Tobias Sippel, Moritz Nicolas und Jonas Omlin bilden Borussias Torhüter-Team. Foto: Dirk Päffgen
Eigentlich ist die Situation im Tor von Borussia Mönchengladbach eine klare Angelegenheit: Jonas Omlin ist die etatmäßige Nummer eins, hatte Anfang 2023 die direkte Nachfolge von Yann Sommer angetreten. Der Schweizer stieg schnell zum Führungsspieler auf und wurde vor einem Jahr sogar zum Kapitän gewählt. Die Frage danach, wer in der kommenden Spielzeit das Tor hütet, stellt sich normalerweise nicht – wäre da nicht Moritz Nicolas, der vergangene Saison genügend Argumente sammelte, die Karten neu zu mischen. Unsere Baustelle Borussia, präsentiert von der Schotes Firmengruppe aus Mönchengladbach.
Der „Status quo“ im Duell Omlin vs. Nicolas
Es war keine leichte Saison für Omlin, der bereits ab dem dritten Spieltag verletzungsbedingt ausfiel und erst Mitte März 2024 wieder auf dem Platz stand. Schon in der Sommerpause hatte der inzwischen 30-Jährige mit Schulterproblemen zu kämpfen, im September folgte die unvermeidbare Operation. Auf lediglich sieben Einsätze kam er in der Spielzeit 2023/24. Dabei wirkte der Schlussmann nicht immer sicher, machte beispielsweise bei der 0:3-Heimpleite gegen den SC Freiburg keine gute Figur. Unter dem Strich bleibt es für Omlin ein Jahr zum Vergessen.
Sein Vertreter Nicolas konnte die Situation hingegen für sich nutzen. In 27 Spielen erreichte der 26-Jährige eine Paradenquote von 69,9 %, womit er vor den deutschen Nationaltorhütern Oliver Baumann (68,9 %), Alexander Nübel (67,6 %) und Manuel Neuer (64,5 %) lag. Nicolas überzeugte mit guten Leistungen und diente der verunsicherten Fohlenelf oft als Rückhalt. Allerdings blieb auch er nicht fehlerfrei, wurde im 3:3-Heimderby gegen den 1. FC Köln beim zwischenzeitlichen 0:1-Rückstand auf dem falschen Fuß erwischt. Der Patzer bleibt eine von wenigen Ausnahmen, das zeigen auch die Zahlen: Mit einer „Kicker-Durchschnittsnote“ von 3,09 ist Nicolas bester Gladbacher der abgelaufenen Spielzeit.
Dennoch hielt Gerardo Seoane in der Rückrunde zu Omlin, stellte seinen Landsmann nach überstandener Verletzung wieder auf. Ob das in der nächsten Saison so bleibt, hängt wohl auch von der Sommervorbereitung ab.
Wachter startet mit schwieriger Aufgabe
Diese wird von einem neuen Gesicht begleitet: André Wachter heißt Borussias zukünftiger Torwarttrainer, dessen Einschätzung im Kopf-an-Kopf-Rennen um die Eins eine entscheidende Rolle spielen wird. Zuletzt stand er in Diensten des VfB Stuttgart, war dort als Torwartkoordinator für das Nachwuchsleistungszentrum zuständig. In Mönchengladbach tritt Wachter die Nachfolge von Fabian Otte an, der künftig als „Head of Goalkeeping“ beim US-amerikanischen Fußballverband fungiert.
Sippel bleibt, Olschowsky wohl vor Leihe
Für seine Aufgabe bei den Fohlen kann der neue Mann weiter auf die Erfahrung von Tobias Sippel bauen. Der 36-Jährige hat seinen Vertrag um ein Jahr verlängert und geht in sein zehntes Jahr am Niederrhein. Besonders nach den Abgängen von Patrick Herrmann und Tony Jantschke ist der Torhüter als Identifikationsfigur und Bindeglied in der Kabine gefragt. Darüber hinaus dient er als Unterstützung für die Weiterbildung der nachfolgenden Generation. Hinter Omlin und Nicolas nimmt Sippel die dritte Position in Borussias Torwart-Riege ein.
Bei Jan Olschowsky steht allem Anschein nach eine Luftveränderung bevor. Der 22-Jährige kam in der vergangenen Spielzeit in der U23 zum Einsatz, verlor seinen Status als Nummer zwei bei den Profis. Zum Vergleich: In der Saison 2022/23 hatte Olschowsky vier Mal in der Bundesliga spielen dürfen und konnte dabei überzeugen. Zu dem Zeitpunkt befand sich Nicolas bei seiner vierten Leihstation Roda Kerkrade. Nach seinem Vorbild soll auch Olschowsky mittels Leihe mehr Spielzeit erhalten.
Der Nachfolger steht schon in den Startlöchern
Einen Ersatz für die vierte Torwart-Position müssen Wachter und Co. nicht lange suchen, schließlich wurde das Talent Maximilian Brüll im Mai 2023 mit einem Profi-Vertrag ausgestattet. Der 21-Jährige kam in der letzten Saison bei der U23 zum Einsatz. Dort wechselte er sich mit Olschowsky ab, absolvierte 19 Regionalliga-Partien. Für ihn wird der nächste Schritt sein, sich im Profikader zu etablieren und von den erfahrenen Kollegen zu lernen.
Letztlich bleibt der Eindruck, dass der Kampf um die Eins so offen ist wie lange nicht mehr. Omlin hat der Schweizer Nationalmannschaft für die EM-Vorbereitung abgesagt, wäre ohnehin nur auf Abruf in den Turnier-Kader gelangt. So kann er mit vollen Akkus am 10. Juli in die Sommervorbereitung starten. Den Verzicht auf die potenzielle Nachnominierung hat der Keeper als „Entscheidung für Borussia“ und seine Familie begründet – ihm ist der Ernst der Lage wohl bewusst.
Sein Kontrahent Nicolas dürfte sich nach der erfolgreichen Saison aber ebenso wenig mit der Reservistenrolle begnügen, wurde zeitweise sogar mit einem Wechsel nach Stuttgart in Verbindung gebracht, der sich durch die Nübel-Verlängerung bei den Schwaben zerschlug. Egal, wer den Zweikampf am Ende für sich entscheidet: Sorgen um die Torhüter-Position müssen sich die Fohlen-Fans erstmal nicht machen…