
Borussia Mönchengladbach bleibt dran im Kampf um die Champions League-Plätze. Dass das erfreulicherweise der Fall ist, lag vor allem am tollen Sieg gegen Borussia Dortmund. Die Fohlenelf drehte wie auch schon gegen den FC Bayern einen Rückstand und verdiente sich so am Ende die nächsten drei Punkte gegen ein Top-Team der Liga. Ein starkes Ausrufezeichen der wahren Borussen.
Borussia knackt die Negativ-Serie
Elf Niederlagen gegen Borussia Dortmund in Folge – Mit dieser Horrorserie ging Borussia Mönchengladbach in das Spiel am Freitagabend. Dabei waren die vergangenen Auftritte gegen den BVB nicht allesamt schlecht, doch es sprang eben am Ende nie etwas Zählbares heraus und die einzig wahre Borussia ging somit immer als Verlierer vom Platz.
Umso bemerkenswerter war der Start zum Auftakt in die Rückrunde: Gerade einmal 43 Sekunden waren gespielt, da zappelte die Kugel schon im Netz auf Seiten der Dortmunder. Jonas Hofmann leitete mit einem Ballgewinn das vermeintliche 1:0 ein, Florian Neuhaus vollstreckte. Vermeintlich deshalb, weil Schiedsrichter Manuel Gräfe den Treffer nach langer Entscheidungsfindung mit dem VAR doch nicht gab.
Innerhalb von einer Woche hatten die Fohlen bereits zum zweiten Mal mächtig Ärger mit dem Videoschiedsrichter, denn nach dem Last-Minute-Elfmeter in Stuttgart gab es auch gegen Dortmund wieder Diskussionen. War es eine klare Fehlentscheidung von Manuel Gräfe? Nein, das fand auch Florian Neuhaus. »Mir hat der Schiedsrichter gesagt, dass er klare Sicht auf die Aktion hatte, und es für ihn kein Foul war. Dann kann man es auch weiterlaufen lassen und muss nicht auf dem Bildschirm nach einem Kontakt suchen.« Nach der harten Entscheidung hätte das Spiel auch sofort in die andere Richtung kippen können, aber es war schon bemerkenswert, wie die Fohlenelf weiter mutig nach vorne spielte und sich von der Entscheidung des Schiedsrichter nicht beeindrucken ließ.
Rose dreht an den richtigen Stellschrauben
Bemerkenswert ist auch die Effektivität nach Standards: Drei Tore erzielten die Borussen gegen den BVB nach ruhenden Bällen, insgesamt kommt die Mannschaft von Marco Rose in der laufenden Bundesliga-Saison schon auf 16 Standard-Tore. Kein anderer Verein traf in der Liga so häufig nach ruhenden Bällen wie Gladbach.
Apropos Ruhe: Diese bewahrte die Fohlenelf auch nach dem zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand. Marco Rose musste sich eingestehen, dass die Dreierkette um Denis Zakaria absolut nicht mehr griff und der BVB diese mit all seiner Wucht und Spielfreude ein ums andere Mal überspielen konnte. Deshalb stellte der 44-Jährige wieder zu seiner alten Grundordnung, der Viererkette, um – mit Erfolg.
Borussia stabilisierte sich sehr schnell und kam wieder besser in die Partie, vor allem aber besser aus der Kabine. Marco Rose muss bei seiner Ansprache in der Halbzeitpause die richtigen Worte gefunden haben, denn mit einem Blitzstart in Halbzeit zwei ebnete Ramy Bensebaini den Weg auf die berühmte Siegerstraße. Dass am Freitagabend Borussias Verteidiger drei Tore erzielten (2x Elvedi, 1x Bensebaini) ist ebenso kurios wie sinnbildlich, wie ausgeglichen der Kader ist.
Erfahrung aus dem Bayern-Spiel half auch gegen Dortmund
Bemerkenswert war ohnehin, wie selbstsicher die Fohlenelf nach all den Diskussionen um Breel Embolo in den letzten Tagen aufspielte. Am Ende der ersten Englischen Woche im neuen Jahr hatte Borussia noch die Kraft und die nötige Frische, gegen einen Top-Klub aus der Liga zu bestehen. Dass die Fohlen nun im eigenen Stadion gegen Leipzig, Bayern und auch Dortmund gewonnen haben, ist ein Ausrufezeichen und auch ein weiterer Schritt in der eigenen Entwicklung. In der vergangenen Saison schlugen die Borussen ‚nur‘ den FC Bayern im Borussia-Park, jetzt gab es Siege gegen die Besten der Liga.
Dass der Sieg gegen den BVB wichtig war, ist unbestritten. Er war mit Blick auf die Tabelle auch exorbitant wichtig, um im Kampf um die Champions League-Plätze dranzubleiben. Schon nach dem Sieg gegen die Bayern haben wir von einem „Schlüsselerlebnis“ geschrieben, bei dem die Borussen auch schon einen Rückstand mit viel Einsatz und Arbeit drehten. Dieses Erlebnis und diese Erfahrung, auch gegen die Großen der Liga zu bestehen, hat jetzt auch gegen die Dortmunder geholfen.
Eine andere Erkenntnis aus diesem Spiel ist die, dass Marco Rose absolut bei der richtigen Borussia ist und dort auch am besten aufgehoben ist. Der Job des 44-Jährigen ist am linken Niederrhein definitiv noch nicht beendet – und er sieht das am langen Ende hoffentlich auch so…
Die Gladbacher Borussen sind in 2021 noch ungeschlagen und haben bisher 13 Punkte aus fünf Ligaspielen ergattert. Mit den sechs Punkten aus der Englischen Woche sollte es jetzt mit ordentlich Rückenwind ins Auswärtsspiel bei Union Berlin gehen. Da werden die Borussen abermals mit voller Konzentration gefordert sein, denn der gute Aufsteiger hat erstmals in dieser Saison zweimal in Folge verloren…