Im Sommer 2017 beendete Filip Daems seine Karriere als Profifußballer. Doch wie ist es dem Rekord-Kapitän von Borussia Mönchengladbach seitdem ergangen, was macht der Belgier heutzutage? Und vor allem: Wie sieht er die aktuelle Situation und Entwicklung bei den Fohlen? In unserem exklusiven Interview beantwortet der 41-Jährige unter anderem diese Fragen.
Fohlen-Hautnah: Filip, Du hast im Sommer 2017 Deine Karriere beendet. Wie geht es Dir und was ist seitdem so passiert?
Filip Daems: Mir geht es sehr gut. Ich war 19 Jahre lang Profi, danach fing ein neues Leben an. Im ersten Jahr habe ich sehr viel Sport gemacht und eine kleine Auszeit genossen. Seit rund einem halben Jahr arbeite ich aber vier Tage die Woche in einem Betrieb und kümmere mich dort um den Versand von Artikeln. Bevor ich Profi wurde habe ich dort schon mal gearbeitet, das macht mir großen Spaß. Ich musste mich natürlich daran gewöhnen, von acht bis fünf Uhr zu arbeiten. Aber ich habe abends immer noch genügend Zeit um Sport zu treiben. Das Leben als Profifußballer dauert nicht ewig. Von daher ist es wichtig, immer etwas Neues zu finden. Aktuell mache ich auch noch meinen Trainerschein.
Fohlen-Hautnah: Wie kam denn die Idee zustande, dass Du jetzt den Trainerschein machst? Gab es hier vielleicht mal Gespräche mit Vereinen oder sogar Borussia?
Filip Daems: Nein, mit Vereinen habe ich nicht gesprochen. Die Idee hatte ich selbst. Man weiß nie, was noch kommt. Ein Trainerschein kann für die Zukunft sehr wichtig sein, schließlich hat mich Fußball mein ganzes Leben lang begleitet. Hier in Belgien werden aktive oder ehemalige Profis dabei unterstützt, sodass man die ersten drei Stufen verkürzen kann. Im Januar habe ich mit dem Schein begonnen, aktuell bin ich bei der UEFA-B-Lizenz. Derzeit trainiere ich aber noch keine Mannschaft.
Fohlen-Hautnah: Wie bist Du dem Fußball heute noch verbunden?
Filip Daems: An dem Tag wo ich nicht arbeite, mache ich den Trainerschein. Außerdem spiele ich ab und zu noch bei der Weißweiler Elf. Ich habe aber auch schon als Co-Kommentator bei Bundesliga-Spielen gearbeitet. Wenn ich hier und da mal im Stadion bin, kribbelt es schon noch und ich erinnere mich an die schöne Zeit.
Fohlen-Hautnah: Wie schwer ist Dir das Karriereende gefallen?
Filip Daems: Um ehrlich zu sein habe ich den Fußball bisher noch nicht so sehr vermisst, ich hätte es mir schlimmer vorgestellt. Natürlich schaue ich viele Spiele und verfolge das Geschehen rund um Borussia. Doch ich vermisse es nicht, selber zu spielen. Vorher habe ich mit vielen Spielern gesprochen, wie es sich anfühlt, plötzlich nicht mehr Profi zu sein. Deshalb wusste ich, was auf mich zukommt.
Fohlen-Hautnah: Du warst 19 Jahre lang Profi: Würdest Du die Entscheidungen deiner Karriere heute wieder so treffen, oder würdest Du etwas anders machen?
Filip Daems: Ich würde alles wieder genauso machen. Wenn man Entscheidungen trifft, muss man auch dazu stehen. Sicherlich läuft es mal mehr oder weniger gut, aber ich bin sehr stolz auf meine Karriere als Fußballer. Ich habe bis zu einem Alter von 38 Jahren gespielt und habe nicht aufgrund einer Verletzung aufgehört. In diesem Alter ist es einfacher aufzuhören als bspw. mit 30 Jahren durch eine Verletzung.
Fohlen-Hautnah: Was war das schönste Erlebnis in Deiner Karriere?
Filip Daems: An mein erstes Spiel als Profifußballer denke ich gerne zurück. Das sind Erlebnisse, die man nie mehr vergisst. Aber auch mein erstes Spiel für die belgische Nationalmannschaft fühlte sich toll an. Es gibt eigentlich nichts Schöneres, als für das eigene Land zu spielen. Bei Borussia war ich mal etwas länger verletzt und habe beim Comeback im Spiel gegen Köln getroffen, das war auch großartig.
Fohlen-Hautnah: Wie war Deine Zeit bei KVC Westerloo? Fühlt es sich komisch an, wenn man weiß, dass bald die Karriere zu Ende ist?
Filip Daems: In meiner letzten Saison habe ich nur ein Spiel verpasst, aber die Motivation wurde etwas weniger. Das habe ich im Training und auch in den Spielen gemerkt, deshalb habe ich für mich selbst entschieden aufzuhören. Diese Entscheidung ist mir aber leicht gefallen und war nicht, wie vielleicht zu erwarten, schwierig.