Dr. Stephan Stegemann und Präsident Rainer Bonhof sind auf der Suche nach einem Virkus-Nachfolger. Foto: Dirk Päffgen
Bei der Suche nach einem neuen Sportchef scheint Borussia Mönchengladbach einen Favoriten zu haben. Rouven Schröder, derzeit bei RB Salzburg unter Vertrag, soll bald die Geschicke am Niederrhein leiten. Was für Schröder spricht und wo es Bedenken gibt – unser Prüfstand, präsentiert vom Autohaus Waldhausen + Bürkel aus Mönchengladbach.
Greuther Fürth, Werder Bremen, Mainz 05, Schalke 04, RB Leipzig und RB Salzburg – so lauten die Vereine, in denen Rouven Schröder bereits als Sportdirektor und Sportvorstand tätig war bzw. ist. Dabei hat der 49-Jährige einiges an Erfahrung gewinnen können, und sich dementsprechend eine Reputation aufgebaut im deutschen Profifußball. Kein Wunder also, dass er als Nachfolger für Roland Virkus bei Borussia Mönchengladbach im Gespräch ist. Doch gibt es auch Bedenken.
Bei Spielertransfers konnte Schröder punkten
Bei Spielertransfers bewies Schröder meist ein gutes Gespür, vor allem in seiner Zeit bei Mainz 05. Im Sommer 2016 holten die Mainzer unter Schröders Leitung beispielsweise Stürmer Jhon Cordoba für 6,5 Millionen Euro vom FC Granada – nur ein Jahr später transferierten sie ihn für 17 Millionen Euro an den FC Köln. Im selben Jahr wechselte Mittelfeldspieler Jean-Philippe Gbamin für fünf Millionen Euro nach Mainz, der im Sommer 2019 für das fünffache zum FC Everton verkauft wurde.
So brachte auch Innenverteidiger Abdou Diallo, 2017 für fünf Millionen Euro aus Monaco nach Mainz gewechselt, einen Transfergewinn von 23 Millionen Euro ein, nachdem er 2018 vom BVB verpflichtet wurde. Auch Stürmer Jean-Philippe Mateta spülte den Mainzern ein Transferplus von drei Millionen Euro in die Kasse, als er 2021 nach England zu Crystal Palace ging. Zu diesem Zeitpunkt war Schröder jedoch als Sportdirektor bei Schalke 04 vorgestellt worden – eine Zeit, die ihm wohl mit gemischten Gefühlen in Erinnerung geblieben sein wird.
Trainerentscheidungen warfen große Fragen auf
Zuvor wurden ihm unter anderem zwei Trainerentscheidungen zum Verhängnis. Nach dem Aus von Sandro Schwarz übernahm überraschend Achim Beierlorzer im November 2019, nachdem dieser kurz zuvor mit einem Punkteschnitt von 0,77 in 13 Spielen als Trainer des FC Köln entlassen wurde. Umso überraschender, dass Schröder damals auf Beierlorzer setzte – mit schweren Folgen. Denn nachdem Beierlorzer in Mainz zu Beginn der Saison 2020/21 wieder gehen musste, entschieden sich die Verantwortlichen für Jan-Moritz Lichte als dessen Nachfolger, der jedoch nur drei Monate später mit einem Schnitt von gerade einmal 0,5 Punkten entlassen wurde.
Sechs Tage zuvor hatte auch Schröder seinen Stuhl in Mainz geräumt. Doch wurde auch sein knapp 17-monatiges Engagement auf Schalke vor allem von einer Trainerentscheidung überschattet, die bei der Öffentlichkeit schon zum Zeitpunkt ihrer Verkündung für Irritation sorgte. Nach dem Aufstieg im Sommer 2022 waren die Knappen auf der Suche nach einem Nachfolger für Interims-Coach Mike Büskens. Schröders Wahl fiel damals auf Frank Kramer, der jedoch zuvor im April bei Arminia Bielefeld entlassen wurde, da die Mannschaft im Tabellenkeller festsaß und schließlich aus der Bundesliga abstieg.
Eine folgenschwere Entscheidung, denn Kramer wurde nur vier Monate später, am 19. Oktober 2022, wieder entlassen, genau eine Woche vor Schröders Rücktritt auf Schalke „aus persönlichen Gründen“. Auf den Trainer folgte der Sportchef – eine Situation, die den Gladbach-Fans bekannt vorkommen dürfte.
Von Leipzig nach Salzburg – und zu Gladbach?
Sein nächstes Engagement begann Schröder im April 2023 bei RB Leipzig, als er neben Max Eberl die Rolle des Sportdirektors ausübte. Doch im Dezember 2024 stellte der Verein auf der sportlichen Führungsebene um – und Schröder wurde als Geschäftsführer Sport in Salzburg vorgestellt. Eine Degradierung? Darüber kann nur gemutmaßt werden, doch Fakt ist, dass der Sportchef einer Aufgabe in Gladbach offen gegenüberstehen soll, wie auch die „Salzburger Nachrichten“ berichten.
Es zeichnet sich ein Bild in Schröders Lebenslauf ab: Bei Spielertransfers bewies er oft ein gutes Händchen, umso unverständlicher scheinen manche seiner Trainerentscheidungen gewesen zu sein. Schließlich ist das Thema für Gladbach besonders dieser Tage relevant, denn obwohl Eugen Polanski als Favorit auf die Dauerrolle gilt, wurde er nach wie vor nicht mit einem Langzeit-Vertrag ausgestattet, was wohl auch mit der Suche nach einem neuen Sportchef zusammenhängen dürfte. Sollte die Wahl dabei auf Schröder fallen, müssen die Borussen darauf vertrauen, dass er in Gladbach ebenso wie bei Mainz mit guten Transfers auffällt, jedoch bei einer möglichen Trainerfrage aus der Vergangenheit gelernt hat. Zudem dürfte Schröder keine günstige Lösung sein, denn in Salzburg läuft sein Vertrag noch bis 2028 – eine Ablöse wäre fällig.