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»Das hat die Mannschaft nicht verdient«

Während die ersten Frankfurter kurz vor Mitternacht lautstark in den Katakomben feierten, blickten die Journalisten in der Mixed-Zone in tieftraurige Borussen-Gesichter. Nachdem 120 Minuten nicht ausreichten, musste der Sieger vom Punkt aus ermittelt werden. Hier zeigte Borussia Mönchengladbach am Ende Nerven. 

Gleich in den ersten zwei Minuten konnte man aus Gladbacher Sicht froh sein, dass die Gäste ihre Chancen nicht im Tor unterbringen konnten. Mit viel Unsicherheit und Nervosität begann die Elf von Dieter Hecking die Partie. Daraus resultierten vor allem zahlreiche Ballverluste im Mittelfeld, wenig Zweikampfhärte und viele Fehlpässe. „In der der ersten Hälfte waren wir hypernervös und nicht so präsent. Wir haben unheimlich viele leichte Bälle verloren, was uns so nicht passieren darf.“, analysierte Hecking die verschlafene Anfangsphase.

Ausgleich zur richtigen Zeit

In der 17. Minute gab Dahoud dann einen ersten Warnschuss ab, bevor Jonas Hofmann kurz vor der Pause nach einem langen Abschlag von Yann Sommer den Ausgleich auf dem Fuß hatte. Als einige Zuschauer schon auf dem Weg zur Toilette oder zum Bierstand waren, macht es Hofmann in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit besser. Wie schon gegen Borussia Dortmund erzielte man etwas schmeichelhaft den Treffer und ließ die VfL-Anhänger toben.

48.000 Borussen verabschiedeten die Mannschaft mit lautstarken „Döp, Döp“-Rufen in die Kabine. Lars Stindl brachte die bis dahin gezeigte Leistung auf den Punkt „Wir haben keine gute erste Halbzeit gespielt und sind nicht gut ins Spiel reingekommen. Wir haben viele einfache Fehler gemacht. Frankfurt stand hinten kompakt und hat viel geblockt. Dass wir in so einem Spiel nicht reihenweise Torchancen bekommen, ist normal. Das 1:1 kam zum richtigen Zeitpunkt.“

Mit Schwung aus der Kabine 

Dieter Hecking fand in der Halbzeit die richtigen Worte, der Ausgleich baute die Mannschaft zusätzlich auf. Entschlossen und viel mutiger kam man wieder zurück auf den Platz. In der Folge wurden gerade im Mittelfeld die wichtigen zweiten Bälle erobert und so gelang es, die Frankfurter vom eigenen Tor fern zu halten. „In der Halbzeit haben wir etwas umgestellt. Fortan haben wir defensiv kaum noch etwas zugelassen und viel besser nach vorne gespielt. Allerdings sind wir trotz des enormen Ballbesitzes zu selten gefährlich vor das Tor der Frankfurter gekommen. Dadurch haben wir den zweiten Treffer verpasst.“, so Hecking. 

Denn hochkarätige Torchancen sprangen nicht mehr heraus. Lars Stindl kam in der 74. Minute nochmal zu einer Möglichkeit, doch seinem Flachschuss fehlte der nötige Druck, um Lukas Hradecky im Frankfuter Gehäuse in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen. Trotzdem spürte man, dass die Mannschaft nun präsent war und sich in jeden Zweikampf schmiss, was von den Zuschauern mehr und mehr bejubelt wurde und Optimismus für die Verlängerung versprühte.

Dominante Verlängerung 

Spätestens jetzt sah es so aus, als sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis man mit einem zweiten Tor nachlegen würde. Während die ersten Frankfurter mit Krämpfen am Boden lagen, gaben die Borussen noch einmal richtig Gas. „In der Verlängerung hat man gemerkt, dass wir den Sieg unbedingt wollten.“, bestätigte Lars Stindl. Am Ende waren es im gesamten Spiel 64% Ballbesitz – allein in den letzten 30 Minuten dürften es weitaus mehr gewesen sein. Doch es wollte weder aus dem Spiel heraus, noch nach Standardsituationen klappen. Auch Max Eberl sah nun eine überlegene Borussia: „In der Verlängerung hatte man das Gefühl, dass wir körperlich deutlich frischer waren. Es fehlte aber die letzte Konzentration.“, erklärte der Sportdirektor.

„Lotterie“ Elfmeterschießen

Und nach 120 Minuten war klar, dass der Finalist durch ein Elfmeterschießen bestimmt wird. Bemerkenswert souverän verwandelten beide Mannschaften jeweils ihre ersten fünf Versuche. Dann war es zunächst Christensen, der verschoss – und Yann Sommer hielt Borussia weiter am Leben. Der junge Djibril Sow, der wenige Minuten zuvor erst eingewechselt wurde, war im Anschluss derjenige, der erneut vergab. Branimir Hrgota beendete anschließend alle Träume von Berlin.

„Es ist immer schwierig, wenn der zweite Elfmeter hintereinander auch nicht reingeht. Und irgendwann trifft dann ein Frankfurter. Das ist halt Lotterie.“, stellte Keeper Yann Sommer fest. Vorwürfe für den Pechvogel Sow gab es selbstredend von keinen Seiten – zu sehr ist jedem klar, dass es am Ende vor allem eine Glückssache ist. „Das ist die Tragik im Fußball. Es werden Helden geboren und Djibril ist heute der, der den Elfmeter heute verschossen hat. Aber daran lag’s nicht.“

„Es tut brutal weh“

Kapitän Lars Stindl beschrieb die Gefühlslage und spricht damit wohl allen VfL-Fans aus der Seele: „Es fühlt sich sehr hart an. Es tut mir leid für die Jungs, für die Fans und für den ganzen Verein. Alle haben auf dieses Spiel lange hingefiebert. Die Enttäuschung über das Ausscheiden ist sehr groß.“

André Hahn, der seinen Elfmeter verwandelte, befand:„Es ist nicht in Worte zu fassen. Es war jetzt eine einmalige Chance. Wenn man so nah dran ist und so bitter ausscheidet, tut das brutal weh. Ein Elfmeterschießen ist immer ein Krimi. Man tritt an und weiß, um was es geht. Der Druck, der in diesem Moment auf einem lastet, ist enorm. Am Ende gehört auch viel Glück dazu. Wir müssen diese Niederlage schnell abhaken, weil wir am Wochenende schon wieder in der Bundesliga spielen und unbedingt punkten wollen.“ 

Max Eberl, der sich für das Elfmeterschießen in den Innenraum des Stadions zurückgezogen hatte, lobte den kämpferischen Auftritt und ermutige die Mannschaft: „Das Ausscheiden tut am Ende sehr weh. Wir müssen jetzt einmal mehr aufstehen, als wir gefallen sind. Dieses Jahr ist es wirklich ein Wellental der Gefühle. Es gilt in den letzten vier Bundesligaspielen nochmal alles in die Waagschale zu werfen.“

Doch ehe es am Samstag nach Mainz geht, steht allen rund um Borussia und den Anhängern Zeit zu, das bittere Ausscheiden zu verkraften. Zu groß war die Chance, im Mai um einen Titel mitspielen zu können. Zu groß war die Hoffnung, dass Borussia Mönchengladbach nach 22 Jahren nochmal in einem Endspiel stehen könnte.

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