Tim Kleindienst traf beim FCA, reichen sollte es nicht. Foto: picture alliance/dpa | Harry Langer
Borussia Mönchengladbach musste sich am Freitagabend beim Auswärtsspiel in Augsburg mit 1:2 geschlagen geben. Im regnerischen Flutlichtspiel konnten die Fohlen trotz weitgehender Spielkontrolle keine Ideen entwickeln und ließ, wie schon in vergangenen Spielen, offensive Durchschlagskraft vermissen. Die Gastgeber aus Augsburg nutzten ihre Chancen konsequent, der Lucky-Punch für die Fohlen blieb diesmal aus. Neu-Nationalspieler Tim Kleindienst traf für die Fohlen.
Gerardo Seoane musste in Augsburg nach wie vor auf Jan Olschowsky (Knieverletzung) und Yvandro Borges Sanche (Aufbautraining nach Kreuzbandriss), Jonas Omlin (Sehnenverletzung im Unterschenkel) und Franck Honorat (Faserriss) verzichten. Zudem stand Nathan Ngoumou nicht zur Verfügung. Der Franzose hatte sich im Heimspiel gegen Union Berlin einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen und muss vorerst pausieren.
Für Ngoumou begann Tomáš Čvančara. Der Tscheche hatte gegen Union in der Nachspielzeit für den ersten Heimsieg seit Februar 2204 gesorgt. Ansonsten begann exakt die Elf, die in der Vorwoche gegen Union von Beginn an auf dem Feld stand: Im Tor stand Moritz Nicolas, vor ihm verteidigten (von rechts) Joe Scally, Nico Elvedi, Ko Itakura und Luca Netz; auf der Doppelsechs durften Philipp Sander und Kapitän Julian Weigl beginnen, vor ihnen stürmten Čvančara, Kevin Stöger und Alassane Pléa sowie in der Spitze Tim Kleindienst.
Die Gastgeber aus Augsburg änderten ihre Startelf im Vergleich zur 4:0-Niederlage in Leipzig ebenfalls nur auf einer Position. Trainer Jess Thorup musste Stürmer Ruben Vargas ersetzen, da dieser eine Sprunggelenksverletzung erlitt. Vor Torhüter Nediljko Labrovic verteidigten in der Dreierkette Maximilian Bauer, Kapitän Jeffrey Gouweleeuw und Keven Schlotterbeck; im Mittelfeld begannen Marius Wolf, Kristijan Jakic und Dimitrios Giannoulis; auf der Doppelzehn spielten Frank Onyeka und Elvis Rexhbecaj, die Doppelspitze bekleideten Phillip Tietz und Vargas-Vertreter Steve Mounié.
Vor der Partie am Freitagabend konnte Borussia zehn von insgesamt 28 Spielen gegen Augsburg gewinnen. Neun Begegnungen entschieden die Gastgeber für sich, die restlichen neun Duelle endeten Unentschieden. Eine nahezu ausgeglichene Bilanz, die keine zuverlässige Prognose für das Spiel zuließ.
Erwartet ruhiger Beginn
Bei leicht regnerischen Bedingungen folgten beide Mannschaften der klaren Linie, sich auf das Verteidigen zu konzentrieren und nicht in Rückstand zu geraten. Entsprechend kompakt standen beide Teams in ihren Reihen. Obwohl Borussia den Ball laufen ließ und spielerische Lösungen suchte, kamen keine zwingenden Momenten zustande. Offensivszenen? Mangelware – ehe Weigl sich in der zwölften Minute aus 25 Metern probierte. Der Ball ging jedoch links am Tor vorbei.
Nach einer Viertelstunde kamen die Gastgeber etwas besser ins Spiel und entwickelten Offensivdruck. Giannoulis zog ein zu kurz geratenes Anspiel von Nicolas auf Scally am leeren Tor vorbei. Das hätte das 1:0 für die Ausgburger sein können, wenn der Linksaußen etwas mehr Zeit gehabt hätte und den Ball nicht per Direktabnahme hätte nehmen müssen.
Borussia findet kaum Lücken
Immer wieder ließen die Fohlen den Ball zirkulieren. Doch bei dem Versuch, zu Abschlüssen zu kommen, tat sich die Elf vom Niederrhein schwer. Nach einer halben Stunde setzte Netz an der linken Strafraumkante Kleindienst in Szene, doch der Stürmer schoss aus spitzem Winkel rechts am Tor vorbei. Wie schon in vergangenen Partien fehlte es Gladbach an Durchschlagskraft und offensiven Impulsen. Daher stand das Spiel zu jedem Zeitpunkt auf der Kippe.
Augsburg-Führung erwischt Fohlen kalt
Und so folgte die Konsequenz auf dem Fuß: Nach einer Ecke für die Augsburger konnte Borussia den Ball nicht aus der eigenen Hälfte befördern, sodass der FCA wieder in Ballbesitz gelang. Dort kam Schlotterbeck nach einem Klärungsversuch an den Ball, den er sich von der Brust für eine Direktabnahme vorlegte und ihn per Volley unter die Latte zimmerte (38.). 1:0 Augsburg! Das kam durchaus unerwartet, da Borussia bis dahin das Spielgeschehen kontrollierte.
Sichtlich benommen mussten die Fohlen den Rest der ersten Halbzeit bestreiten. Ein Distanzschuss von Jakic prallte auf dem rutschigen Boden unangenehm für Nicolas auf, doch der Keeper klärte den Ball zur Ecke (44.).
Kurze Zeit später pfiff Schiedsrichter Florian Badstübner zur Halbzeit. In einer bis dahin fairen Partie sah sich Borussia nun im Rückstand, obwohl das Spiel größtenteils in den Händen der Gäste lag. Vor der Pause konnte der FCA durch seine Führung jedoch Momentum aufbauen. Seoane und Co. mussten in der Halbzeitansprache die richtigen Worte finden, damit die Auswärtsfahrt doch noch zum Erfolg werden konnte.
Anpfiff 2. Halbzeit: Friedrich ersetzt Elvedi – Čvančara scheitert an Labrović
Zu Beginn der zweiten Spielhälfte musste Seoane Marvin Friedrich für Elvedi ins Spiel bringen. Der Schweizer schien sich in einem Zweikampf mit Mounié verletzt zu haben.
Kurz nach dem Anpfiff kam Borussia zur ersten gefährlichen Szene: Netz legte den Ball an der Grundlinie auf Čvančara zurück, der ihn direkt auf das Tor von Labrović brachte. Der Augsburger Keeper ist jedoch zur Stelle und verhindert den Ausgleich (47.).
Beide Mannschaften agierten von nun an offener, das Spiel verlagerte sich zunehmend in die Offensivdrittel. Gladbach suchte, wie schon in vergangenen Partien, immer wieder Kleindienst im Zentrum. Beispielsweise in der 62. Minute, als Plea von rechts eine Flanke in den Strafraum schlägt. Neu-Nationalspieler Kleindienst kommt zwar an den Ball, doch sein Kopfball war zu zentral.
2:0 Augsburg – die Vorentscheidung?
Dann kam es, wie es kommen musste. Fast im Gegenzug gelangten die Augsburger zu einem Konter: Über Umwege gelangte der Ball zum eingewechselten Alexis Claude-Maurice, der in die Strafraum-Mitte zog und das 2:0 für seine Mannschaft erzielte (65.). Dabei war der Ball leicht von Friedrich abgefälscht worden – keine Chance für Nicolas. Kurz zuvor kamen Rocco Reitz und Robin Hack für Čvančara und Sander in die Partie (64.).
Die Hoffnung lebt wieder: Kleindienst mit dem Anschluss
Schnell wendete sich das Blatt. Nach einer Stöger-Ecke in der 72. Minute stand Kleindienst goldrichtig – diesmal fand sein Kopfball den Weg ins Netz. Der Anschluss! Gladbach lebte wieder, obwohl das Spiel zuvor schon fast dahinzudümpeln schien. Der Stürmer ballt beim Jubel die Faust und schob seine Kollegen noch einmal an. Wenige Minuten später drückten die Fohlen weiter. Beispielsweise Robin Hack kam zu einem Kopfball, den FCA-Keeper Labrović jedoch zur Seite klären konnte.
Augsburg kämpfte bis zum Schluss
Die Gastgeber ließen sich durch den Anschlusstreffer nicht verunsichern und entfalteten weiter Offensivdruck. Trotz Mangel an gefährlichen Szenen gelang es den Augsburgern, ihre Gäste vom eigenen Sechzehner fernzuhalten. Und die Fohlen wussten darauf keine Antwort.
Trotz stetigen Versuchen, Augsburg unter Druck zu setzen, fehlte die nötige Kreativität und Entschlossenheit. Sämtliche Versuche, noch einmal Gefahr zu entwickelten, versandeten im Sechzehner. So pfiff Referee Badstübner nach knapp 96 Minuten das Spiel zur 2:1-Niederlage aus Gladbacher Sicht ab.
Spiel offenbart Offensivprobleme
Das Spiel zeigte die Baustellen der vergangenen Wochen auf: Borussia kontrolliert nicht selten das Spielgeschehen, lässt gut den Ball laufen, doch es fehlt nach wie vor an der nötigen Kreativität im Offensivspiel. Diesmal nutzte der Gegner die Ideenlosigkeit der Fohlen allerdings besser als beispielsweise Union Berlin am vorherigen Spieltag. Der Lucky-Punch für Borussia blieb aus, sodass die Punkte am Ende in Augsburg blieben. Und das war alles andere als unverdient.
In der kommenden Trainingswoche müssen Seoane und Co. vor allem Lösungen finden, Variabilität und Gefahr in das Offensivspiel zu bringen, sodass Borussia beim Heimspiel gegen Heidenheim (19.10.2024, 15:30 Uhr) ein besseres Resultat erzielt.
Die Kurzstatistik zum Spiel:
FC Augsburg: Labrović – Bauer, Gouweleeuw, Schlotterbeck (68. Matsima) – Wolf (57. Koudossou), Onyeka, Jakić, Giannoulis – Rexhbecaj (85. Jensen), Mounié (57. Claude-Maurice) – Tietz
Weiter im Kader: Dahmen (ETW), Pedersen, Breithaupt, Maier, Kabadayi
Borussia Mönchengladbach: Nicolas – Scally (76. Lainer), Itakura, Elvedi (46. Friedrich), Netz – Sander (64. Reitz), Weigl – Čvančara (64. Hack), Stöger, Plea (81. Ranos) – Kleindienst
Weiter im Kader: Sippel (ETW), Chiarodia, Ullrich, Neuhaus
Tore: 1:0 Schlotterbeck (38.), 2:0 Claude-Maurice (65.), 2:1 Kleindienst (72.)
Gelbe Karten: Rexhbecaj, Bauer / Weigl, Ranos, Netz, Hack
Bes. Vorkommnisse: Keine
Schiedsrichter: Florian Badstübner (Nürnberg)
Zuschauer: 30.660 (WWK-Arena)