Seit nunmehr 18 Jahren steht Markus Aretz in Diensten von Borussia Mönchengladbach. Im ersten Teil des Interview mit unserer Redaktion spricht der 51-Jährige über seine Anfänge bei Borussia, seine Arbeit als heutiger Direktor Unternehmenskommunikation, das erhöhte Medienaufkommen und die zahlreichen Fanmedien.
Fohlen-Hautnah: Herr Aretz, Sie sind nun mittlerweile seit 18 Jahren bei Borussia als Pressesprecher tätig. Am Bökelberg haben sie in einem Container angefangen und schauen nun als Direktor Unternehmenskommunikation aus dem Borussia-Park hinaus auf den neuen Komplex. Es hat sich also vieles ge- bzw. verändert. Hätten Sie damals gedacht, dass sich ihr Arbeitsbereich so verändern würde?
Markus Aretz: Als ich angefangen habe, war ich alleine. Da gab es einen Pressesprecher und sonst nichts. Da habe ich mir natürlich noch keine Gedanken über das Jahr 2017 gemacht. Aber natürlich hatte ich die Hoffnung, dass es Borussia in Zukunft besser gehen würde als damals, als wir kurz vor der Insolvenz standen und abgestiegen waren. In der Zwischenzeit ist einfach so viel passiert, die Welt hat sich geändert. Der Fortschritt bei den Medien war in den letzten Jahren unglaublich rasant. Dadurch bedingt ist mein Arbeitsbereich inzwischen so groß geworden.
Fohlen-Hautnah: Sie haben die Veränderungen/Fortschritte der Medien angesprochen. Mittlerweile gibt es zahlreiche ‚Kanäle’, über die man und jeder kommunizieren kann. Haben Sie manchmal das Gefühl, dass der Markt übersättigt ist?
Markus Aretz: Das ist eben die Entwicklung. Das Internet gehört längst zu unserem Alltag, doch bei uns gibt es es gerade einmal seit Mitte der 1990er Jahre. Der Fußball im Allgemeinen, hat sich unglaublich rasant entwickelt. Er steht total im Fokus der Öffentlichkeit. Dadurch muss man natürlich auch auf allen möglichen Medien berichten, auch als Verein muss man sie nutzen und im Auge haben. Ich habe nicht das Gefühl, dass es eine Blase ist, die irgendwann platzt. Im Gegenteil – ich glaube, dass wir noch nicht am Ende der Entwicklung sind. Ich kann aber nicht sagen, was da noch kommen wird. Wenn man sich alleine mal überlegt, wie die Smartphones unsere Welt verändert haben. Man nutzt das Telefon schon lange nicht mehr nur als Telefon sondern als Computer, Kommunikationsmittel, Kalender und Fotoapparat. Man denkt ja mittlerweile, das ist Normalität und war schon immer so. Ich frage dann immer mal gerne, was bei der Weltmeisterschaft 2006 denn deine Lieblings-App war. Womit hast du dich über die WM informiert? Die Antwort: Es gab damals noch gar keine Smartphones. Das iPhone ist erst 2007 auf den Markt gekommen. Das ist noch gar nicht lange her. Und wenn man sich das vor Augen hält, dann kann man sich vorstellen, dass noch vieles kommt, von dem wir jetzt noch gar nichts wissen.
Fohlen-Hautnah: Glauben Sie, dass die berichterstattenden Medien zu viele geworden sind?
Markus Aretz: Zunächst ist die Berichterstattung viel schneller geworden. Früher war es so, dass eine Nachricht am nächsten Tag in der Zeitung stand. Wenn ein Journalist etwas wusste oder erfahren hat, dann hat er in Ruhe recherchiert, sich seine Gedanken gemacht und eine Meinung gebildet. Er wusste, dass er am Abend seinen Artikel fertig haben muss, der dann am nächsten Tag in der Zeitung erschien. Heute zählt jede Minute. Manchmal hat man das Gefühl, dass es um Sekunden geht. Heute ist es so, dass erst gepostet oder veröffentlicht und erst danach gewissenhaft recherchiert wird.
Die Qualität des Journalismus ist dadurch nicht unbedingt besser geworden. Natürlich aber auch daraus resultierend, dass heutzutage jedermann Journalismus betreiben kann. Früher musste man den Beruf des Journalisten erlernen, eine Ausbildung absolvieren, um für eine Zeitung oder einen Sender arbeiten zu können. Man musste Berufserfahrung haben, um beispielsweise zu Borussia Mönchengladbach gehen zu dürfen und über den Klub berichten zu können. Das war ausgewählten Reportern vorbehalten. Heute kann jeder sagen, ich mache eine Homepage oder einen Blog und veröffentliche meine Meinung. Es gibt auch heute noch gut ausgebildete Journalisten, klar. Aber es gibt eben auch viele Plattformen, die über die Bundesliga berichten. Da merkt man auch, dass da zum Teil nicht so viel Qualität hinter steckt. Und das macht die Arbeit oftmals schwierig.
Im Gegenzug profitieren wir auch von diesen ganzen neuen Medien und Social Media Kanälen. Denn so können wir sofort reagieren und unsere Meinung veröffentlichen. Das war früher schwieriger. Da waren wir auf die Zeitungen angewiesen und haben gehofft, dass sie es so veröffentlichen, wie wir es in der Pressemitteilung an die Redaktionen geschrieben haben. Heute kann man als Verein über Facebook, Twitter und Co. sofort mit seinen Fans kommunizieren. Im besten Fall bekommt man dann sogar noch Antworten von den Fans und kann direkt reagieren.