Borussia Mönchengladbach kassierte am Samstag die erste Heimniederlage der Saison. Das 0:3 gegen Hertha BSC Berlin war deutlich und unumstritten verdient. Alles überdenken müssen die Verantwortlichen jetzt allerdings nicht. Nicht ablenken lassen und auf Frankfurt konzentrieren lautet das Motto.
Der Tenor nach Schlusspfiff war bei allen Borussen gleich. »Wir fangen gut an und hatten zwei, drei richtig gute Möglichkeiten. Dann müssen wir mal mit der ersten Chance in Führung gehen, um weiter auf der Siegesstraße zu bleiben«, sprach Kapitän Lars Stindl in die Mikros der Pressevertreter. Sein Schlussmann schloss sich dem an. »Wir müssen uns für die gute halbe Stunde einfach belohnen. Am Anfang hat man Hertha das Pokalspiel noch angemerkt. Wir sind gut zwischen die Ketten gekommen und waren gefährlich. Wenn wir uns da belohnen, wird es für Hertha schwierig, sich nochmal aufzuraffen«, haderte Sommer mit den vergebenen Chancen zu Beginn.
Zu viele individuelle Fehler
Und Tobias Strobl brachte das, was sich zuvor in den 90 Minuten auf dem Rasen abspielte, auf den Punkt. »Vom Gefühl her hätten wir heute noch drei Stunden spielen können und hätten trotzdem kein Tor gemacht. Hertha hat es defensiv zwar sehr gut gemacht, aber wir haben selbst einfach zu viele individuelle Fehler gemacht.«
Denn eigentlich gab es für die Borussia keinen Grund, nach dem 0:1 die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Doch ab diesem Moment konnte man es bis auf die Tribüne spüren, dass es noch ein sehr, sehr zäher Nachmittag für den VfL werden würde. Plötzlich brodelten wohl die Gedanken in den Köpfen der bis dato ungeschlagenen Heimelf, die daraufhin verkrampft wirkte. Die Ruhe und Geduld, für die die Mannschaft sieben Tage zuvor auf Schalke noch so gefeiert wurde, war plötzlich nicht mehr vorhanden – und die Berliner nutzten dies eiskalt zu ihren Gunsten. Die Elf von Pal Dardei wartete nur darauf, dass Borussia mit Beginn der zweiten Hälfte den vielen Ballbesitz noch mehr in die Hälfte der Berliner verlagern würde, um dann nach Ballgewinn die Kontermaschine anzuwerfen.
Ginter lässt sich abkochen
Die zahlreichen individuellen Fehler blieben nicht unbestraft. Ein lascher Fehlpass mit dem Außenrist von Cuisance leitete in der 56. Minute das 0:2 ein. Ein Ball vom eigenen Sechzehner in die Spitze zu Selke genügte den Gästen, um die aufgerückten Borussen zu überrollen. Matthias Ginter, sonst zusammen mit Elvedi der beste Zweikämpfer der Gladbacher, ließ sich butterweich abkochen, leistete noch nicht einmal ernsthaften Begleitschutz und ließ Selke über 60 Meter einfach passieren, der das Tor dann mustergültig vorbereitete. Spätestens nach dieser Szene war klar, dass es der Mannschaft von Dieter Hecking nicht gelingen würde, den nächsten Heimdreier einzufahren. Die beiden Treffer verfehlten ihre Wirkung nicht.
Bislang keine Negativserie
So setzten die Berliner noch einen drauf und bescherten dem VfL die erste Heimniederlage der Saison in der Bundesliga. Einige Parallelen erinnerten an die 0:5 Pokalklatsche gegen Bayer Leverkusen, als nach dem Rückstand ebenfalls nichts mehr zusammenlief. Das Pokalaus verkrafteten die Fohlen gut, daraufhin gab es drei Siege in der Liga. Überhaupt war die Niederlage gegen Hertha erst die fünfte in dieser Saison. Eine längere Schwächephase, die man in einer langen Saison in der Regel einkalkulieren muss, leisteten sich die Borussen bislang noch nicht.