
Die 57. Bundesliga-Saison ist Geschichte. Und sie wird ohne Zweifel auch in die Geschichte des (Welt-) Fußballs eingehen. Sowohl für Klubs und vor allem auch die Fans hatte der letzte Abschnitt wenig Gutes – aus bekannten Gründen. Wir berichten von unseren Stadionerlebnissen und wie es sich anfühlt, von den leeren Rängen zu berichten.
Wirtschaftlich war die Fortsetzung der Liga alternativlos
Spätestens, als sich das Corona-Virus Anfang März rasant ausbreitete, zog die Deutsche Fußball Liga (DFL) am 13. März endlich die Reißleine und stoppte die beiden deutschen Profiligen, auch die 3. Liga zog dann nach. Bis zum 15. Mai 2020 sollte die Unterbrechung dauern, ehe die Eliteliga dann einen Tag später ihre Spiele ab dem 28. Spieltag fortsetzte und schlussendlich Ende Juni auch zu Ende brachte. Dank der Politik und dank der DFL, die ein straffes Hygiene-Konzept vorgelegt hatte und überzeugen konnte. Im Resümee darf man sagen, dass das System bis auf wenige Ausnahmen funktioniert hat.
Mit der vorherigen Unterbrechung einher gingen viele Fragen – vor allem für die Klubs, in wirtschaftlicher Hinsicht. Denn rollte der Ball nicht, brechen Gelder in nahezu allen bekannten Einnahmequellen weg. Gerade die Raten für die TV-Übertragung blieben erst mal aus und nicht zuletzt die Zuschauereinnahmen fielen dabei ins Gewicht.
Es ging für die Liga und die Klubs mit all ihren Mitarbeiten ums Überleben. So kam man überein, dass man die Liga ohne Zuschauer zum Abschluss bringt. Für den einen und anderen war ein Abbruch alternativlos, doch für die Klubs, die auch Wirtschaftsunternehmen sind, eben auch alternativlos.
Borussia mit Geisterspiel-Erfahrung
Ein wichtiger Faktor, der bei all den vom Niveau her mehr als ordentlichen restlichen Spielen fehlte, war ohne Wenn und Aber der Fan. Dass diese ‚nackte’ Tatsache kein Feeling bringt, ist unbestritten – im Stadion und auch vor dem TV nicht.
Die Fohlenelf hatte bereits das Derby gegen den 1. FC Köln vor leeren Rängen gespielt und ging so mit einem gewissen Bonus in die letzten Spiele. Einen ‚Bonus’, den sich jeder sicherlich hätte gerne geschenkt. Es kam einfach keine richtige Stimmung auf als Beobachter und Fan der Borussen-Spiele. Daran konnten auch die 20.000 „Pappkameraden“ im Borussia-Park wenig ändern, wenngleich die Aktion eine tolle war und auch ein schönes Bild abgab. Immerhin war es so im wahrsten Sinne anschaulicher, als auf leere Ränge schauen zu müssen.
Ein seltsames Erlebnis in einem leeren Stadion
Schon vor dem Spiel bzw. bei der Anfahrt merkte man, dass es keine normalen Bundesliga-Spiele waren, zwei Mal hatte unsere Redaktion die ‚Ehre‘ in den Borussia-Park zu dürfen. Wo sich sonst der Verkehr staut, lief jetzt alles wie am Schnürchen. Auf dem Weg zum Stadion sah man keine Fans in den Borussia-Park pilgern. Ein Spieltag, und keiner darf hin.
Bevor wir aber überhaupt unsere Karte bekamen, mussten auch wir am Eingang die Körpertemperatur messen. In beiden Fällen war alles okay, trotzdem war dieses Prozedere alles andere als normal. Auch auf dem Weg hoch zur Pressetribüne, alles war strikt geregelt, begegnet man keinen Fans und diese Anspannung vor einem Spieltag, sie war einfach nicht zu spüren.
Besonders betroffen machte das Einlaufen der Mannschaften: Wo sonst die Nordkurve in voller Kapelle hinter dem Team steht und die Fohlenelf gebührend begrüßt, passierte einfach nichts. Zwar dröhnte Musik aus den Lautsprechern, aber dieser Blick ins weite Rund ohne all die Gesänge, Fahnen und Menschen war einfach nur gespenstig. Man fühlte sich ein bisschen wie Montagmorgen im Büro, aber bei weitem nicht wie im Fußballstadion. Sicherlich möchten wir gar nicht auf die ohne Zweifel vorhandenen spielerischen Qualitäten von Borussia und den anderen Teams eingehen, aber emotional fühlte es sich nicht wie Bundesliga an, es hatte vielmehr etwas vom einem Testkick im Sommertrainingslager in Rottach-Egern.
Die Kulisse wird der Mannschaft nicht gerecht
Wir können auch nur erahnen, was im Stadion los gewesen wäre, als Breel Embolo das entscheidende 2:0 gegen die Hertha gemacht hat. Allen wäre ein Stein vom Herzen gefallen, so wie bei der Mannschaft, denn in diesem Moment realisierte man den Einzug in die Champions League. Auch nach dem Spiel ein tristes Bild, ein kleiner Kreis auf dem Rasen freut sich vor sich hin, aber ansonsten passierte nichts. Das wird auch dem Team um Marco Rose einfach nicht gerecht, die uns eine phantastische Spielzeit bereitet haben.
Doch so ganz konnte und wollte man seine Emotionen, die dann eben doch da sind, wenn man die Raute im herzten hat, nicht einhalten. Es wurde gejubelt auf der nahezu menschenleeren Pressetribüne und sich einfach gefreut mit der Mannschaft um Marco Rose, dem auch ein riesengroßer Dank gebührt. In sicherem Abstand saßen wir auf unserem Platz und konnten gehört werden bei ‚Sky‘. „Hast du gerade so laut gejubelt? Ich konnte dich hören“, kam dann via WhatsApp von den Freunden aufs Handy. Ein Umstand, den es sonst so nie geben würde und der umschreibt, wie die „Atmosphäre“ in den Stadien war.
Umsetzung seitens des Vereins beispielhaft
Auf der anderen Seite darf man ohne Zweifel sagen, dass Borussia Mönchengladbach das Konzept der DFL zu 1900 Prozent umgesetzt und alles dafür getan hat, es unter diesen Umständen möglich zu machen, über die Borussia zu berichten. Es war ein „anderes“ Erlebnis, diese Geisterspiele im Borussia-Park. Haben muss man es nicht mehr. In der kommenden Saison soll es zumindest wieder möglich sein, vor ein paar Zuschauern zu spielen, man darf gespannt sein, welches Konzept da vorgelegt und dann greifen wird.
Klar ist, auch da wird es Verlierer geben, weil es eben ‚nur‘ einen Teil geben wird, der ins Stadion gehen wird. Klar ist, Fußball ohne Fans ist wenig bis gar nichts. Insofern ist es gut, dass diese Spielzeit, mit einem für den VfL tollem Ende, vorbei ist. Wie und wann die neue beginnt, bleibt abzuwarten. Hoffentlich zumindest eben schon mal mit ein paar Fans. Die Mannschaften, vor allem Borussia, hätten es mit Blick auf die Champions League klar verdient…