Borussia Mönchengladbach erlebte am Mittwochabend historisches: Im ersten Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte feierten die Fohlen den 50. Derbysieg gegen Köln. Zwar war es für Spieler und Zuschauer eine komische Situation, dafür waren die Szenen nach dem Spiel umso schöner: Die Mannschaft feierte mit vielen Fans die vor dem Stadion standen.
Verdutzte Blicke im Borussia-Park
Vor dem Geisterspiel gegen den 1. FC Köln sorgten die Fans wenigstens für etwas Derby-Atmosphäre. Die Ultraszene hatte dazu aufgerufen, die Mannschaft bei der Ankunft mit dem Bus lautstark zu begrüßen. Das funktionierte, denn vor der Nordkurve versammelte sich eine große Schar, sodass der Bus extra eine andere Route als üblich nahm. Marco Rose begrüßte das Vorgehen vor vor Anpfiff am Mikrofon von Sky.
Als die Spieler dann den leeren Borussia-Park betraten, bot sich ihnen ein seltsames Bild. Wo ansonsten über 54.000 Zuschauer die Mannschaften begrüßen, saßen gerade mal ein paar Offizielle im VIP-Bereich. Matthias Ginter und Co. blickten verdutzt ins weite Rund und wussten auch nicht so recht, was sie mit dieser Situation anfangen sollte. Zwar kam Borussia deutlich besser aus der Kabine, doch man merkte auch den Spielern die nicht vorhandene Stimmung und damit auch eine leichte Unsicherheit an.
»Man hatte das Gefühl, es ist ein Trainingsspiel«, beschrieb Christoph Kramer die ersten Minuten. »Auch wenn man im Training eine andere Stimmung als im Spiel hat, ist es wichtig, dass man schnell in den Modus kommt. Wir haben es sehr gut angenommen und auf dem Feld hat es sich sogar anstrengender angefühlt, als im normalen Spiel«, gestand der Weltmeister von 2014 am Mikrofon von „Sky“.
Embolo trifft erstmals seit dem 15. Spieltag
Für Marco Rose war es nicht das erste Geisterspiel in seiner Trainerkarriere, dennoch hätte auch er sich sicherlich über ein Derby mit vollen Rängen gefreut. Dementsprechend musste er seinen Spielern noch ein paar motivierende Worte mit auf den Weg geben. »Wir haben natürlich darüber geredet, dass viel von uns selber ausgehen muss. Jeder musste sich auch selbst und den Nebenmann mitnehmen. Es war leider niemand im Stadion, der uns im Derby nach vorne trägt«, sagte Borussias Trainer über die Umstände.
Das Tor von Breel Embolo kam übrigens zur richtigen Zeit, denn die Gäste aus der Domstadt hatten in dieser Phase die etwas besseren Chancen. »Es war ein reines Instinkt-Tor«, meinte der Schweizer zu seinem scharfen Linksschuss und verriet auch noch ein kleines Erfolgsgeheimnis: »Ich habe die ganze Woche schon mit „Zicko“ gesprochen, dass man sich als Stürmer auch mal trauen muss zu schießen.« Der Stürmer schoss sein erstes Tor seit dem 15. Spieltag und bekam in den letzten Partien nicht viel Spielzeit von Marco Rose.
Dennoch gab er nie auf und zahlte das Vertrauen mit einem Tor und dem Assist zum zwischenzeitlichen 2:0 zurück. »Es war keine einfache Situation in den letzen Wochen. Man darf das Ziel nicht aus den Augen verlieren, der Sport ist schnelllebig. Wir haben alle den Anspruch von Anfang an zu spielen, deshalb war ich sicherlich mal enttäuscht. Wenn ich das Vertrauen dann direkt mit dem Tor zurück geben kann, freut mich das doppelte«, sagte der Matchwinner bei „Sky“. Übrigens profitierte Borussia schon zum 69. mal vom einem Eigentor in der Bundesliga, das ist historischer Höchstwert.
Hinten raus wurde es aber, wie man es fast schon von Borussia gewohnt ist, nochmal richtig eng. Die Kölner hatten zwei dicke Chancen, scheiterten aber auch am starken Yann Sommer. »Wenn so eine Partie hinten raus eng wird und der Gegner alles nach vorne schmeißt, kann alles passieren. Wir haben uns heute aber belohnt und uns reingeschmissen und versucht, mit den letzten Kräften zu verteidigen. Deshalb fühlt sich das noch besser an«, äußerte sich Rose zu den letzten Minuten.
Spieler feiern mit Fans
Nach dem Schlusspfiff jubelten dann die Fohlen und die Schreie der Spieler und Verantwortlichen waren im leeren Borussia-Park deutlich zu vernehmen. Doch auch vor dem Stadion wurde es laut, denn in der Schlussphase waren die Fans wieder deutlich zu hören. Sie haben die Mannschaft gebührend gefeiert und ließen zumindest noch ein bisschen Derby-Stimmung aufkommen.
Die Mannschaft jedenfalls ließ es sich nicht nehmen, vor den Block zu gehen und gemeinsam mit den vielen, hunderten Fans zu feiern. »In erster Linie war es schön, wir haben das bisher nicht gehabt. Ich finde es beachtenswert, dass so viel Menschen vor der Nordkurve waren. Es war ein Gänsehautmoment und dann weiß mann, wofür man auf dem tiefen Rasen ein Fußballspiel gespielt hat, was ohne Zuschauer keinen Spaß macht. Es hat sich wie eine Meisterfeier angefühlt. Das war ein sehr schöner Moment, ich finde das ist alles andere als selbstverständlich. Ich bin froh, dass wir solche Fans haben«, beschrieb Christoph Kramer die Gefühlslage nach dem Derbysieg.
Video: Spieler feiern vor dem Block mit den Fans.
Auch Marco Rose freute sich über die zahlreiche Unterstützung: »Nach dem Ergebnis war die kleine Feier nach dem Spiel das schönste an dem Tag. In dieser Konstellation war nach dem Spiel eine besondere Atmosphäre, auch während des Spiels haben wir die Fans draußen gehört. Es war ein sehr emotionaler Moment«. Dass es sich für Borussias Trainer »fast wie auf dem Balkon angefühlt« hat, lag allen voran an Kramer. Der Weltmeister gab wohl in Richtung Christopher Heimeroth zum besten, er solle ihm doch mal eben eine Schale reichen.
Schön, dass die Fohlen bei allem Ernst der Lage nicht den Humor und vor allem nicht die Freude nach einem, auch sportlich, sehr wichtigen Sieg verloren haben. Schon am Sonntag steht in Frankfurt das nächste Geisterspiel an, am Montag lädt die DFL dann zu einer Krisensitzung ein. Fortsetzung folgt…