Auf dem Prüfstand: Die Gründe für das Seoane-Aus

Gerardo Seoane hat es nicht geschafft, die Fohlenelf nachhaltig auf Kurs zu bringen. Foto: Dirk Päffgen

Noch vor drei Tagen schien es unwahrscheinlich – nun ist es unausweichlich: Gerardo Seoane ist nach der Heimpleite gegen Werder Bremen nicht mehr Trainer von Borussia Mönchengladbach. Warum die Entscheidung richtig ist: Unser Prüfstand, präsentiert vom Autohaus Waldhausen + Bürkel aus Mönchengladbach. 

Fehlende Ergebnisse seit April

Es war am 29. März 2025, als Borussia Mönchengladbach das letzte Mal ein Bundesligaspiel gewann –ein knappes 1:0 gegen RB Leipzig, das zur Entlassung Marco Roses führte. Saisonübergreifend zehn sieglose Spiele infolge bei nur drei Punkten müssen die Gladbach ihrerseits die Reißleine ziehen mit Gerardo Seoane und seinem Trainerteam. Die Bilanz zeigt: Die Entscheidung war überfällig.

Der Schweizer hat es nicht geschafft, die Mannschaft nachhaltig zu entwickeln und ihr ein Gesicht zu geben. Es gab zwar Ansätze, doch dabei blieb es. Zarte Pflänzchen wurden schnell wieder im Keim erstickt. Gerade defensiv konnte Seoane die Mannschaft nicht nachhaltig stabilisieren. Seoane hat insgesamt kaum Spuren hinterlassen, an die man sich gerne zurückerinnert.

Beherrschte im März noch die Frage nach dem internationalen Geschäft die Diskussionen über Borussia, geht es im September um das Gegenteil, einen drohenden Abstiegskampf. Spiele wie die Last-Minute-Niederlage gegen den SC Freiburg im April, das 3:4 bei Absteiger Holstein Kiel oder spätestens das 0:0 zum Saisonauftakt gegen den HSV waren Anzeichen dafür, dass es nicht mehr passt zwischen Seoane und Borussia. 

Punkteschnitt erreicht neues Tief seit Frontzeck

So wurden die Gespräche zur Vertragsverlängerung, die es im April hätte geben sollen, wieder auf Eis gelegt nach der Durststrecke zum Ende der letzten Saison. Das Vertrauen der Vereinsführung in den Schweizer, so kann man auf dieser Basis vermuten, war fortan mit einer Einschränkung versehen. Dennoch war es verständlich, mit Seoane in die neue Saison zu gehen – die Chance, mit einer personell (teil-)erneuerten Mannschaft einen Neustart zu wagen, wollte ihm der Klub ob der zwischenzeitlich guten Entwicklung einräumen. Trotz seiner insgesamt durchwachsenen Bilanz als Gladbach-Coach. In der Vorbereitung war dann aber schon wenig von Fortschritt zu erkennen. Der Pokalsieg mit Glück behaftet.

Denn in 78 Spielen erreicht Seoane einen Punkteschnitt von 1,22 Zählern pro Spiel. Zum Vergleich:  Daniel Farke lag bei 1,28 Punkten pro Spiel, Adi Hütter bei 1,38 und André Schubert sogar bei 1,41. Der letzte Borussen-Trainer mit einer schlechteren Bilanz als Seoane war Michael Frontzeck mit 1,05 Zählern pro Spiel, seine Entlassung erfolgte im Februar 2011. Zeiten, in denen Gladbach regelmäßig Abstiegskandidat war und die längst vorbei sein sollten angesichts der erfolgreichen 2010er-Jahre. 

Gladbach: Kader ist besser als sein Tabellenplatz

Vom internationalen Geschäft kann in absehbarer Zukunft keine Rede sein, das ist den Beteiligten in und um den Borussia-Park bewusst. Doch muss die Kaderqualität ausreichen, damit sich die Mannschaft mittelfristig in den sicheren Tabellenregionen wiederfindet. Spieler wie Robin Hack, Franck Honorat, Shuto Machino oder Tim Kleindienst hätten schließlich das Potential dazu, und auch die Transfers von Giovanni Reyna, Kevin Diks oder Jens Castrop haben den Kader aufgewertet. Warum Seoanes Matchplan dennoch auch in Gladbach nicht funktioniert hat, bleibt eine der offenen Fragen.

Zunächst wird Eugen Polanski die Geschicke übernehmen. Der 39-Jährige hat wenig Zeit, der Mannschaft seinen Stempel aufzudrücken. Bereits am Sonntag wartet die schwere Aufgabe in Leverkusen. Polanski dürfte vor allem zunächst mit den Spielern das Gespräch suchen und dann versuchen, den Bock umzustoßen. Doch egal, wer es langfristig macht: Aufgabe des neuen Trainers wird sein, diesen Spielern eine Spielphilosophie zu vermitteln, in der sie ihre Qualitäten auf den Platz bringen können.