»Der Transfermarkt ist zäher, als ich gedacht habe« – Roland Virkus über, Personalien, Talente und Perspektiven

Roland Virkus im Interview im Trainingslager am Tegernsee

Roland Virkus stellte sich am Mittwoch den Fragen der Journalisten. Foto: Dirk Päffgen.

Während Borussia Mönchengladbach im Trainingslager weiter an Form, Fitness und Spielstruktur für die neue Saison arbeitet, stehen im Hintergrund auch die Personalplanungen auf Hochtouren. Sportdirektor Roland Virkus stellte sich ausführlich den Fragen der anwesenden Journalisten – und sprach über offene Transfers, die Situation von Ko Itakura und Florian Neuhaus, sowie die spannende neue Generation junger Spieler, die im Trainingslager einen starken Eindruck hinterlässt. Auch die Situation von Cheftrainer Gerardo Seoane, der in sein letztes Vertragsjahr geht, wurde thematisiert.

Roland Virkus über…

… das gesuchte Spielerprofil im Sturm:

Ich kommentiere keine Namen. Es gibt viele interessante Spieler. Wichtig ist: Wir suchen jemanden, der mit Kleindienst zusammenspielen kann, aber auch verschiedene Positionen abdecken kann. Es ist ein Puzzle – da schauen wir, was passt. 

… Transfers auf der Abgangsseite und Leih-Modelle:

Das ist immer ein Abwägen. Natürlich arbeiten wir auch da an diversen Dingen – an Leihen zum Beispiel. Man muss immer schauen, was für den jeweiligen Spieler das Beste ist. Wo gibt es noch Lücken? Was muss man noch machen? Der Transfermarkt ist derzeit nicht besonders dynamisch. Alles dauert länger, daher kann ich keine Wasserstandsmeldungen abgeben. Das hängt von vielen Faktoren ab.

… den Stand bei Ko Itakura:

„Es gibt kein offizielles Angebot – das ist ganz transparent. Es wurde immer wieder über PSV Eindhoven spekuliert, aber es gab nur mal eine leichte Anfrage vor zwei, zweieinhalb Wochen, ohne dass etwas Konkretes nachkam. Es ist also ruhig um ihn. Ko ist keiner, der sagt, er sei auf der Flucht. Sollte etwas Interessantes kommen – für ihn wie für uns – setzen wir uns zusammen. Aber aktuell gibt es da nichts. Und klar, wir haben auch eine Schmerzgrenze, aber die kommuniziere ich nicht öffentlich. Wenn sich gar nichts tut, spielt Ko kommende Saison bei uns. Dann haben wir einen guten Kader – mit oder ohne Abgänge. Wenn sich nichts tut, dann werden wir mit Ko sprechen. Wir wollen nicht einfach so ins letzte Vertragsjahr laufen. Das ist bei uns klar. Bei Nico Elvedi war es damals ähnlich. Aber so weit sind wir bei Ko noch nicht – da haben wir noch sechs Wochen Zeit.

… potenzielle Verleihkandidaten:

Man muss für jeden Spieler individuell schauen: Was ist der nächstbeste Schritt? Es gibt die ganz jungen Spieler, aber auch jemand wie Oscar Fraulo, der schon gewisse Erfahrungen hat. Wenn in der Vorbereitung klar wird, dass jemand kaum Chancen auf Spielzeit hat, dann ist eine Leihe oft sinnvoll. Aber man muss sich auch fragen: Kommt der Spieler nach der Leihe realistisch gesehen zurück zu Borussia? Oder ist die Entwicklung abgeschlossen? Dann ist vielleicht ein Verkauf die bessere Option. Es ist noch früh in der Vorbereitung – wir treffen dann gemeinsam mit den Spielern eine gute Entscheidung.

… mögliche Last-Minute-Transfers und das Risiko für Borussia:

„Du kannst das nicht kalkulieren. Der Transfermarkt ist zäher, als ich gedacht habe – das sagen auch meine Kollegen. Vielleicht liegt es an der Club-WM. Aber ich kann nicht spekulieren. Natürlich versuchst du, dir möglichst viele Optionen offenzuhalten. Irgendwann kommt der Punkt, an dem es schwierig wird. Solange es aber Optionen gibt, ist alles möglich.

… die Situation im zentralen Mittelfeld und Florian Neuhaus:

Ja, wir haben dort viele Spieler – sechs, vielleicht sogar sieben. Aber das ist relativ einfach: Die Besten müssen spielen. Es gibt verschiedene Systeme – 4-2-3-1, 4-3-3, 4-4-2 – und entscheidend ist die sportliche Leistung. Bei Flo ist es so: Er hat gegen die Werte des Klubs verstoßen. Das haben wir intern geregelt. Er wird jetzt behandelt wie jeder andere auch. Aber zwei Jahre lang hat er nicht das gezeigt, was er kann und was wir von ihm erwarten. Daran wird er gemessen. Wenn er zurück ins Training kommt – nach vier Wochen wollen wir sprechen. Aber er muss liefern, wie jeder andere auch.

… das Verhältnis von Gehalt und Leistung bei Neuhaus:

Natürlich tut das weh, wenn ein Spieler viel verdient und die Leistung nicht bringt – aber dann ist es eben so. Trotzdem wirst du ihn vernünftig behandeln. Das ist selbstverständlich.

… die Generation der jungen Spieler:

Wir haben eine Generation, wie wir sie lange nicht mehr hatten. Fünf oder sechs Jungs, die richtig Druck machen. Wenn ein Junger besser ist, spielt er – das ist doch klar. Ihr habt es bei Ulrich gesehen oder beim 18-jährigen Torhüter. Wir haben viele vielversprechende Talente. Aber dem musst gerecht werden: U23, U19 oder sogar Profis – je nach individuellem Bedarf. Es geht darum, die Lücke zwischen Jugend und Profis zu schließen. Deshalb haben wir auch im Profibereich Leute, die sich speziell um die Jungs kümmern. Du kannst nicht alle gleichzeitig durchbringen, aber du willst möglichst viele fördern. Welcher Spieler hat es bei Borussia in den letzten Jahren ohne ein Herren-Spiel in die Bundesliga geschafft? Das ist die Ausnahme. Herrenfußball ist eine andere Hausnummer – Intensität, Gegner, Erfahrung. Das ist auch bei Niki zu sehen. Erst nach Training bei den Profis und Einsätzen in der U23 kam die Entwicklung.“

… besondere Talente wie Wael Mohya:

Ein 16-Jähriger im Trainingslager ist ungewöhnlich – aber das ist ein spannender Junge. Der trifft gute Entscheidungen, ist mutig, fleißig, hört zu. Der gibt Energie und fragt bei den Älteren nach. Das ist genau das, was man sich wünscht. Fußballerisch ist der sehr weit – körperlich vielleicht noch nicht, aber das wird kommen. Wir sind im Austausch mit seiner Familie – schulisch wie sportlich. Es gibt eine Schulpflicht bis 18, aber auch Wege wie Auffangklassen. Wir schauen, was für ihn die beste Lösung ist – auch mit Blick auf U19 oder U23.“

… Spielintelligenz vs. körperliche Reife:

Spielintelligenz kann körperliche Nachteile ausgleichen. Messi war ein Paradebeispiel. Auch Florian Wirtz – der wusste genau, wann er in den Zweikampf geht und wann nicht. Du brauchst eine gewisse Spielintelligenz auf jeder Position – nicht nur offensiv, auch defensiv.

… das Gesamtgefühl im Trainingslager:

Sehr viel Potenzial – das ist mein Gefühl. Klar machen die Jungs noch Fehler, aber das gehört dazu. Wir müssen geduldig sein. Es lohnt sich. Wenn ich den Trainer sehe – der ist locker, entspannt. Trotz der Niederlage hat er viel Positives gesehen. Der ist gefixt, wie ich sage.

… die Vertragslage von Gerardo Seoane:

Wir haben gemeinsam vereinbart: Fokus auf die Vorbereitung. Dann sprechen wir. Es gibt keinen Druck. Das ist schon länger klar und abgesprochen.