Völlig verdient und vor allem auch überzeugend gewann Borussia Mönchengladbach das Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf. Möglich machte das eine Systemumstellung von Marco Rose, denn nach dem Seitenwechsel drehten die Fohlen mächtig auf. Dabei standen vor allem zwei Spieler im Fokus.
Zwangspause gut weggesteckt
Die große Frage vor dem Spiel war: Wie steckte Borussia die Zwangspause nach dem abgesagten Derby gegen Köln weg? Ist die Mannschaft von Marco Rose noch im Spielrhythmus? Nach dem 50. Aufeinandertreffen der Fohlen und Fortuna Düsseldorf kann man nur einer Meinung sein: Die Nummer eins am Niederrhein hat sich von all den äußeren Einflüssen nicht beirren lassen.
Aber der Reihe nach. Marco Rose setzte zu Beginn erneut auf die Dreierkette, wie schon beim letzten Auswärtsspiel in Leipzig. Diesmal rückte Tobias Strobl etwas überraschend in die Defensivreihe, Denis Zakaria spielte wie gewohnt im Mittelfeld. »Wir wussten, dass Düsseldorf sehr eng und aggressiv anläuft und mit schnellen Stürmern spielt. Wir hatten für uns den Eindruck, dass die Dreierkette gegen den Ball am stabilsten ist«, rechtfertigte Marco Rose seine Entscheidung.
Zu große Abstände
Die Borussen waren aber weit davon entfernt, eine schlechte Halbzeit zu spielen. »Wir haben keine schlechte Halbzeit gespielt, aber auch keine gute«, stellte Borussias Trainer richtig fest. Denn die Fortuna machte es im ersten Spielabschnitt sehr ordentlich, vor allem im eins gegen eins hatten die Fohlen ein ums andere mal Probleme. Besonders deutlich wurde das beim Gegentreffer. »In der ersten Halbzeit hatten wir zu große Anlaufabstände. Bedeutet, wir sind zu wenig angetrippelt und haben uns unter Druck zu wenig freigelaufen«, so der 43-Jährige.
Ähnlich wie sein Trainer sah auch Jonas Hofmann die erste Halbzeit: »Wir haben vorne keinen guten Druck erzielen können und haben uns das dann in der Halbzeitpause angeschaut.« Apropos Hofmann: Erstmal seitdem der 27-Jährige bei den Fohlen spielt, erzielte er zwei Treffer in Folge. »Es ist schön Tore zu machen, das gibt einem Selbstvertrauen und Mut. Ich denke es läuft derzeit in der kompletten Mannschaft gut, das überträgt sich dann auch auf mich«, freute sich Hofmann.
Dadurch, dass die Düsseldorfer es mit vielen langen und hohen Bällen versuchten, wurde das Mittelfeld der Fohlen überlistet und das gewohnte Pressing konnte nicht aufgezogen werden. Zwischen den Mannschaftsteilen klaffte teilweise eine Lücke, sodass Marco Rose in der Halbzeit zum Umdenken gezwungen wurde. Und das tat er mit seinem Trainerteam auch, denn Borussia legte eine fulminante zweite Halbzeit aufs Parkett.
Goldrichtige Umstellung zur Halbzeit
Mit 56% gewonnenen Zweikämpfen und 5:1 Torschüssen kamen die Fohlen aus der Pause galoppiert und drückten die Düsseldorfer in die eigene Hälfte. Durch die Umstellung auf 4-2-3-1 bewies Rose ein goldenes Händchen, denn seine Mannschaft kombinierte sich mit sehenswerten Aktionen bis zum Sechzehner. »Mit zwei Sechsern hatten wir einen besseren Zugriff und direkt ein paar Aktionen, die uns ein besseres Gefühl gegeben haben«, bestätigte Stindl. Dadurch hatten die Fohlen dann ein »deutlich besseres Positionsspiel«, was sich auch in der Offensive bemerkbar machte.
So wie auch beim 1-2: Neuhaus hebelte mit einem Sahnepass auf Marcus Thuram die komplette Fortuna-Abwehr aus, der Franzose legte auf Lars Stindl ab, der wiederrum nur noch einschieben musste. Deshalb gab es auch Lob von Trainer Rose, der fand, dass seine Mannschaft »sehr schöne Tore geschossen hat«.
Dreijährige Durstzeit für Stindl zu Ende
Ein toller und wirklich sehenswerter Treffer. Für den „Capitano“ war es in der Bundesliga das erste Auswärtstor seit Oktober 2018, dort traf Stindl beim Auswärtssieg in München. »Es fühlt sich gut an wieder getroffen und zum Erfolg beigetragen zu haben. Ich genieße jetzt einfach mal den Moment«, so ein erleichterter Stindl. Es blieb am gestrigen Abend nämlich nicht nur bei einem Treffer, der 31-Jährige erzielte erstmals seit Januar 2017 einen Doppelpack. Insgesamt war es sein sechster in der Bundesliga.
Die verschiedenen Spielsysteme sind so etwas wie der Trumpf von Borussia, denn unter Marco Rose können die Fohlen das Spiel bestimmen und sorgen beim Gegner immer wieder für Überraschungen. »Ich denke, es ist eine Stärke von uns, denn wir können innerhalb eines Spiels viele Systeme spielen. Wenn wir reagieren können und der Gegner agieren muss, ist es eine Stärke. Wir wollen weiter darauf bauen, dass wir unberechenbar sind«, bestätigte Jonas Hofmann.
Weiterhin die Nummer eins am Rhein
Auch Max Eberl fand, dass Borussia am Samstagabend »einen guten Plan und vor allem eine gute Einstellung hatte«. Die Umstellung zur Pause war dann »der Fingerzeig« in einer bis dato ausgeglichenen Partie. Der Schlüssel zum Erfolg? Laut Borussias Sportdirektor war es »die Kombination aus Fußball, Plan und der Moral«.
Und so konnten die Fohlen auch nach dem Spiel dem Wunsch von Eberl entsprechen, der nämlich die Nummer eins am Rhein bleiben wollte. »Wir wollten unbedingt ein Auswärtsspiel gewinnen, denn schon in Leipzig waren wir nah dran. Die Mannschaft wollte auswärts mit der Unterstützung von vielen tausend Gladbachern wieder punkten. Wir bleiben jetzt also die Nummer eins am Rhein.«
Vor der Partie war Borussia sogar etwas unter Druck, denn durch den Sieg bei Union zog Leverkusen sogar kurzzeitig an den Fohlen vorbei. »Diesem Druck haben wir komplett stand gehalten. Wenn man sieht, dass die Mannschaft immer weiter will, ist das schon bemerkenswert«, lobte Eberl. Durch den Sieg in Düsseldorf bleiben die Fohlen nämlich weiterhin auf Tuchfühlung zu den oberen Plätzen und haben mit dem Nachholspiel noch einen echten Trumpf in der Hand…