Die Fohlen müssen nun an einem Strang ziehen. Foto: Dirk Päffgen
Borussia hat turbulente Tage hinter sich und muss sich in naher Zukunft neu aufstellen. Nach knapp 14 Jahren verließ Max Eberl aus gesundheitlichen Gründen die Fohlen als Sportdirektor, die Geschicke leiten nun andere Protagonisten. Am ‚Deadline Day‘ kam nochmals ordentlich Bewegung rein, Denis Zakaria wechselt wohl zu Juventus Turin. Dennoch muss Borussia jetzt den Fokus wieder aufs Sportliche legen, die Aufgaben sind knifflig genug.
Schluss nach 23 Jahren bei Borussia
Die Ära Max Eberl bei Borussia Mönchengladbach ist seit Freitagmittag zu Ende. Der 48-Jährige verkündete in einer hochemotionalen Pressekonferenz im Borussia-Park, dass er den Posten als Sportdirektor aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fortführen kann.
»Ich bin erschöpft und habe keine Kraft mehr. Es geht nicht um einen verletzten Stolz, Frust oder Liebe, kein irgendwas. Sondern rein die Person Max Eberl ist erschöpft und müde. Das ist der Grund, warum ich mit dem Klub in den letzten Wochen und Monaten gesprochen und geredet habe, meine 23 Jahre hier zu beenden. Ich beende was, was mein Leben war. Ich beende was, was mir sehr viel Freude und Spaß bereitet hat, weil Fußball mein Leben ist«, sagte Eberl.
Der 48-Jährige wusste auch, dass der Zeitpunkt seines Abschieds sicherlich nicht ideal ist, schließlich befinden sich die Gladbach mittlerweile im Abstiegskampf. Er hat »diese unfassbare Entscheidung zu einem unfassbar schwierigen Zeitpunkt getroffen«. Aber darauf konnte Eberl definitiv keine Rücksicht drauf nehmen, verständlich. Die eigene Gesundheit geht immer vor, das machte uns Eberl jetzt nochmal allen bewusst.
Nachfolger tritt in große Fußstapfen
Für Borussia beginnt nun die Suche nach einem Nachfolger, dieser kommt allerdings nicht aus den eigenen Reihen. Steffen Korell wäre die erste Adresse gewesen, der 50-Jährige leitet aktuell die Scouting-Abteilung. Doch Korell wird auch am Beispiel von Max Eberl gesehen haben wie intensiv dieser Job ist, schließlich verteidigte der scheidende Sportdirektor den Verein immer wie sein eigenes Kind, Borussia war sein ‚Baby‘.
Die Fußstapfen die Eberl hinterlässt sind ohnehin riesig, das haben die letzten knapp 14 Jahre gezeigt in denen er die Geschicke als Sportdirektor und auch als Teil der Geschäftsführung leiten durfte. Das Erfolgsmodell der Fohlen in all den Jahren war zwar simpel, aber überaus erfolgreich: Talente günstig einkaufen und anschließend weit über dem Einkaufspreis verkaufen. Mit dem Verkauf von Granit Xhaka an Arsenal London gelang Eberl der Rekord-Erlös, der Schweizer brachte satte 45 Millionen Euro in die Kasse.
Das Modell geriet allerdings, auch bedingt durch die Corona-Pandemie, etwas ins wanken. Auch die Tatsache, dass die Fohlenelf sich in der letzten Spielzeit und voraussichtlich auch in dieser Saison nicht für Europa qualifizieren, tut weh. Sportlich und finanziell. In der Saison 2020/ 21 steht ein Saldo von 21,95 Millionen Euro in der Bilanz, die großen Verkäufe blieben aus. Auch in den aktuellen Fällen wie Matthias Ginter und Denis Zakaria zeigt sich, wie verflixt die Situation ist.
Bewegung am ‚Deadline Day‘
Der neue Sportdirektor steht also vor einer schweren Aufgabe, stehen die Fohlen doch nahezu mitten in einem Umbruch. Nicht nur auf der Position des Sportdirektors, sondern auch auf dem Rasen. Am ‚Deadline‘ Day könnten die Borussen für Denis Zakaria und dessen Verkauf an Juventus Turin noch einen Mini-Transfererlös erzielen. 5 Millionen Euro Ablöse und weitere Bonuszahlungen (im Raum stehen 3 Millionen Euro) sollen die aktuell Verantwortlichen Steffen Korell und Rainer Bonhof noch ausgehandelt haben. Stand 16.30 Uhr ist der Deal allerdings noch nicht offiziell.
In der Rückrunde dürfte Manu Koné, der ohnehin schon eine Menge Spielzeit genießt, wohl weiter gesetzt sein. Neben ihm dürfte Christoph Kramer den Platz als ‚Sechser‘ einnehmen und für defensive Stabilität sorgen, während sich Koné wohl den ein oder anderen Ausflug nach vorne erlauben darf. Florian Neuhaus hingegen kann zwar auch auf dieser Position spielen, doch zuletzt zeigte der 24-Jährige als ‚Zehner‘ deutlich bessere Leistungen und konnte vor allem seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellen.
Die wird auch weiterhin gebraucht, schließlich herrscht im Sturm große Flaute, Alassane Plea und Marcus Thuram sind seit Wochen außer Form. Das französische Duo würde sich und allen voran dem Verein aber einen großen Gefallen tun, wieder zur alten Form zurückzufinden und wieder eine bessere Einstellung an den Tag zu legen. Wie lange Plea und Thuram noch im Trikot der Gladbacher spielen steht ohnehin in den Sternen. Immer wieder gibt es Gerüchte über einen Abgang des Duos, im Sommer könnten die Themen nochmals sehr heiß werden und auch im offensiven Bereich der große Umbruch eingeleitet werden.
Sportlich jetzt den Turnaround schaffen
Aktuell stecken die Fohlen mitten im Abstiegsstrudel. Nur noch drei Punkte sind die Borussen von Rang 16 entfernt und die nächsten Spiele gegen Arminia Bielefeld und den FC Augsburg sind Partien, die gegen direkte Konkurrenten stattfinden. Adi Hütter ist also nicht zu beneiden, sind die Borussen noch immer auf der Suche nach dem passenden Spielstil unter dem Österreicher.
Neben all den Schlagzeilen in den vergangenen Tagen ist es aber nun umso wichtiger, dass Hütter es schafft, den Fokus seiner Spieler wieder auf die sportlichen Ziele zu lenken. Den Borussen muss es gelingen, nun aus dem Abschied von Eberl Kraft zu ziehen und endlich wieder zurück in die Erfolgsspur zu finden. Das sind die Spieler und auch die Verantwortlichen am linken Niederrhein dem 48-Jährigen schuldig!
Generell sollte die große Borussia-Familie in diesen Tagen wieder enger zusammenrücken, damit endlich der Turnaround gelingt. Legen sich die Akteure genauso ins Zeug, wie es Eberl immer für ‚seine‘ Borussia getan hat, könnte das der Beginn einer kleinen Erfolgsserie werden…