Mehr als zwei Monate ist Borussia Mönchengladbach nun schon Tabellenführer in der Bundesliga, deshalb singen die Fans schon von der Herbstmeisterschaft und Deutschlands Nummer eins. Sind die Fohlen wirklich ganz oben angekommen? Nach Samstag wissen wir mehr.
Fans träumen
„Herbstmeister, Herbstmeister, Deutschlands Nummer eins“, schallte es einem von den Fans beim Europa League-Spiel in Graz entgegen. Auch „deutscher Meister wird nur der VfL“, oder „irgendwann wird Gladbach wieder Meister sein“ stehen derzeit ganz oben in den Charts der Nordkurve. Die Fans beginnen so langsam zu träumen oder eben auch zu realisieren, dass in dieser Saison doch etwas möglich ist.
Allerdings ist man in Mönchengladbach noch zu sehr gebrandmarkt von der letzten Rückrunde, als man fast noch die Europapokal-Plätze komplett verspielte. Zwar standen die Fohlen nach 13 Spieltagen mit 26 Punkten unter Dieter Hecking auch schon ganz gut da, doch bisher sind die Auftritte einfach viel überzeugender und auch ein stückweit überraschender. Denn mit dem großen Umbruch im Sommer hätte wohl kaum jemand damit gerechnet, dass Borussia unter Marco Rose schon seit zwei Monaten Tabellenführer der Bundesliga ist.
Zu Hause eine Macht
Und das sind die Gladbacher völlig zurecht! Vergleiche á la „bisher hatte noch nie ein Tabellenführer zum bisherigen Zeitpunkt so wenig Punkte“ nerven und hinken einfach. Borussia nutzt die Fehler der Konkurrenten eiskalt aus und steht völlig zurecht auf Platz eins. Dies bewies die Fohlenelf nicht zuletzt am Sonntag gegen Freiburg, als eine der Überraschungsmannschaften auf spektakuläre Art und Weise geschlagen wurde. Zudem hielt die Mannschaft von Rose aus dem Druck Stand, denn Leipzig hatte über Nacht die Tabellenführung erobert, Borussia holte sie sich wieder zurück.
Das mag auch daran liegen, dass der Borussia-Park wieder die von Marco Rose geforderte Festung ist. Seit der einzigen Heimniederlage in der Bundesliga gegen Leipzig gab es anschließend fünf Siege in Folge, Borussia traf dabei 18 Mal und kassierte sieben Treffer. Im Schnitt schießt Borussia also 2,7 Tore pro Heimspiel. Nicht nur deshalb fiebern alle dem Spiel gegen den FC Bayern München entgegen.
Gefährlicher Offensive
Borussia muss sich gegen den schier übermächtigen Rekordmeister keineswegs verstecken, vor allem nicht in dieser Phase der Saison. Die Münchener zeigen sich in dieser Spielzeit selbst sehr anfällig, vor allem als es schnell nach vorne ging hatten sie gegen Leverkusen große Probleme in der Abwehr. Genau das können die Fohlen mittlerweile wie keine zweite Mannschaft, man schaue sich nur mal das vierte Tor gegen Freiburg an als Breel Embolo den Ball kurz vorm Freiburger Strafraum eroberte und blitzschnell umschaltete.
Generell muss man diese Offensive einfach mal loben, denn mit Embolo, Marcus Thuram und auch Patrick Herrmann scheint sich eine Reihe gesucht und gefunden zu haben. Fast schon unheimlich, wenn man bedenkt welche Spieler mit Lars Stindl, Alassane Pléa und auch Raffael noch auf der Bank saßen. Rose betonte noch am Sonntag, dass die Spieler die Entscheidungen des Trainers gut aufnehmen und dass es innerhalb der Mannschaft passt.
Am Stuhl der Bayern sägen
Dafür sorgen natürlich auch die aktuellen Ergebnisse, die es dem Trainer deutlich leichter machen, seine Entscheidungen zu rechtfertigen. Zudem saugen auch die Akteure die Euphorie rund um den Borussia-Park auf, die Tabellenführung in der Liga und Europa beflügelt einfach. Obendrein identifizieren sich die Spieler auch voll mit dem Verein, man schaue sich nur Neuzugang Marcus Thuram an, mit welcher Freude er jedes Mal aufs Neue seinen Eckfahnen-Jubel zelebriert. Es kommt daher wohl nicht überraschend, dass langsam Vergleiche zu den Fohlen aus den Siebzigern aufkommen: Auch damals hatte den Underdog aus Mönchengladbach niemand auf dem Zettel, doch mit mutigem und offensivem Fußball überzeugten die Fohlen das ganze Land.
Und so ziemlich das ganze Land blickt am Samstag um 15.30 Uhr ganz gespannt in den Borussia-Park, wenn es zum Showdown zwischen Borussia und den Bayern kommt. Sollten die Fohlen auch dieses Duell gewinnen, was keineswegs unrealistisch ist, dann rütteln die Fohlen etwas an der Vormachtstellung der Münchener und die Fans dürfen völlig zurecht von Deutschlands Nummer eins singen…