Roland Virkus hat viel zu telefonieren. Wohin die Reis geht, ist wohl mit entscheidend. Foto: Dirk Päffgen
Nach den Punktverlusten der vergangenen Wochen gerät Borussia Mönchengladbach immer weiter ins Hintertreffen im Kampf um Europa. Doch lautete die Zielsetzung vor der Saison nicht „Europa“ sondern „einstelliger Tabellenplatz“ – wäre eine Saison unterhalb des sechsten Platzes also trotzdem noch ein Erfolg für die Fohlen? Unser Prüstand, präsentiert vom Autohaus Waldhausen + Bürkel aus Mönchengladbach.
Einstelligkeit war Ursprungsziel
Derzeit steht Borussia auf Platz neun in der Tabelle, nur einen Zähler vor dem FC Augsburg auf Platz zehn. Bei vier verbleidenden Spielen besteht also noch die Gefahr, dass das „Mindestziel“ des einstelligen Tabellenplatzes nicht erreicht wird. Gleichermaßen besteht noch die Möglichkeit auf einen internationalen Platz – Mainz 05 auf Platz sechs ist nur drei Punkte entfernt, doch stehen vor Borussia mit Werder Bremen und dem BVB zwei formstarke Teams auf Platz acht und sieben.
Jetzt wäre es wieder eine Überraschung, wenn die Fohlen das internationale Geschäft doch noch erreichen. Womit viele Fans hadern: Dass die Mannschaft die europäischen Ränge aus eigener Kraft hätte erreichen können, inzwischen aber wieder auf das Versagen anderer hoffen muss und selbst kaum Punkte liegen lassen darf. Doch darf bei der Saisonbeurteilung am Ende nicht nur der Blick auf die vergangenen Wochen gerichtet werden – und auch da nicht nur auf die Ergebnisse.
Eine Saison läuft nie nach Plan
Eine der Geschichten dieser Saison dreht sich um die Torhüter-Position in Gladbach, auf der zahlreiche Wechsel nötig waren und der eigentlich als Nummer fünf in die Saison gestartete Tiago Pereira Cardoso mit 18 Jahren sein Debüt geben musste. Gleichermaßen fielen in den vergangenen Wochen die beiden zweikampfstarken Sechster Rocco Reitz und Philipp Sander aus – ein Aderlass, den so nicht viele Mannschaften verkraften.
»Verletzungen treffen jedes Team in der Bundesliga«, hatte Borussias Trainer Gerardo Seoane nach den jüngsten Ausfällen gesagt, damit diese nicht als Entschuldigung gelten. Doch liefern sie zumindest einen Erklärungsansatz für die zuletzt schwankenden Leistungen. Besonders in der heißen Phase der Saison.
Dass die Fohlen nun auch den Anspruch haben, das bestmögliche Ergebnis aus dieser Saison zu holen und sich zumindest für die Conference League zu qualifizieren, zeigten die Aussagen von Stürmer Tim Kleindienst nach der Heimniederlage gegen Freiburg, nach der er von seinen Teamkollegen für die letzten Spiele wieder mehr Biss forderte.
Teil des Prozesses
Diese Mentalität, die auch durch den Kleindienst-Transfer in den Kader geholt wurde, ist die nächste Story der laufenden Spielzeit. Durch diese hat Borussia Punkte geholt, mit denen die Wenigsten gerechnet hätten: in Stuttgart, in Bremen, zuhause gegen Leipzig. Dass an anderer Stelle Punkte liegen gelassen wurden, die normalerweise auf Borussias Konto hätten fließen müssen, gehört auch zur Wahrheit. Doch das ist Teil des Entwicklungsprozesses, der sich auch in der neuen Saison fortsetzen muss.
Letztlich hadern die meisten Fans mit einer womöglich verpassten Chance auf Europa. Doch sieht man die Saison in ihrem Gesamtkontext, wäre auch ein einstelliger Tabellenplatz kein schlechtes Ergebnis. Und dieses gilt es jetzt mindestens zu sichern – wobei bei vier verbleibenden Spielen immer noch die Möglichkeit Höheres besteht…