Borussia Mönchengladbach wird mit einer hervorragenden Ausgangslage in den 34. Spieltag gehen. Das haben sich die Fohlen mit einer souveränen Vorstellung beim 1. FC Nürnberg am Samstag erarbeitet. Trainer und Mannschaft waren im Anschluss natürlich überglücklich.
»Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft wie sie es heute gemacht haben. Es war nicht einfach in den letzten Wochen, das wissen wir. Wir haben am letzten Spieltag alle Möglichkeiten, dass wir eventuell die Champions League erreichen können«, zeigte sich Dieter Hecking über die Chance, am Ende noch den vierten Platz zu erreichen, erfreut. »Ich gehe davon aus, dass Frankfurt gewinnt. Dann haben wir einen letzten Spieltag in der Liga, der gerade oben von Spannung geprägt sein wird«, betonte er nach dem Auswärtssieg seines Teams.
Bis zur Pause war es insgesamt ein sehr chancenarmes Spiel, in dem beide Mannschaften eher darauf bedacht waren, die Defensive abzusichern. »In der ersten Halbzeit war es wichtig, dass wir kein Gegentor bekommen. Da waren wir aber ein bisschen zu zurückhaltend in unserem Offensivspiel«, kommentierte Hecking den ersten Durchgang.
Führungstreffer als Türöffner
»In der Halbzeit ist das Ergebnis aus Stuttgart durchgesickert. Dann war klar, dass Nürnberg uns irgendwann die Räume geben wird. Es ging darum, das Tor zu machen«, so der Coach, der beim FCN den ersten Torschützen von Beginn an brachte und den Vorlagengeber zur Halbzeit eingewechselt hatte. Hofmann steckte den Ball im richtigen Moment auf Drmić, der vor dem Tor eiskalt blieb. »Das war ein schöner Spielzug über die rechte Seite«, lobte Hecking.
»Es war ein sensationeller Pass von Jonas, den ich nur noch reinmachen muss. Das war ein Dosenöffner, der uns beflügelt hat. Dann kam eines nach dem anderen. Es ist schön, ein Teil davon zu sein, wie wir heute aufgetreten sind«, strahlte Drmić in den Katakomben des Max-Morlock-Stadions. »Es fühlt sich mega an, Teil dieser Mannschaft und dieses Vereins zu sein. Ich bin sehr, sehr happy.«
Mit der Führung im Rücken gewann die Elf vom Niederrhein die Sicherheit zurück. »Dann wird natürlich vieles einfacher. Dann schwindet der Glaube beim Club, bei uns wächst wieder die Brust. Man hat auch gespürt, dass die letzten 20 Minuten gegen Hoffenheim etwas bei uns bewirkt haben. Das hat man im Training gesehen. Die Stimmung war viel, viel gelöster als in den Wochen zuvor. Es war was abgefallen von der Mannschaft. Das hat man hinten heraus im Spiel gemerkt. Wir haben die Räume genutzt und Tore gemacht«, so Hecking.
»Daran kann man sehen, wie sehr der Kopf eine Rolle spielt«
In der Tat spielte seine Mannschaft dann mit dem nötigen Selbstvertrauen und münzte in der Folgezeit jeden Schuss in einen Torerfolg um. »Es ist natürlich alles aufgegangen, was wir uns heute vorgestellt haben. Wir haben auf unsere Chancen gelauert und diese eiskalt genutzt, was in den letzten Wochen nicht so der Fall war«, zeigte sich Jonas Hofmann erleichtert.
Und spätestens mit dem zweiten und dritten Treffer stand plötzlich eine spielstarke und selbstbewusste Fohlenelf auf dem Platz, wie man sie in den letzten Wochen oft vermisst hat. »Ich überlege mir auch schon seit Jahren, woran das liegt, dass es im Fußball nicht läuft, wenn es mal nicht läuft. Dann führt man 3:0 und dann springt jeder Ball zu dir, du hast die Oberhand, alles klappt und es sieht wieder nach tollem Fußball aus«, äußerte sich Kramer über die Tatsache, dass er Kopf im Fußball eine große Rolle spielt.
»Die Art und Weise, wie sich die Mannschaft von der ersten in die zweite Hälfte gekämpft und dann wieder ihre Qualitäten gezeigt hat, war fantastisch«, lobte Max Eberl und wusste, dass Tore eben die beste Medizin sind. »Es hat uns extrem gut getan, mal wieder selbst in Führung zu gehen. Danach haben die Jungs gezeigt, was sie können. Daran kann man sehen, wie sehr der Kopf eine Rolle spielt.«
Das europäische Geschäft ist gesichert
Der Kopf bei den Fohlen war frei und der Deckel drauf auf der Partie. Doch genug hatten die Borussen noch immer nicht. Im Gegenteil. Denis Zakaria war es vorbehalten, zehn Minuten vor Schluss mit seinem Treffer den Schlusspunkt zu setzen. So stand am Ende ein gleichermaßen wichtiger und verdienter 4:0-Sieg, mit dem man einen Spieltag vor Schluss das ausgegebene Ziel erreicht hat – nämlich in der kommenden Spielzeit wieder international tätig zu sein.
Man muss kein allzu großer Hellseher sein um zu wissen, dass sowohl bei den Beteiligten als auch bei deren Anhang ein großer Stein vom Herzen fiel und die Freude nach dem Schlusspfiff keine Grenzen kannte. »Ich stand vor den Fans neben Yann und hatte echt Gänsehaut, weil es echt richtig geil war«, strahlte Hofmann. »Es ist einfach schön, wenn man dann mit 10.000 Gladbachern hier feiern kann.«
»Es war enorm wichtig und es fühlt sich echt geil an, dass wir jetzt schon was in der Hand haben«, zeigte sich Kramer sichtlich erleichtert und fügte an: »Wir konnten alle die Tabelle lesen und hatten auch Druck auf dem Kessel. Der Trend hat gegen uns gesprochen und die erste Halbzeit heute auch nicht. Dann war es natürlich toll, dass wir mit einer guten zweiten Halbzeit den sechsten Platz klar gemacht haben. Das ist einfach unfassbar gut für den Kopf.«
»Klar wollen wir jetzt Vierter werden«
Die Europa League ist den Borussen nur noch theoretisch zu nehmen. Und die Königsklasse ist gar auch noch erreichbar. Und das alles auch, weil die Konkurrenz im wahrsten Sinne mitgespielt hat und die Borussen die Patzer endlich mal wieder genutzt haben. So können die Fohlen im letzten Spiel zu Hause gegen den BVB nochmal alles reinwerfen und schauen, was geht.
Und mit der nahezu sicheren Qualifikation für die Europa League wollen die Borussen nun alles versuchen, noch in die Champions League zu rutschen. »Klar wollen wir jetzt Vierter werden«, hinterließ Kramer keinen Zweifel. »Für den Kopf ist es gut, wenn du weißt, dass du den sechsten Platz quasi sicher hast. So wollen wir natürlich wieder spielen, dass wir tollen Fußball und viel Leidenschaft zeigen und am Ende vielleicht in die Champions League einziehen.«
»Die Konstellation am letzten Spieltag gibt nochmal vieles her. Es ist ein Endspiel für uns, aus einer sehr guten Ausgangsposition heraus. Das war unser Ziel«, sah es Hofmann ähnlich und gab die Marschrichtung vor: »Jetzt wollen wir zu Hause gegen Dortmund gewinnen.«
»Mit dem Sieg haben wir einen großen Schritt getan uns eine sehr gute Ausgangslage für den letzten Spieltag geschaffen. Platz sieben ist sicher, Rang sechs scheint sehr sicher, jetzt haben wir noch ein Endspiel gegen Dortmund um die Champions League«, freute sich Eberl. »Mit einem Heimsieg haben wir die Chance, noch etwas ganz Großes zu schaffen.«
Ein gemeinsames Ziel, mit dem man auch Dieter Hecking noch mal einen schönen Abschied bescheren kann. Und der 54-Jährige wird seine Truppe fürs letzte Spiel dafür einschwören, um es dem BVB so schwer wie möglich zu machen. »Wir werden die Trainingswoche dazu nutzen, um uns super gut auf Dortmund vorzubereiten«, versprach Hecking und weiß aber auch: »Frankfurt muss mitspielen, die Bayern müssen mitspielen. Wir haben es jetzt wieder ein bisschen in der eigenen Hand.«
»Ich glaube, dass wir den Borussia-Park noch einmal zum Beben bringen werden. Wir haben vor der Saison gesagt, dass wir besser abschneiden wollen. Jetzt ist es schon Europa. Wenn es die Champions League wird, wäre es überragend«, so Hecking und sagte abschließend: »Wir wollen jetzt das ganz Große. Dann wäre es eine herausragende Saison für Borussia Mönchengladbach.« Abslout. Wer hätte das nach dieser Rückrunde noch gedacht.