Unter der Führung von Roland Virkus ist Borussia derzeit im Aufwind. Foto: Dirk Päffgen
Seit rund 210 Tagen ist Roland Virkus Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach. Jüngst hat der 55-Jährige seine erste Transferperiode hinter sich gebracht und dabei gezeigt, dass er durchaus in der Lage ist, dem Klub und im speziellen dem Profikader seinem den Stempel aufzudrücken. Virkus macht Borussia bei umworbenen Spieler wieder attraktiv. Unsere aktuelle Baustelle Borussia, präsentiert von der Schotes Firmengruppe.
Es gab nicht wenige, die sich verwundert die Augen gerieben haben und mit den Schultern zuckten, als der Klub am 15.02.2022 Roland Virkus als Nachfolger des zurückgetretenen Max Eberl präsentierte. Virkus, zuvor Direktor des Jugend- und Amateurbereichs, sollte also das Zepter in die Hand nehmen und Borussia Mönchengladbach wieder auf Kurs bringen.
»Roland Virkus bringt alles mit, was man für die Position des Sportdirektors braucht. Er hat Erfahrung in der Führung eines professionellen Fußballbetriebs, Erfahrung in der Kaderplanung, Erfahrung im Umgang mit Trainern und Spielern, Erfahrung im Umgang mit Spielerberatern und ein großes Netzwerk«, sagte Vize-Präsident Rainer Bonhof seinerzeit und war sich sicher: »Er ist der richtige Mann für diesen Job.«
Sieben Monate später kann man die Einschätzung von Bonhof bis hierhin durchaus teilen. Virkus hat den Klub in einer schwierigen Zeit übernommen und sich peu á peu rangetastet an die an ihn gestalten Aufgaben. Der 55-Jährige, ohne Zweifel mit dem Klub stark verbunden, ist von Beginn an mit Akribie, Elan und großer Freude an seine Aufgabe herangegangen. Und an dieser ist er auch gewachsen.
Im März sah es alles andere als gut aus, als die Borussen nach 2:0-Führung mit 3:2 in Stuttgart verloren hatten. Vier Punkte trennten den Klub damals vom Relegationsplatz. Dass es innerhalb der Mannschaft nicht stimmte und Adi Hütter kaum Zugriff hatte, ist bekannt. Virkus blieb – zumindest nach außen – professionell, ruhig und analysierte die Situation mit seinem Trainer. Mit nur einer Niederlage aus den letzten neun Spielen sicherte sich die Fohlenelf dann das absolute Minimalziel Klassenerhalt.
Farke als Trainer für den Borussia-Weg
Nach dem Spiel gegen Hoffenheim gaben Hütter und Virkus die einvernehmliche Trennung bekannt. Und wie Virkus diese moderierte und erklärte, hatte großen Stil. Virkus hat sich als Krisenmanager bewährt und sich in diesem Zusammenhang auch in seinen öffentlichen Auftritten zunehmend Respekt verschafft. Zudem wurde er dabei auch zunehmend ‚abgezockter‘ und mit einer guten Rhetorik agierend.
Seinen ersten ‚großen‘ Auftritt hatte Virkus dann auf der diesjährigen Mitgliederversammlung. Dort ist es dem 55-Jährigen gelungen, von seinem Plan, dem neuen Borussia-Weg mit dem 3-Säulen-Modell, zu überzeugen und die Fans abzuholen. Zur neuen Spielzeit installierte er Daniel Farke als neuen Trainer, nachdem Lucien Favre in letzter Sekunde abgesagt hatte. Eine, so kann man nach 5 Spieltagen sagen, gute und richtige Entscheidung.
Farke steht für den Fußball, der den Klub ausmacht und mit dem auch die Spieler am besten zurechtkommen. Farke und auch Virkus haben eine Euphorie entfacht, die dafür sorgt, dass es wieder Spaß macht ins Stadion zu gehen.
Dass Borussia weiterhin eine gute Adresse ist, haben dann Virkus und Steffen Korell in der abgelaufenen Transferperiode gezeigt. Die Corona-Pandemie hat den Klub bis ins Mark getroffen, das hat Geschäftsführer Stephan Schippers oft genug gesagt. Da ist es nicht hoch genug zu bewerten, dass es Virkus dennoch gelungen ist, umworbene 2023er-Spieler wie Jonas Hofmann und Alassane Plea nicht ‚nur‘ zu halten, sondern auch noch mit ihnen zu verlängern und sie von ihrem Weg zu überzeugen. Gleiches gilt für Julian Weigl, der sich trotz der fehlenden international Auftritte für die Borussia entschieden hat.
Borussia muss schneller und noch cleverer sein als andere Klubs, die eben mehr Kohle und noch mehr sportliche Perspektive zu bieten haben. Steffen Korell als Scouting-Chef ist da seit Jahren ein wichtiger Baustein und nicht wegzudenken. Max Eberl hat von dem großen Netzwerk profitiert, Roland Virkus tut es jetzt.
Sicherlich sind nicht alle Baustellen im Sommer geschlossen worden, aber Roland Virkus hat in seinen ersten Monaten gezeigt, dass er eine faire Chance verdient hatte – und er hat sie genutzt. Borussia ist eben auch unter Roland Virkus sexy. Damit das weiterhin so bleibt, liegt weiterhin viel Arbeit auf seinem Schreibtisch.
In erster Linie gilt es in den nächsten Wochen und Monaten weitere Verträge mit absoluten Leistungsträgern wie Yann Sommer, Marcus Thuram und auch Lars Stindl zu verlängern. Virkus kann sich auf den zwischenzeitlichen Erfolgen nicht ausruhen, das wird er sicherlich auch nicht tun. Vielmehr wird er weiter wie bisher arbeiten und sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Dass der ‚neue‘ beziehungsweise alte ‚Borussia-Weg‘ Zeit braucht und auch Rückschläge einkalkuliert werden müssen, sollte allen Beteiligten bewusst sein. Doch die Fohlen haben schon den richtigen Weg eingeschlagen, der nun fortgesetzt werden muss…