen Schritt nach vorne gemacht haben.
Fohlen-Hautnah: Borussia hat im Sommer eine Rekordsumme für Transfers ausgegeben. Wie haben sich die Neuzugänge bisher in die Mannschaft eingefügt?
Tony Jantschke: Ich muss hier der Vereinsführung ein großes Kompliment aussprechen, denn in den letzten Jahren hatten wir in Mönchengladbach immer sehr gute „Typen“. Das war in dieser Transferperiode genauso, die Spieler haben sich sehr gut eingefügt.
Fohlen-Hautnah: In den nächsten Wochen erwarten euch viele und auch schwierige Spiele. Werden diese Duelle zeigen wie weit ihr wirklich seid?
Tony Jantschke: Die Spiele bisher mussten auch erst mal gespielt werden. Leichte Begegnungen gibt es auf diesem Niveau nicht, die Leistungsdichte in der Bundesliga ist extrem hoch. Jedes Spiel kann in alle Richtungen gehen. Wir stehen aktuell sicherlich verdient auf Platz eins, wissen aber auch, dass wir noch viel zu korrigieren haben. Das ganze Konstrukt ist noch nicht so stabil wie wir uns das vorstellen, uns fehlt noch die Konstanz.
Fohlen-Hautnah: Zwischen Europa und der Bundesliga gab es bisher noch große Leistungsschwankungen. Woran könnte das liegen?
Tony Jantschke: Wenn wir wüssten woran es liegt, hätten wir das schon längst geändert. Das Spiel gegen Wolfsberg müssen wir ganz schnell vergessen. Sicherlich haben wir uns, auch durch Video-Analysen, ausgiebig auf den Gegner vorbereitet. Auf dem Platz haben wir das aber nicht umgesetzt und Wolfsberg hat quasi mit jedem Schuss ein Tor gemacht. Das Spiel ist dann in eine völlig falsche Richtung gelaufen.
Fohlen-Hautnah: Am Samstag fährt Borussia zum Spitzenspiel nach Dortmund: Was erwartet euch dort für eine Aufgabe?
Tony Jantschke: Die Bundesliga spielt diese Saison mal wieder verrückt, deshalb ist alles möglich. Beide Mannschaften hatten viele Nationalspieler, deshalb wird es für beide Mannschaften in Bezug auf die Belastung ähnlich.
Fohlen-Hautnah: Zurzeit gibt es viele Verletzte und Du bringst immer direkt Deine Leistung, wenn Du gebraucht wirst. Wurmt es Dich trotzdem, dass du viele Partien nicht von Beginn an bestreitest?
Tony Jantschke: Was ist denn inzwischen die Definition von Stammspieler? Mittlerweile haben wir so viele Spiele und viele Verletzte, das muss man im Fußball immer mit einrechnen. Wenn man international spielt braucht man einen breiten Kader. Ich bereite mich jede Woche gleich vor, egal ob ich spiele oder nicht. Natürlich würde ich gerne jede Woche auf dem Platz stehen, aber ich bin Realist und kenne meine Rolle.
Fohlen-Hautnah: Du bist schon seit 2006 bei Borussia. Wenn Du mal zurückblickst, inwiefern hat sich der Verein verändert?
Tony Jantschke: Ich glaube da müssen wir uns nur hier im Borussia-Park umschauen. Seit 2006 ist hier unglaublich viel entstanden, alle Abteilungen sind größer geworden. Auch rund ums Stadion hat sich viel getan, wir haben mittlerweile hier auch Ärzte am Stadion. Dieser Verein hat sich vor allem von innen heraus entwickelt, also ohne äußere Gegebenheiten, das finde ich besonders stark.