Roland Virkus bei der Pleite gegen Frankfurt – Der Druck auf den Geschäftsführer Sport wird größer. Foto: Dirk Päffgen
Auch Tage nach der desolaten Leistung gegen Eintracht Frankfurt herrscht Unruhe bei Borussia Mönchengladbach. Warum das auch so bleiben wird, bis sich der Verein neu aufgestellt hat: Unser Prüfstand, präsentiert vom Autohaus Waldhausen + Bürkel aus Mönchengladbach.
Ratlosigkeit herrschte bei den Fans von Borussia Mönchengladbach nach dem beispiellosen Auftritt gegen Eintracht Frankfurt. Schließlich war der Funke, der durch das Last-Minute-Unentschieden in Leverkusen aufkam, bereits nach einer Viertelstunde am Samstagabend erloschen. Doch mündete die Ratlosigkeit keineswegs in Sprachlosigkeit.
Ein Pfeifkonzert zur Halbzeit folgte den „Virkus raus“-Rufen der Nordkurve. Die Fans sind es leid, dass ihre Mannschaft seit Jahren unfähig ist, Erfolgserlebnisse über mehrere Spiele zu konservieren. Die Gründe dafür liegen zweifelsfrei auf dem Platz, aber die Wurzel des Problems sitzt noch tiefer.
Virkus: »Es sind Fehler gemacht worden«
So werde er hinterfragen, was er hätte besser machen müssen, sagte Roland Virkus nach dem Frankfurt-Spiel am Sky-Mikrofon. Und auch im Doppelpass signalisierte der Sportchef, dass er seine eigene Rolle überdenken werde: »Es sind Fehler gemacht worden und ich schließe mich auf jeden Fall ein«, erklärte er am Sonntagmittag. Fraglich bleibt jedoch, ob daraus auch Konsequenzen gezogen werden, bevor es zu spät ist.
Einen Kader, dem es vor allem in der Defensive nicht an Führung, Stabilität und wohl auch Qualität mangelt, vermisst Gladbach schließlich seit Jahren, obwohl es die Aufgabe der sportlichen Führung gewesen wäre, dieses Problem zu beheben. Denn unter anderem das machte die Borussen in den 2010er Jahren von einem Abstiegs-Kandidaten zu einem regelmäßigen Teilnehmer am internationalen Geschäft.
Gladbach-Defensive zu dünn besetzt
Spieler wie Filip Daems oder Martin Stranzl hat Gladbach in der Virkus-Ära jedoch nie verpflichtet – wohl auch, weil sich Virkus und Co. dem „Borussia-Weg“ verschrieben haben, der die Entwicklung junger Spieler wie Fabio Chiarodia, Luca Netz oder Lukas Ullrich quasi vorschreibt. Doch kann es sich Gladbach in der aktuellen Phase nicht erlauben, weitere Fehler aufgrund von Entwicklungsprozessen zuzulassen. Zudem können oder konnten Nico Elvedi, Kevin Diks und auch Ko Itakura wenig dazu beitragen, dass Chiarodia und Co. sich zu verlässlichen Größen entwickeln.
Dabei hat Virkus auch Spieler verpflichtet, die die Mannschaft qualitativ verstärkt haben. Tim Kleindienst, Franck Honorat und Robin Hack sind feste Größen geworden, deren Ausfall sich bemerkbar macht – allerdings offensiv. Nur wurde die Defensive dementsprechend vernachlässigt in der Transferstrategie, das zeigt sich einmal mehr, da die Abwehr von Verletzungsproblemen weitgehend verschont blieb, die Borussen sich aber dennoch elf Tore allein in den letzten drei Partien fingen.
Bonhof-Aussage sorgt für Entsetzen
Allein auf die Defensive kann man die Probleme nicht schieben, schließlich hat Gladbach gegen Frankfurt in allen Mannschaftsteilen versagt. Auch aus dem Mittelfeld heraus fehlte die nötige Stabilität, das zeigen die Gegentore. Doch ist das Defensiv-Thema bei weitem nicht die einzige Baustelle, denn auch auf der Trainerposition gibt es in Gladbach keine Konstanz mehr. Zunächst wollte die Vereinsführung an Gerardo Seoane festhalten, aber nach dem Bremen-Spiel war die Ansage, dass man »mit dem Trainer zusammen« aus der Krise kommen will, völlig vergessen. Statt schon im Sommer zu reagieren, hat der Verein in einer deutlich schwierigeren Situation die Reißleine gezogen.
Dennoch: Seoane habe einen „geilen Job“ gemacht, attestierte ihm Rainer Bonhof beim Leverkusen-Spiel. Eine Aussage, die medial für Fassungslosigkeit gesorgt hat angesichts des schlechtesten Punkteschnitts seit Michael Frontzeck. Und die zudem zeigt, dass Gladbachs Führungsetage den Ernst der Lage zu verkennen scheint.
Trainerwechsel ist nur der erste Schritt
Nun muss Eugen Polanski einen Karren aus dem Dreck ziehen, der noch tiefer festsitzt als zunächst angenommen. Das zeigte auch die Aussage von Joe Scally nach dem Frankfurt-Spiel: Es gebe „zu viele Egos im Team“ – ein Problem, von dessen Behebung der Saisonausgang abhängen wird. Kampfbereitschaft und der Wille, den Matchplan umzusetzen, sind schließlich das Mindeste, was man von einem Bundesligisten wie Borussia Mönchengladbach erwarten darf. Da ist es auch egal, ob wichtige Offensivspieler ausgefallen sind.
Mit dem Trainerwechsel folgte nur der erste Schritt in die richtige Richtung. Entscheidend wird sein, wer in Zukunft die sportlichen Geschicke am Borussia-Park leitet. In der aktuellen Konstellation mag wohl keiner daran glauben, dass der Turnaround gelingt. Ein frischer Herbstwind würde Borussia auch auf Führungsebene guttun.