Etwas über 31 Millionen Euro hat Borussia Mönchengladbach am Anfang der Saison als fixe Ablöse durch Spielerverkäufe eingenommen. Die Summe splittet sich dabei auf sieben Abgänge, die in ihren neuen Vereinen eine völlig unterschiedliche Rolle spielen. Wir haben genauer hingeschaut und auch Andreas Christensen, dessen Leihe bekanntlich endete, berücksichtigt.
Andreas Christensen
Max Eberl kämpfte monatelang um ihn und war am Ende machtlos, denn der FC Chelsea wusste, dass sie Christensen auf Anhieb brauchen werden. Wettbewerbsübergreifend stand er bislang in 36 Spielen auf dem Platz. Abgeklärt wie man ihn kennt und vor allem fair zeigt sich der Däne, der noch keine einzige Gelbe Karte sah. Patzte in der Champions League im Februar gegen den FC Barcelona auf großer Bühne, erhielt im Anschluss jedoch trotzdem Lob von Conte, der unterstrich, dass der 21-jährige die nächsten „zehn oder zwölf Jahre“ bei den Blues spielen und „der nächste Kapitän“ werden könne. Kommt in der der Liga und der Königsklasse auf eine überragende Passquote von 94 Prozent. Sein ursprünglich bis 2020 datierter Vertrag wurde Anfang des Jahres vorläufig um zwei weitere Jahre verlängert.
Timothée Kolodziejczak
Selten ging ein Transfer so sehr nach hinten los wie die Verpflichtung von Timothée Kolodziejczak. Froh waren die Borussen daher auch, dass sich mit dem mexikanischen Klub Tigres UANL nach nur neun Monaten ein Abnehmer fand, der den VfL finanziell „mit einem blauen Auge“ davonkommen ließ (wir berichteten, hier klicken). Durfte im Februar drei Spiele über 90 Minuten bestreiten, sitzt seitdem nur noch auf der Bank. Kommt bisher lediglich auf 450 Pflichtspielminuten, da das eingespielte Innenverteidiger-Duo des mexikanischen Topklubs gesetzt ist.
Marvin Schulz
Unterschrieb vor dieser Spielzeit für drei Jahre beim FC Luzern, um sich in der höchsten Spielklasse der Schweiz dauerhaft zu etablieren. Zuvor fiel er fast ein ganzes Jahr mit Adduktorenproblemen aus, weshalb er bei Borussia nicht mehr zum Zug kam. Mausert sich mehr und mehr zum Abwehrchef der Luzerner, die sich mit dem FC Zürich um den vierten Platz, der die Teilnahme an der 2. Qualifikationsrunde zur Europa League bedeuten würde, streiten. Verpasste lediglich ein Ligaspiel wegen einer Gelbsperre. Möchte auf Dauer wieder den Sprung in eine stärkere Liga schaffen, muss dazu aber noch auffälliger und konstanter spielen.
Julian Korb
Der Abgang von Eigengewächs Julian Korb zeichnete sich in der vergangenen Saison früh ab, denn in der Rückrunde spielte der Rechtsverteidiger in den Planungen von Dieter Hecking überhaupt keine Rolle. Das lag vor allem an Nico Elvedi, der sich den Stammplatz in der Viererkette eroberte. Für Julian Korb hat sich der Wechsel voll ausgezahlt. In 24 Bundesligapartien stand er auf dem Platz, der Tapetenwechsel hat ihm vor allem neues Selbstvertrauen gegeben. Beim 4:4 in Leverkusen im Dezember steuerte er sogar ein Tor und eine Vorlage bei. Hat das vollste Vertrauen von Trainer André Breitenreiter und sein sportliches Glück wieder gefunden. In der kommenden Spielzeit müssen Hannover und Korb die guten Leistungen des ersten Jahres nach dem Bundesligaaufstieg bestätigen.
Nico Schulz
Hakte vor seinem Wechsel bei Hecking nach, ob dieser ihm ausreichend Einsatzzeit in Aussicht stellen könne. Hecking garantierte nichts, also entschied sich Schulz für den Wechsel nach Hoffenheim. Kam nach seinem Wechsel vorwiegend zu Joker-Einsätzen, absolvierte ab Ende Oktober sechs Pflichtspiele nacheinander über die volle Distanz. Gehört auch in der Rückrunde zum Stammpersonal, spielt überwiegend im linken Mittelfeld und traf je einmal in der Bundesliga und in der Euroleague. Hat in allen Wettbewerben zusammen 27 Partien auf dem Buckel und das Vertrauen von Julian Nagelsmann gewonnen.
Mahmoud Dahoud
Mit rund 12 Millionen Euro spülte der Verkauf von Mo Dahoud das meiste Geld aller Abgänge in die Kasse des VfL. Thomas Tuchel wollte ihn unbedingt haben und war dann weg, als Dahoud kam. Hat seitdem in der Liga erst vier Spiele über 90 Minuten auf dem Feld gestanden. Galt unter Bosz als Mitläufer, will unter Stöger nun angreifen und zeigte in den letzten drei Partien, dass er trotz der großen Konkurrenz auf seiner Position Taktgeber im Mittelfeld sein kann. Wie schon bei der Fohlenelf ist er immer einer der lauffreudigsten, leistete sich bis vor kurzem jedoch noch zu viele einfache Ballverluste und Abspielfehler. Wird noch einige Zeit brauchen, bis er sich in Dortmund durchgesetzt hat, auch wenn sich seine bisher 30 Einsätze auf den ersten Blick nicht allzu schlecht lesen.
Djibril Sow
Wählte ebenso wie Marvin Schulz den Weg in die Schweiz, allerdings zu den Young Boys Bern, die mit großem Abstand auf den FC Basel auf dem Weg zur Meisterschaft sind und im Pokalfinale stehen. Dabei spielt Sow im zentralen Mittelfeld eine tragende Rolle. Der 21-jährige kommt schon auf 36 Pflichtspiele, erzielte dabei ein Tor und leistete vier Assists. Wird nächste Saison in der Champions League auf allerhöchstem Niveau auflaufen dürfen und kann dann zeigen, dass er durchaus auch ein Kandidat für höhere Aufgaben ist.
André Hahn
Immer engagiert, selten produktiv – das passt zu Hahns Leistung beim Hamburger SV. 22 Ligaspiele macht er, strahlt wie seine Kollegen keine Gefahr aus. Wurde zuletzt von Neu-Trainer Christian Titz gar nicht mehr berücksichtigt und auf die Tribüne geschickt. Erzielte in der Länderspielpause immerhin ein Tor beim 3:0 Sieg im Testspiel gegen Odense BK. Fraglich ist, ob es im Falle eines Abstieges einen interessierten Abnehmer für Hahn gibt, der seit seiner Verletzung bei Borussia nicht mehr richtig in den Tritt kam. Wurde zuletzt mit dem FC Augsburg in Verbindung gebracht und erzielte in der Hinrunde im Borussia-Park eines seiner drei Saisontore.