Leverkusen war den Fohlen immer einen Schritt voraus. Foto: picture alliance/dpa | Federico Gambarini
Nach zwei Niederlagen im neuen Jahr musste sich Borussia Mönchengladbach auch in Leverkusen mit 1:3 geschlagen geben. In einer offensiv harmlosen Partie war die Werkself überlegen, die Fohlen rannten zwischenzeitlich einem 3:0-Rückstand hinterher. Tim Kleindienst erzielte den Ehrentreffer für Borussia.
Borussias Trainer Gerardo Seoane konnte in Leverkusen nahezu mit voller Kapelle antreten. Lediglich Franck Honorat (Fußbeschwerden) musste passen und wird auch in den kommenden Wochen nicht zur Verfügung stehen. Dafür konnte Tim Kleindienst nach seinen überstandenen Magen-Darm-Beschwerden wieder mitwirken und rückte auch gleich in die Startelf. Etwas überraschend saß Alassane Plea von Beginn an auf der Bank.
Dementsprechend verändert war die Startelf beim Gastspiel in Leverkusen: Im Tor startete Moritz Nicolas, vor ihm rückte (von rechts) Stefan Lainer für Joe Scally in die Anfangsformation, neben Kou Itakura, Nico Elvedi und Lukas Ullrich. Wie schon gegen Bayern stellte Seoane wieder auf ein defensiveres 4-3-3 um, brachte Rocco Reitz, Julian Weigl und Philipp Sander hinter der Offensivreihe aus Tomáš Čvančara, Tim Kleindienst und Robin Hack.
Auf der Gegenseite setzte Xabi Alonso auf folgende Elf: Vor Torhüter Lukas Hrádecký verteidigte die Dreierreihe aus Arthur, Edmond Tapsoba und Jonathan Tah; im Mittelfeld starteten Nathan Tella, Granit Xhaka, Robert Andrich und Alejandro Grimaldo hinter der Sturmreihe mit Martin Terrier, Patrik Schick und Florian Wirtz.
Bayer früh zu Wechsel gezwungen
In den Anfangsminuten tasteten sich beide Mannschaften ab. Borussias Defensivreihen standen kompakt, offensiv versuchten Kleindienst und Co., ihre Gegenspieler früh zu pressen.
Früh folgte jedoch eine bittere Nachricht für die Gastgeber: Terrier blieb mit seinem Fuß im Boden hängen und musste ausgewechselt werden, für ihn kam Innenverteidiger Piero Hincapie nach sechs Minuten ins Spiel. Im Zuge dessen rückte Grimaldo von der linken Schiene einen Platz nach vorne in die Angriffsreihe.
Anschließend entwickelte die Werkself mehr Druck. Immer wieder flogen die Bälle durch den Strafraum der Fohlen, ohne jedoch wirklich Gefahr zu entwickeln. Borussias erste Gefahr ging von einem Eckball in der zwölften Minute aus, bei dem Čvančara am langen Pfosten verpasste.
Borussia früh unter Druck
Nach einer Viertelstunde zeigte sich das Kräfteverhältnis beider Teams – Leverkusen drückte, Gladbach verteidigte und lief dem Ball zunehmend hinterher, sodass sich das Spiel in die Hälfte Borussias verlagerte. Im eigenen Ballbesitz wurden die Fohlen früh gepresst. Immer wieder kam Leverkusen zu Möglichkeiten, beispielsweise durch Andrich in der 21. Minute, der aus zwölf Metern halblinks am Tor vorbeizog.
Entsprechend schwierig gestaltete sich der Spielaufbau, auch wenn Borussia immer wieder versuchte, Bayer aus der eigenen Hälfte zu schieben. Deutlich erkennbar war Seoanes Plan, auf Fehler der Werkself zu lauern und über Konter zu Chancen zu kommen. Im Mittelpunkt stand dabei Kleindienst, der sich immer wieder in die Zweikämpfe warf und seiner Mannschaft die kämpferische Marschroute vorlebte.
Wirtz beim 1:0 nicht zu halten
Dies genügte jedoch nicht, um die dominanten Leverkusener im Zaum zu halten: Nach Vorlage von Xhaka wurde Wirtz ins 1-gegen-1 mit Itakura geschickt. Der deutsche Nationalspieler tunnelte sein japanisches Gegenüber und verwandlete souverän unten rechts – keine Chance für Nicolas (32.).
Jetzt verlagerte sich das Spielgeschehen mehr in die Leverkusener Hälfte. Die Werkself ließ ihre Gäste kommen und wartete auf Fehler. Borussia konnte daraus jedoch keinen Profit schlagen. Zu harmlos waren die Offensivbemühungen von Kleindienst und Co., die keine wirkliche Gefahr entwickeln konnten.
Fazit erste Halbzeit: Leverkusen souverän, Borussia harmlos
Ohne weitere Torraumszenen ging es in die Kabine. Leverkusen belagerte Gladbach und verdiente sich das 1:0 durch seine spielerische Überlegenheit; Borussia konnte selbst kaum Druck entwickeln und musste den Gastgebern meist hinterherlaufen. Für die zweite Halbzeit war mehr Mut auf Seiten der Fohlenelf gefordert.
Per Handelfmeter: Leverkusen erhöht auf 2:0
Das scheint nach Wiederanpfiff auch in den Köpfen der Borussen angekommen zu sein, zumindest wurde Leverkusen gezwungen, sich tiefer in die eigene Hälfte fallen zu lassen. Dadurch konnte die Werkself auf Konter lauern, was beinahe zum 2:0 geführt hätte, als Grimaldo Nicolas mit einem satten Distanzschuss prüfte. Diesen faustete der Gladbacher Schlussmann jedoch souverän zur Seite weg (55.).
Dies nützte jedoch sieben Minuten später nichts mehr, als Schiedsrichter Harm Osmers nach Handspiel von Weigl auf den Punkt zeigte. Nach kurzer Überprüfung durch den VAR stand der Pfiff – und Wirtz verwandelte zum 2:0 (62.). Eine für Borussia unglückliche Entscheidung, die erneut für Diskussionen sorgen dürfte, da Weigl sich beim Schuss wegdrehte und sein Arm nicht weit vom Körper abgespreizt war. Zumindest bleibt das Gefühl, dass diese Szene auch anders hätte bewertet werden können.
Eiskalte Werkself mit der 3:0-Vorentscheidung
Jetzt mussten die Fohlen offensiv mehr wagen, schließlich blieben nur noch 25 Minuten plus Nachspielzeit, um zumindest einen Punkt aus Leverkusen mitzunehmen. Doch im letzten Aufbäumen erzielte Leverkusen das 3:0 durch Schick, der nach Vorlage von Wirtz nur noch an Nicolas vorbeischieben musste (74.). Bei dieser Kombination konnten die Fohlen ihren Gegenspielern nur hinterherschauen – zu schnell spielte sich die Werkself in den Gladbacher Strafraum.
Der anschließende Dreifachwechsel mit Plea, Stöger und Netz für Čvančara, Hack und Ullrich konnte nur noch der Schadensbegrenzung dienen. Zumindest gab es nun mehr Räume, da Leverkusen in den Verwaltungsmodus schaltete.
Kleindienst mit dem Ehrentreffer kurz vor Schluss
Und daraus konnten die Fohlen sogar Profit schlagen: In der Nachspielzeit zieht der eingewechselte Netz einen Ball in den Strafraum – dort lauerte Kleindienst in der Mitte und verwandelte zum 1:3-Ehrentreffer. Immerhin bewahrte sich Borussia seinen Kampfgeist, doch mehr als Ergebniskosmetik gelang nicht mehr und kurze Zeit später ertönte der Schlusspfiff.
Was bleibt ist die Erkenntnis, dass die Fohlen sich weiterhin gegen große Gegner schwertun. Auch gegen die Werkself war die Offensivleistung zu harmlos, der Gradmesser bleiben Gegner aus der mittleren Tabellenregion. Und nach nun drei Niederlagen in Folge steht Borussia am kommenden Wochenende unter Zugzwang, wenn es zuhause im Topspiel gegen den VfL Bochum um die ersten drei Punkte der Rückrunde geht. Der Support der Fans ist dabei gewiss – wie auch nach Abpfiff in Leverkusen, als die 3000 Mitgereisten ihre Mannschaft trotz Niederlage feierten.
Die Kurzstatistik zum Spiel:
Bayer 04 Leverkusen: Hrádecký – Arthur, Tapsoba, Tah- Tella (63. Frimpong), Xhaka (81. Palacios), Andrich, Grimaldo (81. A. Garcia) – Terrier (7. Hincapie), Schick, Wirtz (81. Hofmann)
Weiter im Kader: Kovar, Mukiele, Onyeka, Stepanov
Borussia Mönchengladbach: Nicolas – Lainer, Elvedi, Itakura, Ullrich (75. Netz) – Reitz (81. Chiarodia), Weigl, Sander (87. Fukuda) – Čvančara (75. Plea), Kleindienst, Hack (75. Stöger)
Weiter im Kader: Omlin (ETW), Friedrich, Scally, Neuhaus
Tore: 1:0 (Wirtz, 32.), 2:0 (HE, Wirtz, 62.), 3:0 (Schick, 74.) – Kleindienst (90.+1)
Gelbe Karten: Čvančara, Lainer
Bes. Vorkommnisse: Keine
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Zuschauer: 30.200, ausverkauft (BayArena)